Those Of The Unlight
Part III – (April 2024)

Special

Nein, nicht die doppelte Fortsetzung oder unnötige Neuaufnahme des gern übersehenen MARDUK-Klassikers von 1993. Die Kolumne des düstermetallischen Untergrunds von André und Johannes geht vielmehr in die dritte Runde.

Those Of The Unlight – Part III mit:

BILWIS
KHÜLL
UDÅD
MOISSON LIVIDE
OSSILEGIUM
STRYCHNOS

BILWIS – Hameln

von André Gabriel

So viele Fragen sind seit dem Debüt von BILWIS offen. Hört unser auch im Schwarzbereich hochgeschätztes „Bübchen von Autor“ Johannes jetzt nur noch RUSH? Hat er das Angebot von Malik zur Metal-Nachhilfe angenommen? Und vor allem: Wer ist der Kommentarkasper überhaupt? Investigative Menschen recherchieren sofort und erfahren via Metal Archives, dass hinter BILWIS eine anonymisierte Person steckt. Dann zählen die Hobby-Holmes eins und eins zusammen und … lassen wir das.

Denn die wichtigste Frage lautet: Wie klingt „Hameln“? Johannes hat vor allem den Sound von „Pan“ kritisiert. Und come on, Malik, das war völlig berechtigt. Weiß auch das Promoschreiben zur neuen Platte, denn dort steht: „[…] he needed to return to the debut EP, but with improved sound“. Witzig, oder? Immerhin tönt das neue Ergebnis etwas besser – wenn auch oft zu verwaschen, blass, irgendwie dünn. Und der Drumcomputer scheint nach wie vor beliebt zu sein, das zeigt sich besonders in den unpassenden Becken- und Bassdrumsounds.

DISSECTION als Einfluss und Anspielungen auf „The Somberlain“. Das ist natürlich eine Hausnummer, zu der mich besonders die Meinung von Johannes interessiert, einem echten Connaisseur melodischer Schwarzkunst aus Schweden: „Da fehlt sowohl das Melodiegespür als auch die technische Fertigkeit für.“ Hat er nicht unrecht. Außerdem: Was soll dann das von IMMORTAL kopierte Promofoto?

Diabolical Fullmoon Bilwicism

Ratten- oder Fliegenfänger von Hameln? Ja, es spinnt sich ein atmosphärischer Reiz um die Märchen und Mythen. Dem Schema-F-Songwriting frönt BILWIS aber weiterhin. Nicht jede Veröffentlichung muss mutig oder gar progressiv sein und es geht auch nicht um Innovationspreise. Geradliniger Black Metal? Her damit. Trotzdem sind es Ideen und Kniffe, die ein Album abheben. Das können herausragende Melodien, eine spannende Bridge oder überraschende Textpassagen sein – das klassische Solo in „Trutz, Blanke Hans“ geht in die richtige Richtung, wirkt aber auch etwas deplatziert.

Ohne diese Ahamomente ist „Hameln“ eben ein weiteres Black-Metal-Album. Mehr nicht. Um das ihr aber keinen bewussten Bogen machen müsst, denn die Musik von BILWIS ist nicht schlecht. Nun haben wir in dem Genre aber einen sehr pulsierenden Untergrund – und es benötigt einfach mehr, um sich daraus zu erheben.

Wertung: 6

Trackliste:

  1. Ein Licht Dort In Der Nacht
  2. Hameln
  3. Hausgeister
  4. Das Gold In Unserer Hand
  5. Gevatter Tod
  6. Trutz, Blanke Hans
  7. Totengrund
  8. Schicksalsberg
  9. 1284

Release: 5. April 2024
Spieldauer: 50:10
Label: Northern Silence Productions

KHÜLL – Where Shadows Rise

von Johannes Werner

KHÜLL ist ein Ein-Mann-Projekt aus Spanien, das 2021 bereits ein Album namens “Call To Arms” veröffentlicht hat. Beide Alben haben auf alle Fälle ein richtig schlimmes Cover der Marke “Kinder illustrieren für Kinder” gemeinsam. Keine Ahnung, welche Überraschungen und Sensationen das Debüt versteckt hält, aber “Where Shadows Rise” ist das archetypische Beispiel für eine der monatlich flutenden Standard-Alben im Black Metal, die nicht gänzlich furchtbar, aber schrecklich belanglos sind.

Synthetischer Klang inklusive uninspirierter, vermutlich programmierter Drums, schwachbrüstige Vocals und meterdicke Keyboardteppiche, die nicht in der Lage sind, mitreißende Melodien zu erzeugen – was bleibt? Eine dreiviertel Stunde Langeweile, die schlimmer sein könnte, aber letztlich auch vergeudete Zeit ist.

