Thunder
Ein Blick auf die Jahre von 2004 bis 2009

Special

THUNDER, zweiter Teil. Nach dem Zeitraum 1996 bis 2003, blicken wir auf die zweite Phase der Band. 2005 steht „The Magnificent Seventh!“ in den Plattenregalen, gefolgt von „Robert Johnson’s Tombstone“. Das vorläufige Ende der britischen Hardrocker markiert „Bang!“ im November des Jahres 2008.

Der Zeitraum von 2003 bis 2009 ist bezüglich des Verkaufs von physikalischen Tonträgern mehr als nur konträr zum heutigen Dasein. Völlig out ist Vinyl oder Cassette. Die CD bestimmt das Marktgeschehen. Logisch, dass die drei Studioalben ausschließlich als Compactdisc in den Regalen der Musikfachgeschäfte stehen. Das hat sich 2024 deutlich verändert, sodass die Labels der Vinylnachfrage nachkommen. „The Magnificent Seventh!“, „Robert Johnson’s Tombstone“ und „Bang!“ werden ab dem 05. April 2024 erstmals als Doppel-LP auf Vinyl verfügbar sein.

Die Bandbesetzung von THUNDER zeigt sich seit der Reunion 2002 sehr stabil. Sowohl „Shooting At The Sun“ als auch die drei weiteren Alben der zweiten THUNDER-Phase werden mit Danny Bowes (Gesang), Luke Morley (Gitarre), Ben Matthews (Gitarre), Chris Childs (Bass) und Gary „Harry“ James (Drums) eingespielt.

Trotzdem erklären THUNDER im Januar 2009 ihre erneute Auflösung. Als Grund werden verschiedene Aktivitäten der Bandmitglieder außerhalb der Band angegeben. Die Tourneen in Europa und Asien werden im Frühjahr 2009 absolviert. Die offiziell letzte Show findet am 11. Juni 2009 zum Ende der UK-Tour im Hammersmith Apollo in London statt. Ein Live-Videoalbum dokumentiert den eigentlich finalen Auftritt der Hardrocker. Tatsächlich folgen noch zwei Festivalshows am 31. Juli und 1. August auf dem Rock of Ages und dem Sonisphere Festival. Anschließend wird es vorübergehend still um die Hard-Rock-Band aus London.

THUNDER im Western-Fieber?

Thunder – The Magnificent Seventh! – Exploded Packshot Copyright BMG

 

Jeder Mensch kennt den Western „Die Glorreichen Sieben“. THUNDER ändern den Filmtitel um Nuancen, sodass das glorreiche siebte Studioalbum den Namen „The Magnificent Seventh!“ trägt. Das Cover sorgt für die Verbindung zum Movie aus dem Jahr 1960 und am 21.Februar 2005 dürfen Fans zugreifen.

Von einer Filmmusik sind Danny Bowes und seine Mitstreiter weit entfernt. Wo sich die Band sieht, bringt „I Love You More Than Rock ’n‘ Roll“ auf den Punkt. Treibender Hard Rock, der an die frühen Werke der 90er Jahre anknüpft, ist im Fokus und die musikalischen Ausflüge vom „Giving The Game Away“-Album sind Geschichte. Die Nummer wird als Single ausgekoppelt, erreicht Platz 27 in den UK-Singles-Charts und erklimmt die Spitze der UK-Rock & Metal-Singles-Charts.

Ob „The Gods Of Love“, „Monkey See, Monkey Do“, „Amy’s On The Run“ mit seinem im Ohr bleibenden Refrain oder “The Pride”: THUNDER liefern auf „The Magnificent Seventh!“ Stoff für die Fanbase, die seit “Laughing On Judgement Day” das Quintett verfolgt.

Auch Balladen können THUNDER ohne Kitschfaktor und scheuen den Vergleich zu ihren Landsleuten MAGNUM nicht. Als Beispiel dafür wären „I’m Dreaming Again“ oder „Together Or Apart“ zu nennen.

Als weitere Highlights entpuppen sich das eingängige „Fade To The Sun“ oder der straight gespielte Rocker „You Can’t Keep A Good Man Down“. Ein fataler Kuss mit der Unterstützung von Russ Ballad beendet das glorreiche Siebte.

Schwachpunkte sind Fehlanzeige. THUNDER halten Wort beim Albumtitel. Ein glorreicher siebter Longplayer. Entsprechend fallen die Rezensionen aus. Die Standhaftigkeit von THUNDER steht im Vordergrund, die einfach in der melodischen Rock-Richtung weitermachen, die sie die ganze Zeit verfolgt haben. Mit „The Magnificent Seventh!“ gelingt die Rückkehr zu alter Form.

