Weltschmerz
Unsere liebsten Doom-Perlen, Teil 2

Special

2. „The Wizard“

Das zweite Lied auf der LP „Black Sabbath“ beginnt mit einem Mundharmonika-Intro, danach setzen erst die anderen Instrumente ein. Im Bluesrock war die Mundharmonika ein wichtiges Stilmittel, auch wenn man sie heute mehr mit Lagerfeuerromantik assoziiert. „The Wizard“ ist zwar noch langsam und düster, aber doch nicht ganz so gruselig wie „Black Sabbath“.

„Evil powers disappear
Demons worry, when the wizard is near
He turns tears into joy
Everybody´s happy, when the wizard is here.“

Laut Interviews geht es im zweiten Lied um Gandalf, den guten Zauberer aus „Der Herr der Ringe“. Hier ist das Spannende eher die Diskrepanz zwischen Text und Instrumentierung: warum so düstere Musik für den lieben, netten Zauberer? Ist er gar nicht so harmlos? So wie es Spekulationen um „Lucy In The Sky With Diamonds“ (abgekürzt LSD) von den BEATLES gegeben hatte, gab es auch welche um „The Wizard“: Gerüchten nach war es der Drogendealer, der jedem ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert hatte.

„Left all the people feeling so fine
Never talking
Just keeps walking
Spreading his magic.“

3. „Behind The Wall Of Sleep“ (das Intro heißt „Wasp“)

Auch hier gilt wieder: das Lied ist sparsam instrumentiert und spielt mit (damals noch recht neuen) Stereo-Effekten. Es beginnt mit einem rockigen Riff und man weiß zu jeder Zeit, welches Instrument sich wo befindet, aber Ozzy kommt überdeutlich mal von links und mal von rechts. Für heutige Verhältnisse ist das völlig ohne Finesse, aber damals fanden wir es megacool. In den Strophen finden wir wieder die dunklen Riffs und lange nachhallende Töne. Nach der letzten Strophe klopft das Schlagzeug im Alleingang und dann klingt das Lied mit einem Bass-Solo aus.
Der Text greift eine Geschichte des Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft auf. Ein Mann lebt im Schlaf in einer Traumwelt und wird dadurch zum Mörder. Was ist realer: Traum oder Leben am Tage? Letztendlich stirbt der Mann an seiner Traumwelt.

4. „N.I.B.“ (das Intro heißt „Bassically“)

N.I.B. beginnt mit einem Bass-Solo (deshalb auch der Name „Bassically“) von Geezer Butler und der Hauptriff erinnert an CREAM, eine Supergroup der 60er Jahre. Häufig kann man lesen, dass N.I.B. „Nativity In Black“ bedeute, aber Geezer Butler, der den Text geschrieben hat, behauptet, das heiße einfach nur „nib“ (eine bestimmte Bart-Form) und beziehe sich auf den Bart des Drummers Bill Ward.
Im Lied erzählt Luzifer in Ich-Form, dass er sich in eine Frau verliebt hat und ihr Sonne, Mond und Sterne zu Füßen legen will. Allerdings stellt er Bedingungen:

„Your love for me has just got to be real
Before you know the way I´m going to feel.“

Butler hat in einem Interview gesagt, dass Luzifer sich durch die Liebe verändert hat und plötzlich ein gutes Wesen wird. Aus den Zeilen geht das aber nicht unmittelbar hervor.

„Now I have you with me, under my power
Our love grows stronger now with every hour
Look into my eyes, you will see who I am
My name is Lucifer, please take my hand.“

Und auch hier gilt: Wenn der Teufel so ein netter Kerl wird, warum ist dann die Musik so bedrohlich?

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08.11.2018

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