Tool
Listening Session zu "Fear Inoculum": Ein Reisebericht
Special
TOOL – „Fear Inoculum“
-
Fear Inoculum
Die ersten, leisen Synthie-Noten ertönen und klingen in etwa, als würde etwas Mechanisches hochfahren oder als würde ein Raumschiff nach mehrmaligen Betätigen des Zündschlüssels nicht anspringen wollen. Begleitet wird dies von der ersten Melodie, die sich zunächst anhört, als wenn sie von verzerrten Streichinstrumenten gespielt wird. Bei näherem Hinhören stellt sich heraus, dass es Adam Jones und Justin Chancellor sind, die den Gebrauch eines Volume-Pedals voll ausnutzen. Verschiedene, tribal klingende Percussions gesellen sich hinzu und machen Danny Careys ersten Auftritt auf dem neuen Album perfekt. Das ganze Klangbild ergibt einen sehr psychedelischen Aufbau.
Auf diesem Thema präsentiert sich nun Maynard James Keenan mit einer melancholischen und sanften Gesangsmelodie, während Danny Carey mittlerweile seinen Rhythmus auf die Toms verlagert hat, was dem Thema etwas mehr Tiefe und Druck verleiht. Danach steigert sich das Thema und eröffnet den ersten Quasi-Refrain, der mit seiner Melodie eingängig daherkommt. Kurz vor Minute sechs gibt es einen Wechsel in der Atmosphäre: TOOLs Musik zeichnet sich nicht nur durch Atmosphäre und eingängige Riffs auch, sondern auch durch die Komplexität, mit der sie erschaffen wird. Der folgende Part ist ein gutes Beispiel. Falls ich mich nicht verzählt habe, spielt die Gitarre einen 11/8-Takt, während die Drums einen Polyrhythmus spielen, in dem ein normaler 4/4-Takt mit den verschiedenen Zählzeiten und Akzenten von Jones und Chancellors verbunden werden. Allerdings möchte ich mich mit dem Takt nicht festlegen, ich bin kein studierter Musiktheoretiker.
Ein weiterer, herausstechender Punkt sind Keenans Gesangsharmonien im späteren Abschnitt des Songs, die mich etwas an das letzte PUSCIFER-Album erinnern. Es folgt ein grooviger Rhythmuspart, der in das Solo führt. Letztlich ein langer und großer Opener für das neue Album.
-
Pneuma
Der Manager scheint nicht gelogen zu haben, als die CD auf den nächsten Track umspringt, zeigt sie diesen mit einer Länge von circa zwölf Minuten an.
Das Intro ist ruhig, wie beim Opener. Justin Chancellor spielt einen groovigen Part mit einem Delay-Pedal, im Zusammenspiel mit dem Rest wirkt das musikalische Thema rhythmisch sehr anspruchsvoll. MJK hüpft mit seinem Gesang, trotz des Polyrhythmuses und der musikalischen Komplexität, drüber hinweg und lässt den Part einfach und eingängig erscheinen. Die darauffolgende Öffnung des Themas wirkt wie ein Sonnenaufgang und bringt eine warme, erhellende Atmosphäre mit sich, die sich nicht lange hält, da mit dem Sprung in die zweite Strophe gefühlt jeder etwas anderes spielt. Hier entpuppt sich wieder das musikalisches Genie von TOOL. Es scheint, als ob jeder (einschließlich Gesang) eine andere Zählzeit hat, doch Danny Carey hält mit seinem Drumming alles soweit zusammen, dass es ein kohärentes Thema ergibt, bei dem man einen Beat oder einer Melodie folgen kann.
Ab circa der Hälfte des Songs gibt es einen Umbruch. Entweder Synthies oder eine Gitarre, die mit komischen Effekten versehen wurde, lassen eine Science-Fiction-Atmosphäre entstehen, die durch weitere Percussions verstärkt wird. Der Part leitet wunderbar in ein ruhiges, kleines Solo ein. Doch folgt auf leise, wie so oft bei TOOL, laut. Es bricht ein wahrhaftiger Metal-Part ein, der sich in das Thema der Strophe hineinsteigert, bis es in vollster Ekstase erklingt. In den letzten Zügen des Songs leitet die Band in ein spirituell klingendes Outro über und lässt den Song in dieser Stimmung enden.
-
Invincible
„Invincible“ fängt mit einer bedrohlichen Stimmung an, gepaart mit einem mysteriösen Unterton und einem Funken Melancholie. Vor allem Maynard James Keenans Gesang unterstreicht diese Atmosphäre. Des Weiteren fällt auf, dass Chancellor am Bass seinen Delay-Effekt sehr gerne mag und auch in diesem Song benutzt. Auf einem relativ geraden Rhythmus schnappt Adam Jones die Gesangsmelodie auf der Gitarre auf und leitet nach einiger Zeit in den nächsten Rhythmuspart ein, der mit seinen entgegengesetzten Rhythmen von Gitarre und Bass nur so vor Komplexität sprießt. Zu all dem Überfluss entscheidet sich Carey auf diesem Part, ein kleines Drumsolo zu spielen.
Knapp bei der Hälfte angekommen, ändert sich wieder die Stimmung, angeführt durch ein Solo, welches entweder der Bass oder eine sehr dumpfe Gitarre spielt. Mit verzerrtem Gesang, Synthies wie aus einem Science-Fiction-Thriller und einem Riff, basierend auf der Pull-Through-Technik, spielen die Herren den „Soundtrack der Area 51“, wie ich es bezeichnen würde. Wer mit der Begrifflichkeit „Pull-Through-Technik“ nichts anfangen kann, hört sich am besten einmal den Song „Jambi“ vom Vorgänger „10,000 Days“ an. Dort benutzt Gitarrist Adam Jones diese Technik ebenfalls.
Der Song strotzt mit Rhythmusparts und gegen Ende sticht dies auch wieder heraus mit einem Part, den ich als „MESCHUGGAH auf Doom“ bezeichnen würde. Also ein Part, der trotz der schrägen Taktwechsel eingängig bleibt und zum Kopfwippen einlädt. Wie es sich für einen von Rhythmus geprägten Song gehört, enden wir natürlich auf entgegengesetzt gespielten Rhythmen von Gitarre und Bass.
-
Legion Inoculant
Jetzt haben wir nach gut 40 bis 45 Minuten das erste Interlude. Ich kann es am besten als eine dreiminütige Vertonung einer „Akte X“-Episode beschreiben, die sich mit „Babylon 5“ verschmolzen hat.
Mehr zu Tool
Band | |
---|---|
Stile | Progressive Metal, Progressive Rock |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37247 Reviews und lass Dich inspirieren!
Ich bin ja eher Tool-Hater, aber mir ist letztens die Band A Perfect Circle untergekommen, die ich auf Anhieb ziemlich geil fand, bevor ich die Verbindung zu Tool kannte. Finde ich natürlich immer noch geil. lol So kann’s gehen..