Van Canto
Listening Session zu "Tribe Of Force"
Special
Am 26. Februar 2010 wird über Napalm Records das dritte Album der A Cappella Metalband VAN CANTO veröffentlicht, für das die Band wieder mit Charlie Bauerfeind zusammenarbeitete. Das neue Werk der sechs Musiker aus dem Rhein-Main-Gebiet hört auf den kraftvollen Namen „Tribe Of Force“ und Ende Dezember stellten Stef und Inga die dreizehn Songs der Musikpresse vor.
Album Nummer drei ist eine konsequente Weiterentwicklung aus den Erfahrungen, die die Band seit ihrer Gründung 2006 gewonnen hat. Zwei Alben und besonders die über 60 Konzerte haben die Band gelehrt, Songs so zu schreiben, dass sie live umsetzbar sind. „Wenn man sieht was live ankommt oder wo man live fast schon von der Bühne fällt, weil man keine Luft mehr kriegt als Gitarrensänger, dann schreibt man den nächsten Song so das man wieder Luft kriegt“.
Neben typischen VAN CANTO-Songs, wie dem kraftvollen Opener „Lost Forever“ gibt es auch einige Gastauftritte und Experimente auf „Tribe Of Force“.
Zunächst geht es mit dem dynamischen „To Sing A Metal Song“ weiter, das nach einer Kampfansage an die Kritiker VAN CANTOs klingt, die die Band mit ihrem dritten Album jedoch endgültig ruhig stellen dürfte.
Der dritte Song „One To Ten“ begeistert mit einem ungewöhnlichen Gitarrenduell: VAN CANTO duellieren sich mit RAGE-Gitarrist Victor Smolski. Hierfür sang Stef seinen Part ein und bat Victor Smolski, für den ersten Teil eine Antwort und für die Melodie am Ende eine zweite Stimme zu schreiben. Nur 42 Minuten brauchte Smolski um seinen Teil des Schlagabtauschs fertigzustellen. Und Stef, der sich selbst als „furchtbaren Leadgitarristen“ bezeichnet, kann nun nicht nur sagen, dass „das schöne an dieser Band ist, dass man die Soli, die man nie spielen konnte, wenigstens singen kann“, sondern sich zudem mit diesem spannenden Duell brüsten.
Im vierten Song „I Am Human“ wird eine der Besonderheiten VAN CANTOs deutlich: die Möglichkeit ruhige und kraftvolle Parts aufzubauen, wie es normalen Metalbands kaum gelingt. Der durch die fünf Sänger getragene Anfang ist sehr ruhig, steigert sich langsam in der Lautstärke und erreicht mit Bastis (drums) Einsatz seine volle Lautstärke.
Zu „My Voice“ dürfen VAN CANTO-Fans endlich wieder ihre „Rakkatakka Motherfucker“-Shirts auspacken. Die Band hat sich den Wunsch der Fans zu Herzen genommen und einen neuen Rakkatakka-Song geschrieben.
Es folgt der erste von zwei Coversongs auf „Tribe Of Force“: GRAVE DIGGERs „Rebellion“. Wieder einmal zeigen VAN CANTO, dass sie sich hervorragend darauf verstehen, bekannte Metal-Songs umzuschreiben. So gut, dass Chris Boltendahl es sich nicht nehmen lies, diesen Song zusammen mit VAN CANTO einzusingen. Stefs Solo in diesem Song ist eins von vier First Takes nach dem Motto „jetzt hab ich Bock drauf, Mikro her! Eingesungen und dann passte das auch“.
„Last Night Of The Kings“ ist ein reiner A Cappella Song, bei dem Drummer Basti Pause hat. Die anderen fünf lassen Rollenspielerherzen höher schlagen. Vor meinem geistigen Auge erscheint das Bild einer Taverne, in der sich alle Stimmen, Becher und Trinkhörner gemeinsam erheben.
Beim folgenden Titelsong des Albums „Tribe Of Force“ gibt Basti nicht nur wieder den Takt, sondern zieht auch das Tempo wieder an. Ein typischer VAN CANTO-Song, den man getrost als Anspieltipp empfehlen kann.
