Tom Stoppard
Darkside

Special

Tom Stoppard

Dass es sich bei PINK FLOYDs „The Dark Side Of The Moon“ um ein wahres Jahrhundertwerk handelt, das auch vierzig Jahre nach seiner Veröffentlichung noch höchste musikhistorische Relevanz besitzt, dürfte niemand ernstlich bestreiten wollen. Zu den vielen Denkmälern, die diesem Album bereits gesetzt wurden, gesellt sich nun auch das Hörspiel „Darkside“ aus der Feder des britischen Theater- und Drehbuch-Autoren Tom Stoppard.

Offensichtlich hat sich an den grundlegenden Problemen dieser Welt nicht allzu viel geändert, denn noch immer lässt sich „The Dark Side Of The Moon“ als eine Art Streifzug durch die Schattenseiten der modernen Alltagswelt und die bei jedem einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägten Facetten des menschlichen Wahnsinns lesen. Auf eben dieser Basis baut Stoppard auf, wenn er die Rahmenhandlung von „Darkside“ um die junge Emily McCoy spinnt, die als Philosophie-Studentin letztlich an der Frage „What is the good?“ verzweifelt.

Gute Englischkenntnisse sind empfehlenswert, denn das knapp einstündige Hörspiel liegt komplett in Originalsprache vor. Allerdings findet sich nicht nur das komplette Skript in dem schicken, als CD-Verpackung dienenden gebundenen Büchlein abgedruckt, sondern auch eine Bonus-CD mit Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Spanische, Italienische, Niederländische, Portugiesische, Chinesische, Japanische und Russische. Warum man diese PDF-Dokumente nicht gleich als Multimedia-Bonus mit auf die eigentliche Audio-CD gepresst hat und auch das englische Original nicht als PDF-Version mit hinzugefügt wurde, bleibt zwar unklar, ihren Zweck als Hilfsmittel zum Verständnis des Textes erfüllt die Bonus-Scheibe aber zweifellos.

Obwohl abgesehen von dem großartigen Bill Nighy kaum einer der Sprecher außerhalb Englands bekannt sein dürfte, liefern sie allesamt eine tadellose Leistung ab. Mit der Hauptdarstellerin Amaka Okafor identifiziert man sich schnell und kann mitfühlen wie sie auf ihrer Suche nach dem Guten schier verzweifelt. Dabei findet der eigentliche Kampf nur in ihrem Kopf statt und steckt voller Anspielungen auf ethische Gedankenexperimente und die Überlegungen großer Philosophen. Erfreulicherweise kommt bei Stoppards „Darkside“ aber (genauso wie in der Vorlage) der Humor nicht zu kurz – trocken, schwarz und englisch, also genau so, wie er sein soll.

Das eigentliche PINK-FLOYD-Album wird in voller Länge wiedergegeben. Mal dient die Musik der Hintergrunduntermalung, dann tritt sie wieder in den Vordergrund und geht auf diese Weise eine Symbiose mit der gleichzeitigen Interpretation des Inhalts in Form der Hörspiel-Dialoge ein. Das ist clever gemacht und schafft es, durch geschickte Akzentuierung Details hervorzuheben, die selbst manchem PINK-FLOYD-Kenner bislang entgangen waren. So findet „Darkside“ einen ganz eigenen Zugang zu einem der genialsten Werke der modernen Rockmusik. Gewürzt wird das Ganze mit Zitaten aus Filmen wie „Casablanca“, „Chinatown“, oder „Terminator 2“ – und die Bezugnahme auf den „Zauberer von Oz“ versteht sich eigentlich von selbst.

Bei aller Kurzweil verfolg Tom Stoppard mit „Darkside“ aber auch ein ernstes Anliegen. „But we can save the earth from turning to dust and bones,“ lässt er seine Hauptfigur in ihrer großen „Halbzeit-Ansprache“ sagen und sie darin einen Appell an den Zuhörer richten, der als Rundumschlag gegen Umweltzerstörung, raffgierige Bankster und eine in Resignation erstarrte Bevölkerung verstanden werden darf. Und bei aller Weltverbesserer-Naivität lohnt sich die Auseinandersetzung mit Stoppards Text. Einen besseren Denkanstoß für die Zukunft des Landes und der ganzen Welt dürfte die von GroKo-Wahnsinn geprägte Vorweihnachtszeit hier in Deutschland wohl kaum noch zu bieten haben.

14.12.2013

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