Weltschmerz
Unsere liebsten Doom-Perlen, Teil 2
Special
TROUBLE – „Psalm 9“ (Metal Blade Records, 1984)
Eine der ganz großen Bands des klassischen Doom, TROUBLE, mussten sich damals zu Zeiten ihrer frühen Werke oft den Begriff „White Metal“ gefallen lassen, allen voran von ihrem eigenen Label Metal Blade Records. Ja, Eric Wagner ist christlich erzogen. Ja, das Debüt „Psalm 9“, welches damals noch unbenannt/selbstbetitelt war und erst nach der Entstehung des vierten, tatsächlich selbstbetitelten Albums in „Psalm 9“ umgetauft worden ist, enthält dazu Texte, die von der Bibel, speziell dem alten Testament, inspiriert worden sind. In einem Genre, das in der öffentlichen und oft genug auch seiner eigenen Selbstwahrnehmung generell mit Todes- und Teufelsverehrung gleichgestellt wird, sticht eine solche Band dann natürlich hervor wie ein bunter Hund, was sicherlich auch die Absicht auf Labelseite gewesen sein dürfte.
„Psalm 9“ ist ein räudiges Biest
Andererseits fallen die Unterschiede zu Zeitgenossen wie SAINT VITUS gar nicht mal so drastisch aus, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert: die Musik. Und in dieser Hinsicht muss man einfach sagen, dass TROUBLE völlig zurecht zu den ganz Großen des Doom zählen. „Psalm 9“ ist ein räudiges Biest, das gleichsam zähe, Unheil verkündende, lavaartige Doom-Riffs und explosive Uptempo-Parts beinhaltet und zeigt, dass der Doom nur dann wirklich effektiv rumpelt, wenn seine Langsamkeit auch ins Verhältnis zu flotteren Tempi gesetzt wird.
Und natürlich hilft das rauchige Krächzen von Eric Wagner dabei, das raue Bild zu vervollständigen. Der Mann bewegt sich mit seinem Organ auf einer ganz anderen Ebene als all jene, die ihre Zeitlupenkost mit blitzblank poliertem Gesang versehen lassen. Nein, räudig, rauchig, böse und ganz und gar unchristlich klingend serviert Wagner hier ein paar raue Hooks, die mit klarem Falsett einfach nicht funktionieren würden. Eine Zeile wie „You Bastards, you’re gonna pay“ kann man sich schwer mit hellen Glocken überzeugend transportiert vorstellen.
TROUBLE = DOOM
Der Opener „The Tempter“ legt die Karten im Grunde schon auf den Tisch und stellt das Album und seine Qualitäten gekonnt vor. Die träge Schwere der Doom-Riffs, die den Track eröffnen, kommt so richtig zur Geltung, wenn sie mit den aggressiven, flotten Parts hintereinander geschaltet werden. Diese flotten Parts sind stark vom klassischen Heavy Metal der damaligen Zeit beeinflusst und sicher auch von diesem abgeleitet. Das tut der Souveränität, mit der TROUBLE beide Aspekte ihres Sounds jonglieren, aber keinen Abbruch. Viel mehr kreieren TROUBLE so das Moment ihres Songs und verleihen ihm Gewicht. Indes peitscht Wagner den Drive des Songs weiter an, schön mit Hall versehen, wie es sich gehört.
„Assasin“ und „Bastards Will Pay“ sind da noch eine Stufe aggressiver und gehen direkt in die Vollen, vom Doom im Sinne von Langsamkeit ist kaum was zu spüren. Dennoch spürt man nach wie vor die Schwere in den Riffs, die das Duo Wartell/Franklin hier entfesselt. „Victim Of The Insane“ dagegen geht in die andere Richtung und könnte auch so etwas wie eine Schablone für angehende True-Doomster darstellen. Der Song hat diese wahnsinnig schweren Riffs frisch aus der Teergrube, dazu kommen dann diese flirrenden, unheimlichen Melodien. Atmosphäre pur und das, ohne irgendetwas an Rohheit oder Härte einzubüßen. Der abschließende Titeltrack glänzt indes durch sein markant groovendes Riffing.
Das Genre wird definiert
„Psalm 9“ ist vollkommen zurecht einer der ganz großen Klassiker des Doom, ein Album, das geholfen hat, dieses Genre zu definieren und zu formen. Und ja, TROUBLE mögen nicht die großen Innovatoren, sondern „nur“ treibende Kraft gewesen sein. Dennoch bleibt das Full-Length-Debüt der Chicagoer ein Meilenstein, an dem kein Zeitlupenfanatiker und keine Trauerweide vorbeikommen sollte. Und von dem „White Metal“-Dingens sollte man sich ohnehin nicht abschrecken lassen. Das lenkt nur ab. Und die Band hat sich im Laufe ihrer Karriere ohnehin davon distanziert. Gut so.
(Michael Klaas)
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Stile | Doom Metal, Epic Doom, True Doom Metal |
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