Van Canto
Musiker-Blog - Van Canto Teil 2 (Strasburg, Vosselaar, Nürnberg)

Special

Van Canto

21.02.2014 – Strasburg, La Laiterie

Von Stef

„C’est la premiere fois que nous sommes en France, ääääh“ Wie geht’s nochmal weiter? Mein Schulfranzösisch lässt mich sowas von im Stich, dabei probiere ich seit Wochen (Wochen!!!) mir eine amtliche Begrüßung in Landessprache zurechtzudengeln. Das wird nix. Heute ist Abfahrt, ich lass mir den Text nochmal von meiner fremdsprachenbewanderten Mutter aufs Handy smsen. Mal sehen.

Der Bus fährt um halb acht morgens in meinem beschaulichen Heimatdorf vor. Fettes Ding, komplett rot. Früher dachte ich mir immer, wenn man in so einem Bus fährt hat man es geschafft. Was eigentlich? Egal, irgendwas haben wir wohl geschafft, also alle an Bord, Frauen und Kinder zuerst. Wir haben uns einen „Single-Highdecker“ gegönnt, also ein Bus der so groß ist wie ein Doppeldecker, aber nur ein Stockwerk hat und untendrunter viel Ladefläche. Super-Idee, da kann man sich den Hänger sparen und ist schneller unterwegs!!! Obwohl, nö. Wir verdoppeln einfach mal das Schlagzeug, nehmen gefühlte 47 Cases voll mit eigenem Licht mit, genug Merch, um alle Van Canto-Fans und alle die, die es in den nächsten Jahren noch werden wollen 6-fach mit T-Shirts einzukleiden, ein eigenes FOH-Pult, Kinderwagen, Ersatz-Fußball, Drittzahnbürste und was man sonst noch so braucht. Daher – weise Entscheidung – hat uns unsere Booking-Agentur den Hänger doch direkt mitgeordert. Die wissen was sie tun, das Zeug hätte nie, ich betone NIE!, in den Bus gepasst. Danke Jörg.

Wir tuckern über die Autobahn und über Land bis ins schöne Strassbourg und finden den Club in der engsten Straße, die man so bauen kann, wenn man einen Club hat, vor dem Nightliner parken sollen. Ich hätte da noch nicht mal einen Kleinwagen unfallfrei reinrangiert, aber unser Busfahrer kann es. Er kann es!

Der Club ist groß, sehr groß, geile Halle, ausverkauft mit 300 Besuchern! Moment, eigentlich ganz schön viel Platz für 300 Leute. Ach so, wir spielen im kleinen Club? Mal sehen. Ok, der ist wirklich eine Ecke kleiner, aber auf der anderen Seite: Zum ersten Mal überhaupt mit der Band in Frankreich, 300 Karten weg, wir wollen sowas von gar nicht meckern und freuen uns auf picke-packe-volle Clubatmosphäre.

Wir werden direkt mal von den Köchen mit den Worten begrüßt „You will never forget this place“ (schön in französischem Akzent), was eine untertriebene Ankündigung auf das unfassbare Essen ist, was es hier den Ganzen Tag über gibt. 1a Catering, touren wie Metalgott in Frankreich. Ok, unsere Crew sieht und schmeckt davon wenig bis nix, erster Tourtag mit eigenem Equipment, d.h. erstmal von 12 Uhr bis 18:30 am Stück aufbauen, soundchecken und nebenbei noch unsere beiden Vorbands Winterstorm und Arven technisch versorgen. Die Jungs sind doch nicht schon durch bevor es los geht? Nein, kurz ans leckere Catering, ein, zwölf Redbull und sie sehen zumindest so aus, als ob sie das heute gewuppt kriegen.

Wir sind sackaufgeregt, starten mit unserem Intro und natürlich „Fight for your life“. Hütte voll, Stimmung super, erster Song gepackt, also Stef – los geht’s mit der Ansage. „C’est la premiere fois que nous sommes en france et j’espere que nois chantons mieux que comme nous parlons francais“. Jubel!! Geil, unfallfrei hinbekommen, sie lieben uns, die Franzosen. Hmm. Moment mal, ein paar Gesichter kenn ich aber. Erdkunde: Strassbourg ist ganz schön nah an Deutschland. Kurze Nachfrage: „Äh, spricht hier wer deutsch?“ Genau so großer Jubel wie eben. Argh. Wie soll ich denn jetzt ansagen? Deutsch? Französisch? Wir einigen uns auf schlechtes Englisch, funktioniert ganz gut. Und dafür übe ich wochenlang mein Sprüchlein? Egal, hat ja geklappt.

