William Shatner
Seeking Major Tom

Special

William Shatner

„Houston, we’ve had a problem“ – wer kennt ihn nicht, den während der Apollo 13-Mission von John Swigert abgegebenen Notruf in Richtung Kontrollzentrum?! Explosion im Sauerstofftank, Beschädigung der Lebenserhaltungssysteme, Umkehr der Fähre unter halsbrecherischen Bedingungen. Nochmal gut gegangen. Seitdem hat der Ausspruch ein Eigenleben entwickelt und ist in die Alltagskultur eingegangen.

Und dank William Shatner ist es mal wieder höchste Zeit, diesen Notruf durch den Äther zu schicken: „Houston, we HAVE a problem!“

Was ist passiert? William Shatner, unser aller Captain James T. Kirk, hat eine Doppel-CD veröffentlicht, „Seeking Major Tom“, auf der er 20 Evergreens, die allesamt entfernt mit dem Weltraum zu tun haben, covert und mit seinem Sprechgesang – merke: Shatner KANN NICHT singen – aufpeppt. Nochmal: „Houston, we have a problem!“

Dumm nur, dass es für Captain Kirks Doppeldecker kein Notfallprogramm gibt. Ein Abbruch der Mission ist auch ausgeschlossen – die CD ist mittlerweile veröffentlicht. Metal.de tut in dieser Situation das einzig Richtige: Sich der Situation stellen und dem Raumfahrervolk das ganze Ausmaß des Schlamassels darzulegen. Hier sind die Notizen aus der bislang unveröffentlichten Rede an die Nation.

1. Major Tom (Coming Home) (Peter Schilling)
Fette Synthies, ein straighter Rhythmus, skelettierte Gitarren und dann diese näselnde Stimme – das war Peter Schilling anno ’83 mit „Major Tom“, und gut war’s. Was William Shatner daraus gemacht hat: Einwattiert und ohne Biss. Dazu Sprechgesang, der so hölzern wirkt wie seine Schauspielerei. (Eckart)

Eigentlich stimme ich Kollege Eckart zu. Was James Tiberius hier zaubert, hat mit dem packenden und atmosphärisch dichten Original außer der musikalischen Untermalung nichts gemein. Allerdings, und das kann der Captain schon fast wieder als Kompliment werten, ist die shattnersche Version dieses Neue Deutsche Welle-Klassikers bei weitem nicht die übelste Nummer auf „Seeking Major Tom“. (Colin)

2. Space Oddity (David Bowie)
Da haben sich ja die richtigen Drei zusammen getan. Trio infernale sozusagen. Captain Kirk auf Mission mit Ritchie Blackmore und Candice Night. Na Prost, da werden sich die Klingonen ja richtig in die Hose scheißen vor Angst… (Colin)

3. In A Little While (U2)
Klingt wie Weltschmerz bei 2 Promille. „Groundcontrol to Captain Kirk: No more drinks in the capsule, please!“ (Eckart)

4. Space Cowboy (Steve Miller Band)
Ein gutes Beispiel dafür, wie verschieden die Kapitäne der Sternenflotte doch sind. Während Captain Kirk eher ein Weltraumrüpel, ein Space Cowboy, ist, gilt Jean-Luc ja eher als Feingeist unter aktiven Raumschiffkapitänen. Von daher freue ich mich schon auf die nächste CD aus dem Hause STAR TREK, die wohl Gedichte und Interpretationen shakespearescher Klassiker vorgetragen von Jean-Luc Picard enthalten wird. (Colin)

5. Space Truckin‘ (Deep Purple)
Tja, so kann es gehen. Musikalisch ist hier alles im grünen Bereich, und die Beteiligten Ian Paice und Johnny Winter werten die Nummer klar auf. Eigentlich auch eine gute Idee, den DEEP PURPLE-Klassiker in einer sehr relaxten Akustik-Version einzuspielen. Wenn, ja wenn da nicht der Gesang von Kirk wäre. Der hat echt Talent, einem jeglichen Hörgenuss zu versauen. (Colin)

6. Rocket Man (Elton John)
Sir Elton oder Captain Kirk? Klares Unentscheiden! (Eckart)

7. She Blinded Me With Science (Thomas Dolby)
Captain Kirk schafft es glücklicherweise nicht, das Stück des Pop-Exzentrikers THOMAS DOLBY zu verhunzen. Das ist im Original schon so seltsam, dass der Sprechgesang fast schon normal wirkt. Passenderweise sorgt Bootsy Collins für ein amtliches Bassgrundgerüst. (Eckart)

8. Walking On The Moon (The Police)
Nein, nein, nein. Auch die Karriere als Synchronsprecher für Pornos kann sich James abschminken. Dieses alberne Gestöhne animiert höchstens zum Fremdschämen. Aber auch Toots Hibbert – eigentlich ein talentierter Sänger – macht hier keine gute Figur. (Colin)

9. Spirit In The Sky (Norman Greenbaum)
Captain Kirk ist beim Hochbeamen offensichtlich Schlimmes widerfahren. Seitdem phantasiert er vom Jenseits und von Jesus. Wenigstens sorgt Peter Frampton an der Gitarre für geerdete Bluesgrooves. (Eckart)

