Turn Back Time To 1996
Folge 5: "Louder Than Hell" von Manowar
Special
„Louder Than Hell“ von MANOWAR – das Übergangsalbum
MANOWAR, gegründet 1980, bringen mit „Louder Than Hell“ ihr achtes Album auf den Markt. Vier Jahre nach dem umstrittenen „Triumph Of Steel“ mit seiner ungewohnten Struktur, den überlangen Solis und Titeln schwierigen Titeln, wie „Spirit Horse Of The Cherokee“, erwartet die Anhängerschaft ein großes Werk von dem Quartett, nicht zuletzt, da mit Scott Columbus eine bewährte Kraft an der Trommelburg und mit Karl Logan ein neues Gesicht an der Gitarre werkeln darf. Dass die vier Herren mit den schönen Frisuren es aber auch einfach draufhaben, dass beweist die Diskographie der 1980er-Jahre hinlänglich: Die ersten vier Alben sind Klassiker des Heavy Metal, mit den folgenden „Fighting The World“ und „Kings Of Metal“ hat man seinen eigenen Stil konsequent entwickelt, und den endgültigen Durchbruch geschafft.
Nun war klassischer Heavy Metal Mitte der 1990er nicht unbedingt das angesagteste Ding. Viele „Größen“ der 1980er-Jahre aller Genres haben arg zu kämpfen und sehen sich in einer Zwickmühle: Stilistische Veränderung und Öffnung (und der Vorwurf des Ausverkaufs – siehe METALLICAs „Load“) oder einfach Weitermachen und Durchhalten (und womöglich in die Museums-Ecke gestellt werden). Erwartungsgemäß entschied man sich bei MANOWAR für die zweite Variante und das mit voller Überzeugung. Das Quartett will es also Anno 1996 folglich nochmal wissen: „Louder Than Hell“ kommt mit einem entschlackten, pointierten Aufbau und klaren Strukturen im Gegensatz zum Vorgänger „The Triumph Of Steel“. Der neue/ alte Drummer Scott Columbus treibt mit seinem Schlagzeug die Titel groovig und einfach nach vorne, Eric Adams fordert geradezu provokativ zum Mitsingen auf und das kraftvolle Riffing von Karl Logan, der in Joey DeMaio seinen Gegenpart gefunden hat, harmoniert.
Am Grundtenor von MANOWAR hat sich natürlich nichts geändert: Motorrad, Schlacht, Ehre. Je mehr sich die Welt dem Grunge und Alternative-Rock zuwendet, desto stärker treten MANOWAR als Gegenpol auf: Mehr Stahl, mehr Muskeln, mehr Mut. Gut gebrüllt vom vermeintlich letzten gallischen Dorf des wahren Metal, dessen Umfeld ja auch genau dies von ihm erwartet hat. „The Gods Made Heavy Metal“? Ganz genau. Faust in die Höhe! „King“ Epic! Faust hoch! „Brothers Of Metal“? Sind wir doch alle! Zusammen Faust hoch! Nun kann man „Louder Than Hell“ aber auch ein bisschen was vorwerfen: Vielleicht ist das Songwriting stellenweise zu simpel gehalten. Vielleicht klingen einige Nummern ein bisschen zu ähnlich. Und vielleicht sind „Number 1″ und „Outlaw“ eher Lückenfüller – und die Energie der Werke der 1980er-Jahre fehlt leider auch ein wenig. Musikalisch ist „Louder Than Hell“ somit eine durchwachsene Angelegenheit, die sowohl glühende Verehrer, als auch kopfschüttelnde Kritiker hervor bringt.
Aber mal ehrlich: „Louder Than Hell“ ist für die Bühne gemacht. Für Inszenierung mit Harley auf der Bühne, für epische Keyboard-Soli und plakative Verbrüderungen der Band mit dem Publikum. Entsprechend war eine ausgiebige Tour mit tollen Konzerten Anfang 1997 das erwartete Ergebnis (und das bei damals auch noch fairen Ticketpreisen…). Mal abgesehen davon, dass „Louder Than Hell“ auch für viele Mid-1990er-Jugendliche ein entscheidender Baustein in den Einstieg in den Heavy Metal gewesen sein dürfte.
Warum die „Louder Than Hell“ heute noch herauskramen?
„Louder Than Hell“ ist der letzte Versuch einer Band, ein „echtes“ Album aufzunehmen, sich stilistisch zu bewegen und musikalisch zu überzeugen. Hiernach schlägt die Band einen Weg ein, der über diverse Live-Alben und Compilations zu „Warriors Of The World“ führt – und damit zu einer Band, die letztlich viele als Parodie ihrer selbst sehen. Damit stellt „Louder Than Hell“ für viele Fans auch einen Umbruch in der Entwicklung von MANOWAR dar.
Letztlich kann man ja von MANOWAR ohnehin halten, was man will. Irgendwo in diesem vor Testosteron berstenden Haufen schlummert neben wagnerzentriertem Größenwahn und groschenheft-plakativer Fantasy-Romantik aber zweifelsfrei das Fähigkeit eingängige, ja ergreifende Metalhymnen zu schreiben. Und „Louder Than Hell“ hat einige davon zu bieten: „Return Of The Warlord“, „Brothers Of Metal“, „The Gods Made Heavy Metal“, „Number One“. „Louder Than Hell“ ist vielleicht nicht das stärkste Album der Band, aber in Anbetracht der Titel, die auch nach zwanzig Jahren noch gut ins Ohr gehen und bei ordentlicher Lautstärke jede Party in Schwung bringen, eine unterhaltsame Angelegenheit. Denn mal ehrlich: Mitsingen kann doch jeder mindestens einen Song von dieser Scheibe – ob man das nun zugeben mag, oder nicht.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal, True Metal |
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