Vader
Der Diskographie-Check
Special
VADER haben mit „Tibi Et Igni“ ein wahrlich beachtliches Eisen im Feuer, welches bald auf alle dürstenden Fans losgelassen wird. Aber auch in der Vergangenheit überzeugten die Polen immer wieder mit starken Werken. Diese sorgten unweigerlich dafür, dass die Jungs rund um Frontmann Piotr „Peter“ Wiwczarek mittlerweile zur Speerspitze des Death Metal gehören. Somit wird es einmal Zeit, sich der gesamten Vergangenheit von VADER zu widmen und jedes Album einmal kurz unter die Lupe zu nehmen.
The Ultimate Incantation (1992, Earache Records)
„The Ultimate Incantation“ ist in der Diskographie von VADER so ziemlich alles: Der Klassiker schlechthin, Quintessenz der vorangegangenen Demo-Jahre, erstes Lebenszeichen auf europäischer Bühne, und außerdem waren sie die erste Band aus dem ehemaligen Ostblock, die bei einem der damaligen Death-Metal-Majors unter Vertrag genommen wurde. Zum Übersong „Dark Age“ konnte die Band zudem ein erstes rumpeliges Video abdrehen, und mit der Crème de la Crème der damaligen Death-Metal-Szene ging es anschließend auf Tour. Einzig eine Sache bedeutete „The Ultimate Incantation“ für VADER nicht: den Durchbruch.
Sammlungswürdig: Ja, da absoluter Klassikerstatus
Zwei Songs, die man kennen sollte: Nur zwei? „Dark Age“, „Vicious Circle“, „The Crucified Ones“, „Decapitated Saints“ und, und, und …
(Eckart Maronde)
Sothis, EP (1994, Baron Records)
Die EP „Sothis“ hatte einen reinen Zeitwert, denn neben drei Instrumentals enthält sie lediglich zwei neue, eigene Tracks, die sich in einer besser produzierten Version auf dem grandiosen Nachfolgealbum „De Profundis“ wiederfinden. Auch die Neuaufnahme des Demosongs „The Wrath“ und die Coverversion von „Black Sabbath“ ändern an dieser Einschätzung nichts.
Sammlungswürdig: Nein
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Sothis“ und „Vision And The Voice“, wobei die Versionen auf „De Profundis“ besser sind
Hier geht’s zur Review zu „Sothis“.
(Eckart Maronde)
De Profundis (1995, Croon Records)
„The Ultimate Incantation“ bedeutete für VADER trotz seiner Qualitäten nicht den Durchbruch, schreibt Kollege Maronde – nun, ob „De Profundis“ den internationalen Durchbruch herbeiführte oder ob der doch erst ein Album später kam, das kann ich als Jungspund, der 1995 gerade eingeschult wurde, natürlich nicht so einfach beurteilen. Aber wundern würde es mich nicht, denn „De Profundis“ ist quasi die auf einer Platte vereinte Essenz der frühen VADER. Sicher, auch der Vorgänger bündelte schon alle Stärken der Band, aber das Zweitwerk der Polen war dann doch noch ein wenig besser auf die Spitze getrieben – mehr Killersongs, pointierter, auf den Punkt. Wofür Peter und Co. auf „The Ultimate Incantation“ noch eine Dreiviertelstunde brauchten, das sagen sie hier in knapp 35 Minuten. Nämlich: auf die Fresse, aber zackig, präzise, ohne Rücksicht auf Verluste und so, dass es möglichst schnell, aber auch möglichst lange wehtut. Sicherlich eines der absoluten Highlights in der VADER-Diskographie.
Sammlungswürdig: Unbedingt, auf alle Fälle, ja, ja, ja!
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Silent Empire“ und „Sothis“
(Stephan Möller)
Future Of The Past (1996, Koch Records)
VADER waren mit die ersten, die auf einem kompletten Coveralbum ihren alten Helden huldigten. Die Idee dahinter muss man mögen, aber dennoch befinden sich auf „Future Of The Past“ einige Schätzchen – vor allem „Flag Of Hate“ von KREATOR haben VADER in eine neue Dimension gehievt. Mit dem DEPECHE-MODE-Cover „I.F.Y.“ liefern VADER wiederum ihren vielleicht untypischsten Song ever ab – Frontmann Peter growlt nicht, sondern verlegt sich auf tiefe Gothic-Vocals.
