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Listening Session zu "Land"

Special

Am 14. März 2008 stellte Heri Joensen einer kleinen Schar von Reportern, die dem Ruf Napalm Records gefolgt waren, TÝRs neues Werk „Land“ in den Dreamscape Studios München vor. In gemütlicher Runde lauschten wir im Rahmen einer Doppel Listening Session zunächst HOLLENTHONs „Opus Magnum“, bevor Heri Joensen uns in die Welt der nordischen Mythen entführte.

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Dabei hat Heri jeden Song durch ein paar einleitende Worte zu Herkunft des Textes und der verwendeten Melodien vorgestellt, um den versammelten Schreiberlingen den Zugang zu den Titeln zu erleichtern. Kleines Ärgernis für Heri war die Tatsache, dass es sich bei allen vorhandenen Aufnahmen um Promotion-Material handelte, woran er sich jedoch mehr störte als die Zuhörer, bei denen er sich wiederholt für die Störungen entschuldigte. Aber auch so wurde deutlich, dass TÝR mit „Land“ ein wirklich gutes Album vorlegen.

Wie schon „Eric The Red“ und „Ragnarok“ wurde auch „Land“ in den Jacob Hansen Studios aufgenommen und so verwundert es nicht, dass TÝR ihrem Stil weitestgehend treu geblieben sind.
Auf dem am 30. Mai 2008 erscheinenden Werk „Land“ re-arrangieren die Faröer um Heri Joensen in gewohnter Weise traditionelle nordische Melodien mit Heavy-Metal zu ihrem unverwechselbaren Balladen-Metal.

Auch wenn „Land“ zum Teil progressiver klingt als die vorangegangenen Alben, kann man keineswegs von einer wesentlichen musikalischen Veränderung sprechen. Viel mehr gehen TÝR mit ihrem neuen Werk den auf „Ragnarok“ eingeschlagenen Weg weiter, wobei das neue Material durchweg schneller ist und für die Zukunft auch eher eine Entwicklung hin zu schnelleren Liedern zu erwarten ist. Heri Joensen meinte diesbezüglich im Interview: „Ich denke, wenn wir uns verändern, dann eher hin zu schnelleren Songs, da fast alle Metal-Bands mit denen wir in letzter Zeit gespielt haben, schneller spielen als wir selbst und ich angefangen habe diese Musik zu mögen“.
Wer also einen Hang zu opulenten Wikingerchören, ungewöhnlichen Gitarrenmelodien und traditionellem Liedgut hat sowie dem eigensinnigen Gesang von Heri Joensen nicht abgeneigt ist, der wird sich an „Land“ nicht so schnell satt hören können.
Selbst der scheinbare Schritt in Richtung Progressive-Metal ist weniger mit einer gezielten Ausrichtung als dem verwendeten Material zu begründen. Heri Joensen führt den zum Teil progressiven Klang auf nötige Veränderungen des Rhythmus‘ der traditionellen Melodien zurück, die vorgenommen werden müssen, damit Musik und Gesang im gleichen Takt sind. Denn, so Heri Joensen, „auch wenn traditionelle Melodien oftmals recht einfach klingen, wenn man sie nur gesungen hört, entsprechen sie fast niemals normalen Rhythmen und die Veränderungen der Taktart können die Lieder progressiv wirken lassen“.

Auch in Bezug auf die Texte haben sich TÝR wieder weitestgehend auf traditionelles faröisches Liedgut gestützt, welches größtenteils auf Faröisch gesungen wird. Dies hat dazu geführt, dass nur zwei Titel des ursprünglich als Konzeptalbum – mit Blick auf die Expansion der Wikinger nach Westen – geplanten „Land“ ein ähnliches Konzept aufweisen. TÝR waren thematisch an die Vorlagen des verwendeten Liedguts gebunden, denn, so Heri Joensen im Interview, „es wäre dumm ein traditionelles Lied zu verwenden und dessen Text zu verändern“. So zeugen nur noch der Titelsong „Land“ und „Ocean“, die einzigen englischsprachigen Lieder auf „Land“, von dem ursprünglichen Konzept.

Eingestimmt wird der Hörer durch „Gandkvæði Tróndar“. Das Intro wird durch die Rezitation eines heidnischen Gedichtes bestimmt, welches mit der Melodie einer faröischen Ballade untermalt wird, die auch im Titelsong „Land“ zu finden ist.

Daraufhin entführen uns TÝR mit „Sinklars Vísa“ ins Norwegen des Jahres 1612 und erzählen in traditionelle Melodien eingebettet die Geschichte der schottischen Expedition von 1612 (auch bekannt als Sinclair Raubzug), bei der ca. 300 schottische Söldner auf ihrem Weg zur Unterstützung der schwedischen Truppen von norwegischen Bauern niedergeschlagen wurden.