Der Gig läuft super, wir haben richtig Spaß und unsere Fans offensichtlich auch, sehr mitsingfreudig. Basti hat ein Schlagzeug-Solo vorbereitet, schnappt sich vorher sein Mikro, geht an die Bühnenfront und haut mal so eben 2 Minuten komplette Ansprache in Französisch raus (Waaas? Der kann französisch???). Komplett spontan (Und soo gut???). Mit Witzen zwischendurch (Ich verstehe kein Wort, warum lachen die alle?). Und französischen Antworten auf französische Fragen aus dem Publikum (Argh. Der Sack.) Hätte er doch vorher mal sagen können, dass er das AUCH NOCH kann. Naja. Ich mag ihn trotzdem. Ich werde jetzt eine Sprache mit Klick-Lauten lernen, vielleicht hab ich ihm dann bei zukünftigen Gigs was voraus. Wir singen und spielen 85 Minuten, danach ist die Luft raus aus uns und der Sauerstoff raus aus dem Club. Wir ernten langen Applaus und sind überglücklich.

Und nach dem Abbauen, Schwätzchen halten mit den Fans (auch die Franzosen können fast alle deutsch hier, haha Basti!) und Duschen macht sich unser Bus bezahlt, in den wir einfach einsteigen dürfen, und uns nachts schlafend nach Belgien kutschieren lassen. Sly und Basti entern vorher noch ungefragt eine Feministen-Party in der Nachbarschaft. Sly zweifelt kurz, ob sein Hustler-Shirt hierfür die korrekte Garderobe darstellt, aber alle bleiben friedlich. Weitere Details entziehen sich der Kentniss des Autors. Es ruckelt, es schnarcht, es hat zuviel Adrenalin, es kann nur bedingt schlafen. Egal, super Auftakt in Europa. Merci, Strasburg!

 

 

22.02.2014 – Vosselaar, Biebob

Von Stef

Unser Bus tuckert durch belgische Gassen, um 10 Uhr morgens stehen wir vor dem Club in Belgien. Strom liegt schon da, perfekt. Da wir trotzdem noch zwei Stunden Zeit haben, bis wir in den Club können, freuen wir uns über das geniale Wetter und machen einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft. Im Februar auf Tour gehen und gleichzeitig Frühling haben ist fast zu schön um wahr zu sein.

Wir waren schonmal im Biebob, vor zweieinhalb Jahren im Rahmen der Out Of The Dark Festivaltour, gemeinsam mit vier anderen Bands. Wir erinnern uns noch an zwei sehr kleine Backstageräume, die wirklich back stage sind, d.h. während eine Band spielt, sitzen die anderen im Backstageraum fest. Hinzu kommt eine einzige Toilette, die mit irgendeinem Flugzeug-mäßigen Pumpsystem arbeitet, das aber erst abends angeschaltet wird. Wir entscheiden uns spontan, den Backstagebereich Winterstorm zu überlassen und unseren Backstage im Bus zu beziehen.

Die Vorbereitungen auf den Gig laufen heute schon routinierter ab als gestern, wir sind um 15:30 Uhr fertig mit dem Soundcheck und können uns bei leckeren Kroketten auf den Auftritt freuen. Zwei Interviews haben wir auch noch, schön wenn mal alles entspannt ist. Der Auftritt selbst überrascht uns total, das Biebob ist fast voll, die Stimmung ist unfassbar euphorisch. Nach jedem Song bekommen wir gefühlt minutenlang „Van Canto“ und „Hey-Hey“-Sprechchöre, so dass wir diesen Song spontan als unseren neuen Lieblingssong deklarieren. Belgien: Immer wieder gerne!

Foto: Anno von Sachsen

 

23.02.2014 – Nürnberg, Rockfabrik

Von Stef

Auch in Nürnberg erwartet uns Sonnenschein. Und ein Riesenclub. Wir zweifeln etwas, wie wir den voll bekommen sollen. Zwei Wochen vor dem Gig wurde entschieden, dass wir aufgrund der verkauften Ticketzahl vom kleinen in den großen Club umziehen. Dass der gleich 5x so groß ist war uns nicht ganz so klar…

Egal. Der Parkplatz vor dem Club ist riesig und wird zum Fußballplatz umfunktioniert. Auch der Aufbau funktioniert heute super, und das alles auf einer Bühne, die gefühlte 10m hoch ist. Wenn du hier in der ersten Reihe stehst bekommst du keine Nackenschmerzen vom Headbangen, sondern vom Hochgucken. Es wird der bis dahin beste Abend der Tour werden. Die Hütte ist richtig voll, nicht ausverkauft, aber für unseren ersten Gig in Nürnberg ist die Aussicht wirklich der Hammer. Hyrax und Winterstorm sind hier ja durchaus Lokalmatadoren und heizen den Leute sowas von ein, dass wir uns schon beim Intro über Publikumslautstärke im Bereich „startender Airbus“ freuen dürfen.

Besonders gut funktioniert heute unsere Ballade „The other ones“ vom neuen Album und „If I die in Battle“, das sich in den letzten drei Tagen zum heimlichen Tourhit entwickelt hat. Wir entschuldigen uns auf der Bühne mehrmals, dass wir Nürnberg bisher tourtechnisch ignoriert haben. Wir holen das alles nach, soviel ist seit heute klar. Danke Nürnberg!

Foto: Volker Uffelmann

11.03.2014
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