Sammlungswürdig: Wenn man Coveralben mag, ja
Zwei Songs, die man kennen sollte: Im Original alle, auf „Future Of The Past“ vor allem „Flag Of Hate“
(Eckart Maronde)
Black To The Blind (1997, Impact Records)
Lässt man das Coveralbum „Future Of The Past“ von 1996 mal weg, ist „Black To The Blind“ (1997) das erste etwas experimentellere Werk von VADER. Zwar klingt es immer noch zu 100 Prozent nach dem Stil der Band, aber das erst doomige, später leicht industriell angehauchte und mit Spoken-Words-Passagen versehene „Carnal“ oder das strukturell recht abgedrehte „Foetus God“ sind dann doch schon Zeichen dafür, dass VADER von nun an nicht mehr bloß in eine Richtung durchprügeln. Sicherlich interessant, aber abgesehen von den beiden genannten, experimentelleren Songs und dem grandiosen Titeltrack auch nicht ganz so hörenswert wie seine Vorgänger.
Sammlungswürdig: Gehört eigentlich schon in die Sammlung. Sagen wir: bedingt.
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Carnal“ und den Titelsong. „Foetus God“ eigentlich auch.
Hier geht’s zur Review zu „Black To The Blind“.
(Stephan Möller)
Kingdom, EP (1998, Pavement Music)
Das Supplement zu „Black To The Blind“: zwei neue, ordentliche Songs („Creatures Of Light And Darkness“ und „Kingdom“) ein Selbst-Cover („Breath Of Centuries“ vom Debütalbum), mit „Anamnesis“ ein Song, der ursprünglich mal als Bonustrack für „Black To The Blind“ gedacht war (aber aus nicht näher bekannten Gründen nicht auf dem Album gelandet ist), sowie (Achtung, jetzt müsst Ihr ganz stark sein!) zwei Techno-Remixes – welche die meisten vermutlich hassen werden, aber für sich genommen ziemlich gelungen sind.
Sammlungswürdig: Nein
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Breath Of Centuries“
(Eckart Maronde)
Litany (2000, Metal Blade Records)
Ist das ein Brett! LITANY, das erste Album, das unter dem Dach von Metal Blade Records und nach der Headliner-Tour-Premiere entstand, nagelt Dir elf mächtige Bolzen in die Denkzentrale. Ohne Dübel! Einfach rein in die Hirnschale. Das Millennium-Schlachtschiff ist wie das „Reign In Blood“ des Death Metal. Umwege? Wieso? Zwar funktioniert es als logische Weiterführung der Diskographie, für mich sticht es als eines der mit Abstand besten Death-Metal-Platten aller Zeiten aber auch aus ebendieser heraus. Beim Sound hat man eine druckvolle Schippe draufgelegt. Im Direktvergleich mit dem Vorgänger sägen sich vor allem die Gitarren weit mehr in den Vordergrund. Über den Drumsound müssen wir gar nicht erst reden – erste Sahne, Trigger hin oder her. Song-Ausfälle gibt es auf der LITANY übrigens keine – logisch.
Sammlungswürdig: Ja
Songs, die man kennen sollte: „Wings“ (!!!) und, äh, der gesamte Rest!
Hier geht’s zur Review zu „Litany“.
(André Gabriel)
Revelations (2002, Metal Blade Records)
„Revelations“ hatte es nach dem Sperrfeuergeböller „Litany“ etwas schwer – schließlich erwartet man von VADER nicht viel anderes als Sperrfeuergeböller. In meinen Augen ist „Revelations“ als Gesamtpaket aber deutlich gelungener – das Album ist hörbarer abgemischt, und bei den Songs haben VADER die richtige Mischung aus Geböller und differenzierten Passagen hinbekommen. Einen Sonderstatus hat „Revelations“ zudem, da es das letzte Full-Length-Album mit Wunderdrummer Doc ist.
Sammlungswürdig: Ja
Songs, die man kennen sollte: „Epitaph“, „Wolftribe“, „Whisper“, „Revelations Of Black Moses“
Hier geht’s zur Review zu „Revelations“.