„The Magnificent Seventh!“, das ReRelease auf Vinyl

Da die CD-Version bereits eine Laufzeit von mehr als 50 Minuten hat, bleibt als Vinylvariante nur eine Doppel-LP. Neben den elf Liedern, die auf der CD zu finden sind, haben vier Live-Mitschnitte es als Bonus mit auf die Vinylversion geschafft. Dabei handelt es sich um Aufnahmen, die bisher nur zum Teil oder gar nicht auf offiziellen Tonträgern zu finden sind. „Live At Shepherd’s Bush Empire“ aus dem Jahr 2005 ist der Mitschnitt einer Radioübertragung. Hier sind „I’m Dreaming Again“, „Fade Into The Sun“ und „The Gods Of Love“ zu finden. Ein offizielles Release dieser Aufnahmen existiert bisher nicht.

Aus dem Jahr 2012 stammt „Amy’s On The Run“. Die Quelle ist eine Liveaufnahme aus der Manchester Academy während der Weihnachtsshow 2012. Dieses Konzert und „Amy’s On The Run“ ist als „The Xmas Show – Live 2012“ auf CDs gebrannt worden.

Der große Wert der Doppel-LP liegt im Vinyl selbst. „The Magnificent Seventh!“ bekommt erstmals in der THUNDER-Geschichte eine aufwendige Pressung in verschiedenen Farben mit hochwertigem Cover.

Die Rückkehr zu den Wurzeln

Thunder – Robert Johnsons Tombstone – Exploded Packshot Copyright BMG

Bereits während der Tour zu „The Magnificent Seventh!“ arbeiten THUNDER am nächsten Release. Der entscheidende Schritt wird nach der Tour in Málaga umgesetzt. Sänger Danny Bowes später zu den Aufnahmen in Spanien: „Wir haben viel Geld für ein tragbares Pro Tools-System ausgegeben, damit wir alles anschließen und aufnehmen konnten. Ich wusste, wie nützlich es sein würde, die Möglichkeit zu haben, unsere eigenen Platten aufzunehmen und zu mischen, wo immer wir wollten.“

Das Konzept zu „Robert Johnson’s Tombstone“ entspringt einer Late-Night-Sendung über Blues, die Morley aufschnappt. Es geht um den Bluesmusiker Robert Johnson und die Geschichten von einer Flasche Gift, einer Flasche Whisky und einer Prostituierten, die in seinen Tod verwickelt waren. Der Titeltrack des Albums enthält Texte, die sich auf Johnsons mysteriösen Tod beziehen.

Nach einem Intro liefert „Robert Johnson’s Tombstone“ bluesig angehauchten Hard Rock, der sich kontinuierlich steigert und durch die starke Saitenarbeit und Klavierklänge hervorsticht. In eine ähnliche Kerbe schlägt „Dirty Dream“, wobei der Blueseinfluss zurückgefahren wird.

Über die intensive Rockballade „A Million Faces“, den abwechslungsreichen Rocker „Don’t Wanna Talk About Love“, zeigt „The Devil Made Me Do It“ eine stilistische Nähe zum angesagten US-Hard-Rock, sodass der Track als Single ausgekoppelt wird.

Einer der Hits auf „Robert Johnson’s Tombstone“ ist „Last Man Standing“, wo der Refrain sofort im Ohr hängenbleibt. Insgesamt sind die knapp sieben Minuten spannend und frisch gestaltet. Ob „Andy Warhol Said“, “What a Beautiful Day“, das melancholische „It’s All About You“ oder der Schlusspunkt „Stubborn Kinda Love“: THUNDER setzen ihren Weg fort und fügen ihrer Diskografie ein weiteres Top-Rockalbum hinzu.

Platz 56 in den UK-Album-Charts: kommerziell ist „Robert Johnson’s Tombstone“ nicht der ganz große Wurf, die Kritiken aber durchweg positiv. THUNDER kehren mit LP-Nummer acht zu dem zurück, was die Band bekannt gemacht hat: druckvoller Drei-Akkorde-Hardrock, der die Fanbase zufriedenstellt, aber keinen Zuwachs beschert.