10. Bohemian Rhapsody (Queen)
Hier verstößt der gute James T. Kirk gegen die Genfer Konventionen, oder auch jedwede andere Konventionen. Diese Zumutung wäre nicht einmal, wäre sie als Witz gemeint, angemessen. Die reinste Körperverletzung, zu der es auf youtube auch noch ein offizielles Video gibt. Ach ja, hier geht sogar musikalisch – im Gegensatz zu den meisten anderen Songs – nichts zusammen. Der nächste Interstellare Krieg geht ganz klar auf den Deckel von Cpt. Kirk. (Colin)

11. Silver Machine (Hawkwind)
Die „Silver Machine“ hätte dank Wayne Kramer (Gitarre) und Carmine Appice (Drums) das Zeug dazu, sich ins Weltall zu katapultieren. Allein dem Fahrer wurde der Führerschein abgenommen. So wird das nix. (Eckart)

12. Mrs. Major Tom (K.I.A.)
Eine sanfte Ballade mit Klavier und Akustikgitarre. Sheryl Crow fährt singend auf dem Rennrad vor, während Captain Kirk mit seinem Klapprad im Straßengraben landet und keinen Pieps mehr von sich gibt. Verstauchter Knöchel für den Captain, gut für den Song. (Eckart)

13. Empty Glass (The Tea Party)
„This empty glass is mine“, singt der Captain, als er, reichlich angeschickert, in der Weltraumlounge sitzt: Harter Stoff, den er sich da eingeflößt hat. Die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten: Während des Gitarrensolos von Michael Schenker rutscht der Captain von der Ledergarnitur, und als man ihm aufhelfen möchte, faselt er etwas von „we’re losing our souls!“ Ruhig, James T., das Taxi ist schon unterwegs, und dann schläfst du dich zu Hause mal richtig aus, ja?! (Eckart)

14. Lost In The Stars (Frank Sinatra)
Später wird der Captain von merkwürdigen Träumen heimgesucht: Er selbst steht als Frank Sinatra in Las Vegas auf der Bühne, während Ernie Watts als Kenny G. verkleidet im Publikum steht und ein Saxophonsolo spielt. Die drei anwesenden Zuschauer drehen sich um, und plötzlich… schweißgebadet und von Kopfschmerzen geplagt wacht der Captain auf. Unkontrolliert greift seine linke Hand nach den Schmerztabletten, aber es sind keine da… (Eckart)

15. Learning To Fly (Pink Floyd)
Jetzt erzählt Captain Kirk seinen Großenkeln, wie er einst das Fliegen erlernt hatte. Sein Schiff, solide gebaut, fliegen jetzt andere. Er selbst genießt die Verrentung. Meinetwegen. (Eckart)

16. Mr. Spaceman (The Byrds)
Der Captain sitzt im Saloon, und keiner hört ihm zu. (Colin)

17. Twilight Zone (Golden Earring)
Der Text ist dramatisch, und Captain Kirks Stimme überschlägt sich verräterisch. Bitte erst den Rausch ausschlafen, dann sehen wir weiter! In der Zwischenzeit übernimmt Warren Haynes an der Gitarre bitte das Kommando – danke! (Eckart)

18. Struggle (Shatner/Hamilton)
Jetzt singt er auch noch, bzw. er versucht es. Wenigstens nur bei seinem eigenen Song. Sonst hätte es Ärger mit dem Iron Man gegeben. (Eckart)

19. Iron Man (Black Sabbath)
Der einzige wirklich metal.de-relevante Song kann natürlich von jedem Metaller im Schlaf vor- und rückwärts mitgesungen werden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass für die musikalische Umsetzung Zakk Wylde gewonnen werden konnte. Der spielt nicht nur ein hörenswertes Gitarrensolo, sondern singt „Iron Man“ auch direkt in der zweiten Stimme. Aber auch er kann nicht verhindern, dass ein aggressiv ’singender‘ Captain Kirk offensichtlich dem Romulanischen Ale ein wenig zu sehr zugesprochen hat. So möchte man den Song nicht einmal von Ozzy hören. (Colin)

20. Planet Earth (Duran Duran)
Captain Kirk wird von den Borg entführt und assimiliert. Somit ersetzt nun mechanischer Sprechgesang die in hohen Lagen immer etwas limitierte Stimme von DURAN DURAN-Sänger Simon Le Bon. Vielleicht lernt der Captain vom Kollektiv ja doch noch das Singen… Alles Gute bei den Borg, Captain Kirk! (Eckart)

Fazit Eckart:

Rein musikalisch ist das alles ganz ansprechend, und die Liste der Gastmusiker ist beeindruckend. Doch leider entpuppt sich der eigentlich pensionierte Captain Kirk als Störfaktor auf dieser Best-Of-Compilation… Und überhaupt: Wo bleibt die Coverversion von „Tower’s Calling“ (EUROPE)?

Fazit Colin:

Wie Eckart schon sagt, musikalisch haben viele der Titel Ansprechendes zu bieten. Die grenzdebile Darbietung von Herrn Shatner macht aber fast jeden guten Ansatz zunichte. Zu allem Überfluss wird sich die Platte unter Trekkies aber vermutlich verkaufen wie geschnitten Brot. Auf der anderen Seite sollte die Platte schon in die musikalische Früherziehung aufgenommen werden, um den Kindern zu zeigen, wie man es gesanglich ganz sicher nicht macht.

25.11.2011
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