Turn Back Time To 1997
Folge 1: "Whoracle" von In Flames
Special
Damals war alles anders, die Gitarristen hießen Jesper Strömblad und Glenn Ljungström, und hinter den Kesseln saß ein gewisser Björn Gelotte, heute Gitarrist und Hauptsongwriter der Band. Und Herr Fridén konnte damals noch so richtig schön singen bzw. schreien. Kein Vergleich zu dem, was er heute so abliefert.
Das eröffnende „Jotun“ reiht sich dann auch gleich mal in die Reihe der ausnahmslos starken Opener („Behind Space“, „Moonshield“, „Embody The Invisible“ und „Bullet Ride“) der ersten zehn Jahre Bandgeschichte ein. Der Song ist ganz einfach ein hochmelodischer Stampfer mit genialen Ideen. Und von dieser Sorte hatten IN FLAMES damals noch so einige andere mit an Bord. Da wären z. B. „The Hive“ mit seinen feinen Soli oder aber die atmosphärische Walze „Worlds Within The Margin“, deren Melodiebögen sich direkt ins Hirn fräsen. Die Jungs haben den berühmten Knüppel ja eh eher seltener geschwungen als andere Bands dieses Genres. Und wenn man sich die eben erwähnten Songs anhört, dann weiß man auch warum: Genau diese Midtempo-Brocken war die Stärke dieser Truppe. Aber man konnte natürlich auch anders und ließ die Pferde gelegentlich schon mal von der Leine, nachzuhören bei den coolen Smashern „Food For The Gods“ oder „Morphing Into Primal“. Es ist ja nicht so, dass man es nicht drauf gehabt hätte.
IN FLAMES – Eine große Band in ihren besten Jahren
Dennoch fühlten sich die Jungs offensichtlich in den anderen Gefilden deutlich wohler. Und man schaffte es auch mühelos, den einen oder anderen Akustik-Part absolut passend zu integrieren. Beweise gefällig? Aber gerne doch! „Gyroscope“ ist so ein Kandidat, da fließen die akustischen Passagen so richtig schön mit dem hochmelodischen Rest mit. Oder aber „Jester Script Transfigured“, wo Anders anfangs zur unverzerrten Gitarre singt bzw. flüstert, bevor er dann gemeinsam mit dem Song so richtig explodiert. Auch hier überzeugt das Wechselspiel einfach voll. Zwei reine Instrumentals haben IN FLAMES dann auch noch auf ihr Konzeptalbum über Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft unseres Planeten gepackt. Dabei weiß aber das reine Heavy-Metal-Stück „Dialogue With The Stars“ etwas mehr zu überzeugen als das atmosphärisch-akustische Titelstück zum Abschluss. Der wohl größte Hit der Platte ist natürlich „Episode 666“ und kommt sogar heute noch ab und zu live zum Zuge. Einfach ein mega eingängiger Kracher mit richtig feinem Refrain.
Eine Coverversion durfte es dann auch noch sein. Und es ist jetzt nicht so, dass man „Everything Counts“ von DEPECHE MODE schlecht intoniert hätte, absolut nicht. Dennoch sollte man von solchen Songs vielleicht generell besser die Finger lassen, da das Original ganz einfach zu übermächtig ist. Doch dieser klitzekleine Makel kann den Gesamteindruck von „Whoracle“ kaum schmälern, dafür ist die Scheibe als homogene Einheit ganz einfach zu gut.
Und passend für eine wichtige Veröffentlichung dieser Zeit vor allem aus Donzdorf ist natürlich auch das gelungene Andreas-Marschall-Cover.
Was IN FLAMES in den ersten zehn Jahren ihrer Karriere veröffentlichten, das ist nicht weniger als ganz großes Melodic-Death-Kino, ohne Abstriche. Die Band sprudelte damals nur so vor Kreativität und offenbarte ein so großes Potential, da hätte man aus jedem Lied auch gut und gerne zwei bis drei richtig starke basteln können, unglaublich. Und bei jeder Komposition hatte Jesper Strömblad seine Finger im Spiel, das ist genau der Input, der der Band heutzutage leider völlig abgeht.
IN FLAMES sind meiner Meinung nach eine der wenigen jungen Bands, die den Sprung zu einem Major gemeistert haben, ohne irgendwo einzubüßen, ganz im Gegenteil. Die wurden also nicht von irgendeiner großen Plattenfirma in eine massenkompatible Richtung gedrängt oder ganz einfach gesagt versaut. Der Stilwechsel vor allem der letzten vier Scheiben hin zum so genannten Modern Metal dürfte andere Ursachen haben. Aber das ist dann sicher mal eine Geschichte für eine andere Zeitreise.
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Band | |
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Stile | Göteborg Death Metal, Melodic Death Metal |
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Hach ja, dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Habe auch nur die ersten Alben und mit „Sountrack to your escape“ aufgehört IF zu hören. Hatte mich trotzdem auf ihren Wacken-Auftritt 2015 gefreut und mann!! war das eine Enttäuschung… Wären auf dem Hurrican oder Rock am Ring besser aufgehoben gewesen. Schade drum. Aber es gibt ja noch die guten Scheiben!
Ja das waren noch Zeiten..
In flames haben sich nachvollziehbar weiter entwickelt und abseits von der geschmacksfrage kam man einfach nicht umher jedem Album bis incl reroute absolute Qualität zuzusichern.ist irgendwie eine merkwürdige Vorstellung dass die mal diese genialen Scheiben veröffentlicht haben und mittlerweile solch eine grütze.
Ich halte es wie bei einem verstorbenen,freue mich über die tollen Momente dieser Band (und whoracle gehört sowas von dazu) und blende die unschönen aus.
Danke in flames,du warst ein guter Kumpel! 😉
Folge 1 oder 11? Fehlt da etwa eine 1? 😉
Gut aufgepasst, Big Jim!
Fortlaufend wäre es natürlich Folge 11, völlig richtig.
Wir haben uns aber dazu entschieden, mit einer neuen Zeitreise in ein neues Jahr wieder bei 1 anzufangen.
Hm wird das dann nicht irgendwann unübersichtlich wenn 5x Folge 1 etc zu sehen ist? Klar, die Jahreszahl steht davor, aber was ist, wenn noch mehr Alben für zB 1996 eingertagen werden? oder ist da Feierabend? Das Jahr hatte doch noch viel viel mehr zu bieten als die 10 Scheiben.
@BigJim:
Wir haben auch lange drüber diskutiert und uns dann für diese Zählweise entschieden.
Und gerade falls jetzt noch was zu 1996 kommen sollte, wäre das ja dann logischerweise Folge 11.
Dieses Jahr hatte ganz sicher mehr als die 10 Scheiben zu bieten, aber es ist für uns Redakteure halt auch eine Zeitfrage, bei den vielen aktuellen Alben die Monat für Monat zu reviewen sind.
Aber weißt ja, wie man’s macht ist es eh falsch…
Trotzdem bleiben wir dabei:
Neues Jahr, neues Glück, alles auf Null und vorwärts..!
I hear only ‚Mimimimi‘!