Mit „Gátu Ríma“ betreten wir das Reich von Loki und Odin, die in dieser traditionellen faröischen Volksweise gegen einen Riesen vorgehen. Auch diesem im Midtempo gehaltenen Song liegen traditionelle faröische Melodien zu Grunde.

In „Brennivín“ nutzen TÝR die Gelegenheit uns auf eine Reise nach Island mitzunehmen. Wer eine Flasche Brennivín daheim hat, kann diese getrost zu diesem Song leeren, denn der Text dreht sich tatsächlich um den Genuss des isländischen Schnapses.

„Ocean“ ist der erste englischsprachige Song des Albums. Mit zehn Minuten ist diese Eigenkomposition, in der mehrere traditionelle faröische Melodien eingearbeitet wurden, eines der längsten Stücke mit einem ähnlichen Konzept wie der Titelsong „Land“.

„Fípan Fagra“ kehrt gleich darauf zu traditionellen Texten und Melodien zurück und erzählt die Geschichte einer Frau, die feststellen musste, dass auf Prinzen kein Verlass ist. Nicht nur, dass sie den Riesen, der sie entführt hatte, selbst niederschlagen musste, zu allem Überfluss hat Prinz Charming auch schon eine neue Frau, als sie sich endlich zu ihm durchgeschlagen hat.

Beim folgenden „Valkyrjan“ werden die Herzen der Edvard Grieg Fans höher schlagen, denn die Anfangsmelodie wurde der „Peer Gynt Suite“ entnommen, eine Komposition die Heri Joensen sehr inspiriert hat. So richtet sich das Gitarrenspiel nach den Noten der Streicher, die sich Heri extra gekauft hat, um die Melodie korrekt umsetzen zu können.
Der Gesang folgt hingegen einer traditionellen faröischen Melodie, wobei der Text eine Besonderheit darstellt. Dieser entstammt nämlich Heri Joensens eigener Feder und ist der bisher zweite Song, den Heri Joensen komplett auf Faröisch geschrieben hat.
Das Heri Texte eher auf Englisch verfasst erklärte er im Interview damit, dass er es gewohnt ist Metal in Englisch zu hören. „Es klingt einfach metalartiger, internationaler und passender“. Dennoch fühlt er sich auf Faröisch ausdrucksstärker als auf Englisch. „Englisch ist emotional etwas entfernter und wenn ich in Faröisch schreibe und singe ist es deutlich offener und ausdrucksstärker als auf Englisch. Ich ziehe Englisch nicht vor, aber wenn ich nur auf Faröisch schreiben würde, würde mich das vermutlich ein Jahr kosten. Ich bin sehr selbstkritisch wenn ich auf Faröisch schreibe. Keine Ahnung warum, vielleicht wegen dem emotionalen Aspekt.“

In „Lokka Táttur“ begegnet uns dann der gerissene Loki, dessen Erzählung TÝR eingebettet in traditionelle faröische Melodien vortragen. Dieser Song ist sehr stark durch sein stampfendes Riff geprägt.

Zu guter Letzt weichen TÝR mit dem Titelsong „Land“ wieder ein wenig von der Tradition ab. Das fünfzehn-minütige „Land“ ist der längste Song des Albums und schließt inhaltlich an das Thema von „Ocean“ an, mit dem es auch die englische Sprache gemeinsam hat. Der Titelsong bildet zugleich den Abschluss von „Land“ und überlässt den Hörer dem Meeresrauschen, während in der Ferne die Hauptmelodie von einem Orchester gespielt langsam verklingt.

Die Extended Edition von „Land“ wird zusätzlich eine Neuaufnahme des bei Konzerten sehr beliebten „Hail To The Hammer“ enthalten, welches für die neue Aufnahme von Heri Joensen gesungen wurde. Durch die Aufnahme von „Hail To The Hammer“ auf das neue Album wird besonders deutlich, dass TÝR seit „Eric The Red“ um einiges schneller geworden sind.

Live wird man TÝR bereits im April im Rahmen das von METAL.DE präsentierten Paganfests in Europa und den USA sehen können. Im Sommer stehen dann einige Festivals auf dem Tourplan und im Herbst werden TÝR voraussichtlich zusammen mit HOLLENTHON 20 Konzerte in Europa spielen. Nähere Informationen zu den Tourdaten findet Ihr sowohl in den Terminen auf metal.de als auch auf der offiziellen Bandseite.

Galerie mit 18 Bildern: Týr - Hörnerfest 2022
07.04.2008

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