Those Of The Unlight
Runde 1 des Black-Metal-Battles
Special
Der Black-Metal-Untergrund lockt und wir lechzen. Zwei Kategorien, ein kollegiales Battle:
A: Aktuelle Veröffentlichungen der letzten sechs Monate
B: Alltime-Releases zu einem bestimmten Thema
Welches Release gewinnt, entscheidet ihr in den Kommentaren auf metal.de und Facebook. Wir verkünden den Publikumsliebling dann in der nächsten Ausgabe.
Ob Demo, EP, Split oder Album – grundsätzlich ist alles erlaubt, nur keine Nazi-Exkrete natürlich, immer und überall. Daher bitten wir euch um zwei wachsame Augen und entsprechende Hinweise, sollten wir ungewollt zweifelhafte Bands nominieren. Trotz intensiver Recherchen sind wir leider nicht omnipräsent und allwissend.
BATTLE A
Vorschlag von André: OFSTINGAN – „Blasphemous Conqueror“ (2021)
Im invertierten Sinne ist ein Orgel-Intro natürlich eine feine Sache. Wenn dazu die dumpfe Stimme einsetzt und unheilvoll von Satan berichtet, der die Welt als König regiert, wachsen zwei Dinge: der Eindruck, dass OFSTINGAN keinen allzu seriösen Okkultismus praktizieren, und der plakative Satanisten-Pimmel. Wer jetzt „Sexismus“ schreit: Der Schreiber berichtet aus seiner Perspektive und Hose. Spaß beiseite, es geht hier um den Teufel.
In feuchter Erwartung eines stimmungsvollen Christentum-Gebashes der Marke Black-Thrash-Kutte verlässt der Opener von „Blasphemous Conqueror“ langsam das Intro. Bestätigung? Ja und nein. Der bald einsetzende Humppa-Part nickt eifrig, aber es schlängelt sich sogleich eine feine Melodie ins Geschehen. Und genau diese Mischung bestimmt und befeuert die EP der Amerikaner, während gut eingesetzte Details wie losgelöste Bass-Parts und der konsequente 90er-Charme den Rest erledigen. „Blasphemous Conqueror“ ist kein Meilenstein, aber OFSTINGAN meißeln das Überleben der alten musikalischen Schule gekonnt in Stein – von der organischen Produktion bis zu den verhallten Vocals.
Vorschlag von Johannes: BELLICISTE – „Deathsworn“ (2021)
Da kann man nur zustimmen – die sinistre Feierlichkeit der Debüt-EP von OFSTINGAN bietet alles, was das atrophierte Oldschool-Herz begehrt; inklusive geilem Schwarz-weiß-Demo-Layout mit Maximalfrakturschrift und Ziegenschädel. Etwas feingeistiger, gleichsam kaum minder roh und schmutzig gehen die neuseeländischen Wahl-Serben BELLICISTE mit ihrem jüngsten Demo “Deathsworn” vor.
In ihrer dezenten Melodik erinnern die Kriegstreiber ähnlich wie OFSTINGAN an eine Mischung aus der Uralt-Rumpelschule und finnischem Black Metal à la BEHEXEN. Sehr schön passen hier auch die räudigen Gitarren mit dem angenehmen Drumsound und den krächzigen Vocals zusammen. Haben wir so ähnlich zwar alles schon mal gehört, wird aber selten so konsequent und treffsicher bei wirklich musikalischem Ansatz praktiziert. Wenn keiner hinschaut, kann man mit beiden Veröffentlichungen sogar ein bisschen Party machen.
BATTLE B
Thema: Hexen
Vorschlag von Johannes: MORTUARY DRAPE – „All The Witches Dance“ (1994)
Das Debüt dieser verrückten Italiener machte auf mich zunächst in erster Linie aufgrund seines verstörenden und stimmungsvollen Cover Artworks Eindruck. Hat man sich erst durch das ziemlich öde Intro “My Soul” gequält, folgt eine dreiviertel Stunde Black Metal der allerurtümlichsten Machart: CELTIC FROST / HELLHAMMER, MASTER’S HAMMER, ROOT und MYSTIFIER sind die Säulen dieses gen Hölle gerichteten Tempels.
Die Riffs sind primitiv, die Drums preschen punkig vorwärts. Auch nach vielen Jahren bin ich beim Auflegen immer noch verwundert, wie sauber das Ding eigentlich doch produziert war. Gemeinsam mit dem nervig langen Intro der einzige Kritikpunkt dieser sonst so gelungenen und stimmungsvollen Scheibe. Na gut, die vielen unbeholfenen Grammatikfehler in den Texten sorgen heute eher für Schmunzeln als (Ehr)furcht. Ist beim Hören aber zum Glück nicht im Vordergrund. “All The Witches Dance” von MORTUARY DRAPE kann man immer mal wieder aus den hinteren Rängen des Regals hervorziehen – es lohnt sich. Zudem merkt man, wie stark der Einfluss auf das gegenwärtige Schaffen von Kapellen wie CULTES DES GHOULES, MALOKARPATAN oder DENIAL OF GOD ist.
Vorschlag von André: WITCHVOMIT – „Demo“ (2013)
Tatsächlich mag ich das Intro von „All The Witches Dance“. Über das Cover-Artwork müssen wir nicht reden: ein fieser Traum in bester Oldschool-Horror-Manier. Da hast du wahrlich einen vorgelegt. Allerdings agieren mir MORTUARY DRAPE auf Dauer zu stimmungsvoll, vor allem bei den Soli – mit anders gefärbten Vocals würde das Ganze vermutlich recht zahm klingen. Mein infernalischer Gegenzauber nennt sich ekelerregend schön WITCHVOMIT – oder nannte, denn der Verbleib der Schweden unter dem verhexten Banner ist unbekannt. Schwedischen Black Metal darf hier aber niemand erwarten. Im 2013er-Demo (cult as fuck kam danach auch nichts mehr) rumpelt es vorzüglich.
Auch hier gibt es Black Metal der von Johannes genannten Referenz-Bands, doch die Lo-Fi-Produktion trotz deutlich späterer Veröffentlichung und die konsequent verhallten stimmlichen Giftpfeile ziehen die Musik in finsterere Tiefen. Spätestens „Rites Of The Coven“ mischt etwas AURA-NOIR-Frühphase in das unbetitelte Demo-Tape und entlässt uns mit einer starken Black-Thrash-Keule, einem abschließenden Schussgeräusch plus Gelächter und dem Wunsch, sich in noch mehr Hexenkotze zu suhlen. Vielleicht öffnen WITCHVOMIT ihr Band-Grab ja irgendwann noch mal.