Der Weg einer Freiheit
"Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass wir die Konzerte lieber nicht gespielt hätten."
Special
Als am späten Abend des 17. Novembers vor unserer Proberaumtür in Würzburg der dicke schwarze Bus auftauchte, der für die ersten vier Konzerte in Berlin, Bochum, Köln und Frankfurt unser Zuhause darstellte, wussten wir: Jetzt geht’s los und es gibt auch erstmal kein Zurück. Von den Veranstaltern als auch den örtlichen Behörden gab es grünes Licht und so standen wir am nächsten Tag pünktlich zum Get-in um 12:00 Uhr Mittags vor dem Berliner Kultladen SO36, luden ein, bauten auf, machten Soundcheck, aßen und tranken – ja und dann gingen auch schon die Türen auf. Manchmal weiß ich gar nicht so recht, wo die Zeit geblieben ist – gerade haben wir noch den letzten Ton im Studio eingespielt, ich habe mich durch den Albummix gekämpft und jetzt liegt die fertige Platte auf dem Merchtisch, Leute stürmen nach vorangegangener 2G-Kontrolle den Raum und alles ist so ein bisschen normal.
Erwartungsvolle Gesichter, klirrende Flaschen und Gläser, stimmungsvolle Hintergrundmusik, der Support-Act fängt an zu spielen und während ich hinter der Bühne den Klängen von „The Devil’s Trade“ lausche, realisiere ich langsam, dass wir in einigen Minuten da oben auf der Bühne stehen werden. Diesmal war es aber einfach anders, anders aufgrund der langen Pause, aufgrund des neuen Albums, des neuen Sets, das wir schon seit Wochen einstudiert hatten, aber vor allem aufgrund einer unsichtbare Sache: Corona. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich nicht mehrmals während unseres Sets darüber nachdenken musste. Nicht nur an diesem Abend in Berlin.
Ich würde aber auch lügen, wenn ich behauptete, dass wir die Konzerte lieber nicht gespielt hätten. Ganz im Gegenteil: im Nachhinein sind wir sehr glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben, weil es uns gezeigt hat, dass es trotz aller Widrigkeiten und Unsicherheiten doch möglich ist, Veranstaltungen in einem adäquaten und sicheren Rahmen den Umständen entsprechend durchzuführen. Auch wenn es hier andere Meinungen gibt, die wir durchaus nachvollziehen können und respektieren – uns war es an dieser Stelle wichtig, diese Möglichkeit wahrzunehmen, denn keiner weiß, was als nächstes passiert. Die glücklichen Gesichter und leuchtenden Augen, in die wir jeden Tag blicken durften, sprachen eine eindeutige Sprache – der Wunsch, wenn auch nur für ein paar wenige Stunden, etwas Normalität in sein Leben zu lassen. Dies verdanken wir allen voran denen, die sich trotz aller Ungewissheit ein Ticket gekauft haben, den Veranstaltern, die alle erdenklichen Vorkehrungen und Kontrollen gewissenhaft durchgeführt haben, den Technikern, dem Personal im Club, den Putzkräften – allen, die so ein Konzert überhaupt möglich machen. Jeder zog an einem Strang, da für alle Beteiligten enorm viel auf dem Spiel steht. Was bleibt sind die positiven Erinnerungen, die einem niemand nehmen kann und die in diesen Zeiten doch so wichtig sind. Danke an alle, die uns in Berlin, Bochum, Köln, Frankfurt, Würzburg und Zürich unterstützt haben, in welcher Form auch immer!
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Stile | Black Metal |
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