Unsere liebsten Cover Artworks
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SUMMONING – Minas Morgul

Es gibt ganz viele Gründe, warum man Wikipedia nicht trauen sollte. Einer davon ist, dass im Artikel zu „Minas Morgul“, dem zweiten Album von SUMMONING, unser eigener Redakteur Myrn zitiert wird, der das Coverartwork ausdrücklich als „dürftig“ bezeichnet. Da muss ich vehement widersprechen. Objektiv ist die nicht besonders detaillierte oder überaus kunstfertige Zeichnung einer Burg, die sich zwischen zwei Bergmassive duckt, bestimmt kein Meisterwerk.

Aber hier geht es nicht um Objektivität, sondern um etwas ganz Subjektives: Mein Lieblings-Plattencover. Und da schlägt diese Zeichnung viele großartige Mitbewerber. Einfach deshalb, weil sie so viel Atmosphäre hat. „Minas Morgul“ habe ich mit 16 gekauft, und es hat mich in den letzten fünfzehn Jahren sowohl musikalisch als auch in seiner optischen Illustration immer wieder begeistert. Diese Burg mit ihren spitzen Türmchen, den wehrhaften Zinnen, den hohen Stadtmauern wirkt so märchenhaft und beschaulich, als sei sie direkt aus einem Fantasyroman aufs Papier gesprungen. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich die Menschenleere dieser Szenerie, ihre Einsamkeit, in der kein lebendes Wesen zu sehen ist. Eine Stadt aus Stein und Holz, verlassen oder geplündert oder in Erwartung einer entscheidenden Schlacht. Und selbst diese große Stadt mit einer wahrscheinlich langen Geschichte ist ein Nichts gegen die übermächtigen, ganz ewig erscheinenden Berge, die sie um ein Vielfaches überragen. Alles ist in ein milchiges Blau gehüllt, das wie an einem Frühjahrsmorgen wirkt, aber gleichzeitig eine feindselige Kühle ausstrahlt. Und das alles mit einem gemessenen Kitsch und ohne billige Black Metal-Klischees.

Damit verkörpert dieses Coverartwork alles, was mir an Black Metal immer wichtig war. Es ist eigen, aber traditionell. Es ist ungewöhnlich, aber man fühlt sich angezogen von ihm und heimisch darin. Es vermittelt Macht und gleichzeitig eine zerbrechliche Melancholie. Es ist exemplarisch, aber universell. Es zeigt eine konkrete Szene, bleibt dabei aber vage und metaphorisch. Es passt hervorragend zu der fantasievollen Weltferne, die SUMMONING seit diesem Album ausgemacht hat. Das Werk eines unbekannten Künstlers hat mein Verständnis von gutem Black Metal maßgeblich mitgeprägt, und es ist zusammen mit „Passing Of The Grey Company“ der Grund gewesen, warum ich heute Musik mache. Das ist natürlich völlig mythisch überhöht. Aber so ist das mit Lieblingsdingen.

Florian Dammasch

 

 

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07.08.2011

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