„Robert Johnson’s Tombstone“, das ReRelease auf Vinyl

Was für den Vorgänger gilt, gilt auch für „Robert Johnson’s Tombstone“. Bereits über 52 Minuten ist die CD-Version lang, sodass es auch hier eine Doppel-LP mit vier Bonustracks als erstmalige Vinylauflage gibt. „I’m In Heaven“ und „Don’t Worry About Forever“ sind als B-Seiten Bonus-Tracks auf der CD-Single „“The Devil Made Me Do It“ 2006 veröffentlicht worden. „It’s All About You“ ist auf “The Xmas Show – Live 2006” zu finden. Der 2006er-Mitschnitt aus Glasgow, wo „Dirty Dream“ aufgenommen wurde, ist bisher noch nicht offiziell als Hardware erschienen.

Der eigentliche Wert liegt wie bei „The Magnificent Seventh!“ im Vinyl an sich. Hier können Sammler eine bisher vorhandene Lücke schließen und die hochklassige Hard-Rock-LP im April auf den Plattenteller legen.

Zum Abschluss der zweiten Phase lassen es die Hardrocker krachen

Thunder – Bang! – Exploded Packshot Copyright BMG

Im Zweijahresrhythmus sind THUNDER im Studio aktiv und legen im November 2008 „Bang!“ auf den Tisch. Den eigentlichen Knalleffekt liefern die Musiker aber erst drei Monate nach der Veröffentlichung. THUNDER verkünden ihr Ende. Das Heimspiel im Hammersmith Apollo wird als “At the End of the Road: Live in London” aufgezeichnet und dokumentiert die eigentlich finale Show der Band. Es folgen anschließend noch zwei weitere Festivals, bevor die zweite Phase von THUNDER Geschichte ist. Ist „Bang!“ ein musikalischer Knaller?

Die Aufnahmen zu „Bang!“ werden im Walton Castle in Clevedon, North Somerset, fertiggestellt. Keyboarder Ben Matthews vergleicht den Aufnahmeprozess mit dem Produktionsprozess zu DEEP PURPLEs „Machine Head“ aus dem Jahr 1972, das im Grand Hotel in Montreux, Schweiz, im Rolling Stones Mobile Studio realisiert wurde.

Rund um die Produktion des neunten Albums haben THUNDER drei EPs mit neuen Tracks und Live-Aufnahmen am Start. „Six of One…”, “The Joy Of Six” und “… Half Dozen Of The Other“ werden in einer Box parallel zum Release von „Bang!“ an die Musikfachgeschäfte geliefert. Die Launch-Party geht am 27. Oktober im Hard Rock Cafe, Manchester, mit einem Akustik-Set über die Bühne.

Insgesamt circa 54 Minuten Musik verteilen sich auf 12 Songs. Treibender, ins Ohr gehender Hard Rock und „On The Radio” eröffnet den Longplayer. „Stormwater”, die akustisch startende Halbballade „Carol Ann“, „Candy Man” oder „Love Sucks“: THUNDER liefern routiniert ihre in den vergangenen Jahren erarbeiteten Trademarks.

Die Balladen „Retribution“ und „Watching Over You“ oder der fade Rocker „Have Mercy” passen nur bedingt zu den anderen Tracks und fallen ab. Auch das bluesige „Turn Left At California” kommt wenig zwingend rüber. Insgesamt hat „Bang!“ weit mehr Durchschnittsmaterial als die beiden Vorgänger an Bord.

THUNDER wirken auf „Bang!“ ausgebrannt. Drei EPs und eine vollständige LP: das klingt, als hätten die Protagonisten ihre Resterampe abgearbeitet und auf CDs gepresst.

Folgerichtig bleibt Album Nummer neun kommerziell hinter den Erwartungen. Platz 62 in den UK-Album-Charts, Platz zwei bei den UK-Rock & Metal-Werken stehen zu Buche. Außerhalb von UK landet die Scheibe nur noch in Japan in den Charts.

„Bang!“, das ReRelease auf Vinyl

Was für die beiden Vorgänger gilt, gilt auch für „Bang!“. Album Nummer neun in der Geschichte von THUNDER erhält 2024 erstmals eine Vinylauflage. Da die ursprüngliche CD-Version bereits 54 Musik umfasst, bleibt auch hier nur die Doppel-LP. Die Bonus-Tracks stammen von der EP „The Joy Of Six“ („I Believe (Missionary Position Version“)) und der Compilation „The EP Sessions 2007-2008“ („See My Baby Walking“). Dazu gesellen sich zwei Songs vom jährlichen Festival Live at Rock City Nottingham („On The Radio“ und „Delilah“).

Der eigentliche Value ist die Vinylveröffentlichung an sich. Eine hochwertige Aufmachung umrahmt „Bang!“. Vinylsammler können der THUNDER-Diskografie ein weiteres Exemplar hinzufügen.

Quelle: Wikipedia sowie die jeweiligen Tonträger
03.04.2024

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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