(Eckart Maronde)
The Beast (2004, Metal Blade Records)
Die Entwicklung von ganz viel Gebolze auf „Litany“ hin zu ganz viel Gebolze, gemischt mit zurückgenommenerem Gebolze, auf „Revelations“ setzt sich auch 2004 mit „The Beast“ fort – ein eher gewöhnungsbedürftiges Album, das noch mehr als der Vorgänger auf Midtempo und vergleichsweise wenig Geprügel setzt, aber im Gegenzug nicht dessen coole Abgeklärtheit einfangen kann. So ist es auch nur passend, dass mit „Dark Transmission“ und „The Zone“ gleich zwei der für mich langweiligsten VADER-Songs überhaupt auf dem Album stehen. Es gibt sicherlich ein paar Stücke, die herausstechen („Out Of The Sea“, „The Sea Came In At Last“ inklusive Akustikgitarren und nicht-growlendem Peter, „Insomnia“), aber alles in allem sicherlich eines der schwächeren VADER-Alben.
Sammlungswürdig: Naja …
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Out Of The Sea“ und „The Sea Came In At Last“
Hier geht’s zur Review zu „The Beast“.
(Stephan Möller)
Impressions In Blood (2006, Regain Records)
„Impressions In Blood“ war zu seiner Zeit ein Werk, welches die Fans der Polen etwas spaltete. Einerseits technisch perfekt, wurde die etwas modernere Ausrichtung nicht immer wohlwollend aufgenommen. Rückblickend muss man eben dieses Album aber auch schätzen. Songs der Marke „Helleluyah!!! (God Is Dead)“, „Predator“ oder das massive „Warlords“ stellen auch nach Jahren noch hervorragende Knüppelorgien dar, die seinesgleichen suchen.
Sammlungswürdig: Ja
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Helleluyah!!! (God Is Dead)“, „Warlords“
Hier geht’s zur Review zu „Impressions in Blood“.
(Florian Hefft)
Necropolis (2009, Nuclear Blast)
Nach dem moderner ausgerichteten „Impressions In Blood“ präsentieren sich VADER wieder wie Berserker. Danke dafür! Die progressiven Geschwüre wurden zugunsten des reineren Death Metal entfernt, und die Polen vermengen so einige Diskographie-Hinweise. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass Piotr „Peter“ Wiwczarek seine Band nach erneuten Besetzungswechseln mal wieder neu formieren musste. Woran es auch liegt, das Material klingt befreit und durchdacht: Die Riff-Hitdichte ist bestechend und die Soloarbeit ausgeklügelt. „Necropolis“ ist schneller, brutaler, besser als sein Vorgänger! Und wird von zwei starken Cover-Songs abgerundet, von denen insbesondere die musikalische Adaption des METALLICA-Monsters „Fight Fire With Fire“ überzeugt.
Sammlungswürdig: Ja
Songs, die man kennen sollte: „Devilizer“, „Blast“, „When The Sun Drowns In Dark“
Hier geht’s zur Review zu „Necropolis“.
(André Gabriel)
Welcome To The Morbid Reich (2011, Nuclear Blast)
Im Vergleich zu früher wildern VADER ziemlich häufig in fremden Gefilden: Da gibt es neben dem bekannten Death-Metal-Getrümmer mit Thrash-Schlagseite neo-thrashige Riffs, Anleihen aus dem traditionellen Metal und obendrein richtig viele melodische Soli – Gitarrist Spider sei Dank. Trotzdem klingt „Welcome To The Morbid Reich“ aber zu einhundert Prozent nach VADER und hat richtig gute Songs am Start.
Sammlungswürdig: Ja
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Return To The Morbid Reich“, „Come And See My Sacrifice“
Hier geht’s zur ausführlichen Review zu „Welcome To The Morbid Reich“.
(Eckart Maronde)
Tibi Et Igni (2014, Nuclear Blast)
VADER brettern mit „Tibi Et Igni“ in eine neue Ära auf und erschaffen damit die höhere Oktave zur „Impressions In Blood“! Alles was man hier begonnen hat, wird auf dem kommenden Album noch einmal gekonnt auf die Spitze getrieben – „Triumph Of Death“ bietet uns hier lediglich die Vorhut auf einen gnadenlosen Nackenbrecher! Es kommen Dramen, Melodien und Bretter auf uns zu, während VADER immer eines bleiben: sie selbst!
Sammlungswürdig: Ja
Zwei Songs, die man kennen sollte: „Hexenkessel“, „The End“
(Fred Freundorfer)