With Full Force
Ein Rückblick auf 25 Jahre WFF
Special
Das WITH FULL FORCE feiert dieses Wochenende sein 25-jähriges Jubiläum! Grund genug für unser WFF-Team, noch einmal auf die Entwicklung und die Highlights der vergangenen Jahre zurückzublicken.
Wir schreiben das Jahr 1994, Nelson Mandela wird erster schwarzafrikanischer Präsident Südafrikas, Akte-X läuft erstmalig über die deutschen Mattscheiben und in Sachsen findet sich eine Handvoll Metalheads zusammen, um erstklassige Live Mucke auf die Lauscher zu bekommen. Unter freiem Himmel, mit 2.500 Gleichgesinnten ist dies die Geburtsstunde des With Full Force Festivals.
Klamottenwechsel
Ein Vierteljahrhundert später stehen wir wieder hier, zwar hat sich die Location etwas verändert, es ist nicht mehr ganz so kuschelig und ein großer Teil der heutigen Festivalbesucher war damals noch Quark im Schaufenster. Klamottentechnisch hat sich zwischenzeitlich auch einiges getan. So gehört der Kuttenträger mit seinen zahlreichen Patches zunehmend zur aussterbenden Art auf dem With Full Force. Vermehrt sieht man eher spartanisch kostümiertes Gehänge. Dennoch kann man heute wie damals die gleichen Bands bestaunen. Dies trifft unter anderem auf die Urgesteine des Hardcore-Punks AGNOSTIC FRONT und SICK OF IT ALL zu. In Summe schaffen es die beiden Combos auf insgesamt 17 Gastspiele und zählen nach wie vor zu den großen Bands.
Locationwechsel
Kommen wir noch einmal auf die Location zurück. Der Stadtpark der Kleinstadt Werdau reichte schnell nicht mehr aus und die Veranstalter mussten bereits nach zwei Jahren auf die Suche nach einem alternativen Gelände gehen. Geschuldet der immer größeren Beliebtheit und der daraus resultierenden Besucherzahl, war dies ein notwendiger Schritt. So fand man schließlich für die nächsten drei Jahre auf dem Flugfeld Zwickau eine neue Heimat, bis es zur vorerst letzten Adresse, nach Roitzschjora, ging. An diesem beschaulichen Ort, gelegen zwischen einem alten Flugplatz und einem Tagebau, erlangte das WITH FULL FORCE Besucherrekorde von bis zu 30.000 Gästen. Letztendlich entschloss man sich nach 18 Jahren, auch dieses Areal zu verlassen, denn die immer verschärfteren Auflagen und der enorme logistische Aufwand an diesem Ort waren leider nicht mehr realisierbar. Seit 2017 stellt nun die etwa 30 km entfernt liegende Halbinsel Ferropolis das neue Zuhause dar. Die „Stadt aus Eisen“ bietet, mit ihrem einmaligen Ambiente und der bereits existierenden Infrastruktur, beste Voraussetzungen für das WFF.
Musikwechsel
Zur musikalischen Entwicklung des WITH FULL FORCE lässt sich vielleicht Folgendes sagen. Wenn man sich all die zurückliegenden Billings in Erinnerung ruft, ist ein wachsender Trend zum Core in jeglicher Couleur erkennbar. Was für den einen ein Aufschrei („spielt doch mal wieder mehr Metal so wie früher“) bedeutet, ist für den anderen das Nonplusultra. Musik ist und bleibt Geschmacksache, dennoch blieb sich das FULL FORCE in einem Punkt immer treu. Die Bandauswahl war stets ein Potpourri aus Metal, Hardcore und Punk. Diese Mischung, und auch die Chance für weniger bekannte Bands, hier auftreten zu können, macht dieses Festival so erfolgreich. Selbst für außergewöhnliche Acts und Sachen weit weg des musikalischen Ursprungs zeigten sich die Veranstalter immer offen. Hierzu bleibt unvergessen die 2003 dargebotene Freakshow von Crazy White Sean und die über viele Jahre stattfindende Motocross- und Skate-Show in dem eigens dafür aufgebauten Skatepark. Selbst Public Viewing auf Großbildleinwänden wurde zur Fußball-WM den angereisten Besuchern ermöglicht.
