Uada
Song by Song Pre-Listening zu "Crepuscule Natura"

Special

Retraversing The Void

Louisa: “Retraversing The Void“ beginnt mit einer ätherischen Gitarrenmelodie, die beinahe ALCEST-Charakter hat und so eindeutig anzeigt, dass das Spielfeld des Songs die Leere und Weite des Universums ist. Nach einem kurzen Comeback der Melodie in der Mitte des Songs enden die Shoegaze-Elemente allerdings und weichen den gewohnt treibenden Rhythmen und harten Vocals. Eine gelungene Mischung.

Jake: “Retraversing the Void“ birgt für mich persönlich eine Menge Magie, denn es ist eines meiner liebsten lyrischen Stücke, die ich je geschrieben habe. Tatsächlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich es komplett selbst geschrieben habe. Lange bevor ich mit dem Schreiben der Texte für dieses Album begonnen habe, denn die Musik kommt immer zuerst, gab es einen Morgen, an dem ich aus einem Traum erwachte. Ich erinnere mich weder an den Traum, noch hatte ich Zeit, über das nachzudenken, was mir gerade im Kopf herumschwirrte, als ich schnell nach meinem Handy griff und meinen Notizblock öffnete, in dem ich immer meine Ideen festhalte. Sobald mein Notizblock geöffnet war, begann ich schnell zu tippen, und die ersten beiden Strophen dieses Liedes tauchten einfach auf.

Es fühlte sich wirklich so an, als ob etwas von mir Besitz ergriffen hätte, als ob ich ein Gefäß oder ein Kanal wäre. Ich glaube nicht, dass mir die Worte jemals zuvor so leicht gefallen waren, und ich hatte auch noch nie zuvor diese Art von Autopilot-Schreiben erlebt. Nachdem ich gelesen hatte, was ich gerade geschrieben hatte, wusste ich, dass diese Botschaft weitergegeben werden musste. Vielleicht hat der Abgrund mir das Geschenk gebracht, und ähnlich wie beim zweiten Song auf dem Album musste ich tief in die Leere, um mich selbst wiederzufinden und an meine Bestimmung zu erinnern. Obwohl der Text des Liedes keine direkte Referenz ist, gibt es eine eindeutige Verbindung zu dem Zitat „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“ aus dem Buch des Gesetzes von Aleister Crowley. Vielleicht sind die Wesen, die durch den Schleier zu uns sprechen, im großen Netz miteinander verbunden.

Musikalisch gesehen ist dieser Song der beschwingteste und optimistischste Song des Albums. Schon als ich mit dem Schreiben der Musik begann, wusste ich, dass die bereits geschriebenen Worte hier ihren Platz finden würden. Es hatte einfach ein echtes Gefühl von Leben und Energie, das zu den Texten passte. Obwohl sich der Song so anfühlte, als hätte er perfekt auf unser letztes Album gepasst, hatte er dennoch das Gefühl, etwas Neues zu sein und in Gebiete vorzudringen, in die wir noch nicht vorgedrungen waren, was meiner Meinung nach auch zum Titel selbst passt. Deshalb wurde „re“ zu traversing (Anm. d. Verf.: „erneut“ zu durchqueren) hinzugefügt . Ich bin schon einmal hier gewesen, es fühlt sich diesmal nur anders an.

Through The Wax And Through The Wane

Louisa: Mit dem längsten Song beenden UADA das Album mit einem Höhepunkt. “Through The Wax And Through The Wane“ startet mit Wolfsgeheul, das den Vollmond direkt vorm inneren Auge heraufbeschwört. Gleichzeitig mit dessen Phasen nimmt auch der Song an Intensität ab und zu und lässt sich dabei zwar Zeit, treibt aber kontinuierlich weiter. Jakes wehmütig gesungenes “Through the wax and through the wane/Life’s greatest teacher is always pain“ nach dem Instrumental-Interlude in der zweiten Hälfte des Songs ist ein absoluter Gänsehautmoment.

Jake: “Through The Wax And Through The Wane“ ist der Abschluss des Albums und kommt auf eine Länge von etwa zwölf Minuten. Dieser Song ist den Zyklen des Mondes und den Energieveränderungen zwischen und während ihnen gewidmet. Als jemand, der hauptsächlich nachtaktiv ist, hat mich der Mond und seine (physische) Anziehungskraft schon immer sehr fasziniert. Viele Menschen glauben, dass das Ende einer Mondperiode eine signifikante Bedeutung oder Wirkung auf sie selbst hat, ich habe es immer gespürt. Wie ein (natürliches) Uhrwerk gibt es in diesen Zyklen immer eine Lektion zu lernen oder eine Hürde zu überwinden, und wenn der Mond die volle Reflektion des Sonnenlichts auf uns projiziert, gibt es eine Energie, die sich ständig mit ihm mitbewegt. Oft zum Besseren, aber häufig auch zum Gegenteil. Als das Album seinen Tribut forderte und das Thema der Überwindung erfüllt war, schloss das Album mit einem Song, der die Prüfungen, die wir durchmachen, auf eine Art und Weise analysiert, die ich selbst erlebt habe, so lange ich mich erinnern kann.

Musikalisch fühlte sich dieses Stück sehr ähnlich an wie der letzte Song auf unserem Debüt „Black Autumn, White Spring“, der sich textlich auf einen Jahreszeitenwechsel bezieht und nicht nur auf den Mondwechsel. Obwohl wir nicht vorhaben, dasselbe Album noch einmal zu schreiben, gab es viele Parallelen zu der Einsamkeit und dem Unbekannten, die ich beim Schreiben des Debütalbums hatte. Ich denke, deshalb gibt es auf diesem Album viele Anspielungen auf die erste Platte und ähnliche Gefühle, die sich mir in der Schreibphase zeigten. Oft genug fühlt es sich so an, als müssten wir zurückgehen, um vorwärts zu kommen, und durch das Auf und Ab dieses Albumzyklus sind wir durch die Hölle und zurück gegangen.

Galerie mit 19 Bildern: Uada - Crepuscule Europa Tour 2023 in Hamburg

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08.08.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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