„Water. Fire. Heaven. Earth.“ kündigt uns Stef als Ingas Song an. Mir erschien die Gewinnerin des Female Metal Awards bis dahin ein wenig unter zu gehen, ein Eindruck der im Interview jedoch korrigiert wird. VAN CANTO ist „keine Metalband mit Frauengesang, sondern eine Metalband mit fünf Sängern – wovon vier Männer sind und eine Frau und so ist auch ungefähr das Verhältnis zu sehen“. Daher muss Inga stärker in die Songs eingebettet werden um nicht heraus zu fallen und aus dem gleichen Grund gibt es auch nicht mehrere Songs wie „Water. Fire. Heaven. Earth.“, da sie aus dem eigentlichen Konzept der Band herausfallen würden. Live leben die Lieder ohnehin von der Interaktion zwischen Sly und Inga und Parts, bei denen Inga auf der Platte als zweite Stimme erscheinen können, wirken durch das Zusammenspiel der beiden ganz anders.
„Master Of Puppets“, das zweite Cover des Albums kann im Gegensatz zu „Rebellion“ nicht mit einem Gastauftritt der Schöpfer aufwarten, weiß aber dennoch zu begeistern. Zwei Daumen für ein weiteres gelungenes Cover!
Mit „Magic Taborea“ wird die experimentelle Phase des Albums eingeleitet. VAN CANTO erhielten von der „Runes Of Magic“-Spielefirma die Möglichkeit, mit dem brandenburgischen Staatsorchester zusammen zu arbeiten. Eine Chance, die sich die Band natürlich nicht entgehen ließ und als der Song nach knappen dreieinhalb Minuten zu Ende ist, bleibt der Wunsch nach mehr. Stef komponierte diesen Song zusammen mit dem Komponisten vom „Runes Of Magic“-Thema innerhalb von fünf Tagen, für die Aufnahmen mit dem Orchester standen zwei Stunden zur Verfügung.
„Hearted“ ist die Erfüllung eines Herzenswunsches Ingas, zusammen mit Tony Kakko zu singen. Für diesen Song wollte die Band einen Gastsänger und Stef überraschte Inga mit der Zusage des SONATA ARCTICA-Sängers. Tony kannte bis dahin nur VAN CANTOs „Wishmaster“-Cover, war aber extrem schnell für die Idee zu begeistern. Die anderen Bandmitglieder nutzen diesen Song um einmal auszuloten, was die eigenen Stimmen in den Tiefen und Höhen so hergeben.
Auf Platz Nummer 13 steht „Frodo’s Dream“. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um den Herrn der Ringe, dem auch ein A Cappella Metal Gewand hervorragend steht. Auch dieses Experiment, Klangwelten zu schaffen, ist mit ca. drei Minuten leider zu kurz gehalten.
In Bezug auf die Produktion hat sich bei VAN CANTO nicht viel verändert, Charlie Bauerfeind produzierte wieder die Drums, den Gesang hat die Band teils im Twilight Hall Studio und teils im eigenen Studio selbst produziert. Auch in Bezug auf die Effekte hat sich zu den zwei Vorgängeralben nichts verändert. Für die Solos werden wie zuvor die Mikrofone an einen Gitarrenverstärker angeschlossen, „eine Sologitarrenverzerrung mit der Stimme hinzukriegen, das haben wir uns abgeschminkt, außerdem macht es Spaß durch einen Amp zu singen“. Ansonsten nutzen VAN CANTO „keine Effekte, die bei einem normalen Sänger nicht auch drauf wären. Also Kompression, Hall und natürlich doppeln wir die Stimmen. Wie es ein normaler Gitarrist, der seine Gitarre zweimal einspielt, auch machen würde, singen Ross und ich (Stef, Anm. d. Verf.) jeder seinen Part zweimal. Das können wir natürlich live nicht machen, aber es ist trotzdem nicht so, dass das auf einmal total abfallen würde“. Wer sich das nicht so ganz vorstellen kann, kann sich schon zu Ostern live von VAN CANTO überzeugen.
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