Fannähe
Das WITH FULL FORCE gehört auch zu den Festivals, die ihre Fans in viele Belange einbinden. Das gilt sowohl für die Abstimmung der auftretenden Bands als auch für Veränderungen und Verbesserungsvorschläge. Anregungen, wie beispielsweise ein offenes W-LAN oder eine Smartphone-App, wurden aufgenommen und umgesetzt. Verbesserungen fanden auch im Bereich der Sanitäranlagen und Einlasskontrollen statt, denn Wartezeiten bei der Anreise von über drei Stunden waren vor 15 Jahren keine Seltenheit.
Highlights
In den 24 zurückliegenden Episoden gab es unzählige Höhepunkte, Aufreger und Skandale. Auf alle hier einzugehen würde den Rahmen um ein Vielfaches sprengen, dennoch haben wir uns ein paar rausgepickt. Anfangen wollen wir mit einem enormen Circle Pit, der 2010 durch die Jungs von HEAVEN SHALL BURN angezettelt wurde. Zum Stück „Behind A Wall Of Silence“ animierten die Thüringer nahezu die gesamte Zuhörerschaft zum kollektiven Ausrasten. Legendär waren auch die Auftritte von ELSTERGLANZ, denn die Blödeltruppe ist ein Garant für gute Stimmung und sinnbefreite Texte. Nicht zu vergessen ist auch der waghalsige Sprung von Stumpen in das Auditorium der damaligen Hardbowl Stage. Der Fronter von KNORKATOR stieg damals an einem Pfosten der Tentstage empor und sprang völlig unbekümmert in die jubelnde Menschenmasse. Zu erwähnen sind auch die Auftritte von VOLBEAT, die maßgeblich für den Erfolg der Band in Deutschland verantwortlich waren.
Shitstorm
Leider gab es auch die ein oder andere Negativschlagzeile rund um das WITH FULL FORCE. Zu erwähnen sind hier die 2013 geplanten Auftritte der Bands FREI.WILD und UNANTASTBAR. Nach Bekanntgabe ihrer Teilnahme kam es zu einem enormen Shitstorm in Richtung der Festivalverantwortlichen. Zusätzlich drohten einige Sponsoren und auch Bands mit ihrer Absage, sollte es zum Auftritt von FREI.WILD auf dem WFF kommen. Schlussendlich beugten sich die umstrittenen Bands dem Druck und sagten ihre Auftritte ab. Auch Wetterextreme sorgten immer wieder für reichlich Gesprächsstoff. 2015 brannte die Sonne so unerbittlich, dass reihenweise Besucher die Erste-Hilfe-Zelte aufsuchen mussten, um ihre Brandblasen behandeln zu lassen. In anderen Jahren bereute man es, seinen Schal und die Wintermütze vergessen zu haben. Auch extreme Niederschläge verwandelten des Öfteren das Areal in eine Art Schlammwüste, und Blitzeinschläge sorgten 2012 sogar für über 50 verletzte Festivalbesucher.
Ausnahmezustand
In erster Linie steht das WITH FULL FORCE für drei Tage Ausnahmezustand mit einer großartigen Stimmung, Toleranz untereinander und natürlich erstklassigen Bands aus den Bereichen Metal, Hardcore und Punk. Genregrößen wie SLAYER, MOTÖRHEAD, IN FLAMES, VOLBEAT, HATEBREED, IRON MAIDEN, aber auch RAMMSTEIN, SLIPKNOT und TURBONEGRO haben hier schon für legendäre Live-Shows gesorgt, und andere werden es ihnen in Zukunft hoffentlich gleichtun.
Wir wünschen dem WITH FULL FORCE noch viele weitere tolle Jahre in der Stadt aus Eisen!
Wer weiter in Erinnerungen schwelgen möchte, kann dies mit unseren Konzertberichten der letzten Jahre tun:
- With Full Force 2017
- With Full Force 2016
- With Full Force 2015
- With Full Force 2014
- With Full Force 2013
- With Full Force 2012
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- With Full Force 2009
- With Full Force 2008