Wertung: 4

Trackliste:

  1. Oath Of War
  2. Rise Of The Dark Dragons
  3. Son Of The Shadows
  4. A Kingdom Hidden Behind The Sun
  5. Eternal Moonlight
  6. Farkeng’s Curse
  7. Unholy Warrior

Release: 12.04.2024
Spieldauer: 43:26
Label: Naturmacht Productions

UDÅD – Udåd

von Johannes Werner

UDÅD sind ebenfalls das Projekt eines Einzeltäters. In diesem Fall ist derjenige niemand geringeres als Thomas Eriksen, Chef der norwegischen Abräumer MORK. Mit den jüngeren Veröffentlichungen der Hauptband haben UDÅD allerdings wenig gemein. Beabsichtigt ist eine Nähe zum MORK-Debüt “Isebakke”, wobei sich “Udåd” in allen Belangen sogar noch versiffter, dreckiger und unterproduzierter anhört. Die Melodie am Beginn von “Avgudsdyrker” leiert derartig, dass es klingt, als wäre die Aufnahme von einem uralten Tape der eigentlichen Aufnahme kopiert wurden.

Grundsätzlich verhält es sich wie mit vielen Nebenspielwiesen. Wer von Mr. Eriksens Schaffen nicht genug bekommen kann, wird in “Udåd” sicherlich vergnügliche Stunden finden, notwendig war das Projekt aber nicht unbedingt. Die besseren Songs erinnern an eine Lo-Fi-Version besserer MORK-Stücke, der Rest hat zu viel von gefälligem Hintergrundrauschen, als dass das Blut in den Adern gefrieren würde. Es gibt aber auch wesentlich lieblosere Alben dieser Richtung.

Wertung: 6
Trackliste:

  1. Den Envindelige Ende
  2. Bakenfor Urskogens Utkant
  3. Avgudsdyrker
  4. Blodnatten
  5. Den Virkelige Apokryf
  6. Vondskapens Triumf
  7. Kald Iver
  8. Antropofagens Hunger

Release: 15.03.2024
Spieldauer: 46:19
Label: Peaceville Records

MOISSON LIVIDE – Sent Empèri Gascon

von Johannes Werner

Die Franzosen MOISSON LIVIDE – ein Sideprojekt der leicht zu verwechselnden BOISSON DIVINE – besingen die Geschichte der Provinz Gascogne, was ihre mittelalterlich geprägte Ästhetik und den musikalischen Hang zu Folklore erklärt. Statt einem stimmungsvollen Folk-Black-Metal-Album beschert uns “Sent Empèri Gascon” aber ein unangenehm buntes Melodiefeuerwerk mit sehr bemühten Folk-Parts und aufdringlich heldenhaften Clean-Vocals. Gerade auch durch die sterile Produktion wirken MOISSON LIVIDE eigentlich eher wie eine Power-Metal-Band, die Screams und Blastbeats als Stilmittel einsetzt. Ein Album, das nicht wirklich erreicht, was es will.

Wertung: Originell versucht, originell gescheitert. Für die Ambitionen und manches nette Riff gibt’s 6 Punkte.
Trackliste:

  1. La Sèrp D’Isavit
  2. Sus L’Arròda
  3. L’Òmi Xens Passat
  4. Sent Empèri Gascon
  5. Passejada Dolorosa
  6. A.C.A.B. (Armanhaqués Comandò Anti-Borgesòts)
  7. Caçaire D’Eternitat

Release: 03.05.2024
Spieldauer: 44:19
Label: Antiq Records

OSSILEGIUM – The Gods Below

von Johannes Werner

 

Hm, bei dem Bandnamen fallen mir als Sachsen irgendwie nur dumme Wortwitze ein und wer weiß, ob Lachen hier überhaupt angemessen ist? OSSILEGIUM sind ein Duo aus Chicago, dessen Musiker beide in der Vergangenheit kurz bei den sicher mehr als nur grauzonigen KOMMANDANT gespielt haben. Zwar war die Dienstzeit jeweils nicht von langer Dauer, ein fader Beigeschmack bleibt allerdings.

Fairerweise muss man jedoch sagen: Man verpasst musikalisch nicht wahnsinnig viel. OSSILEGIUM stehen hörbar auf DISSECTION und mittelalte WATAIN, ohne ansatzweise deren krankhafte Besessenheit oder das wahnsinnige Gespür für finstere Melodien teilen zu können. “The Gods Below” ist gefällig, jedoch vollkommen höhepunktarm. Wer’s mag.

Wertung: Rein musikalisch 5 Punkte. Der Inbegriff von “Durchschnitt”
Trackliste:

  1. Nightborn
  2. Serpentine Shadows
  3. The Winds Of Astaroth
  4. Beyond The Clandestine
  5. The Heart Of Darkness
  6. To Reach The Eternal Ends
  7. Constellationrise
  8. The Gods Below
  9. Planar Nexus

Release: 03.05.2024
Spieldauer: 43:47
Label: Personal Records

 

STRYCHNOS – Armageddon Patronage

von Johannes Werner

Zum Glück können wir gegen Ende dieser Ausgabe das Niveau noch ein wenig heben. Kein Wunder, liefern doch Dark Descent Records immer ein gewisses Grundniveau ab. STRYCHNOS sind zwar weit davon entfernt, die nächste Kult-Legende zu werden. Die Dänen machen mit ihrem kompromisslosen Black Death aber gehörig Laune und erinnern an Bands wie POSSESSION oder RAVENCULT, in langsameren Passagen auch gerne mal an ARROGANZ. Klar hat man das alles schon mal gehört, aber “Armageddon Patronage” wird nicht langweilig, ist überzeugend dargeboten und gut produziert. Coole Scheibe!

Wertung: 7/10
Trackliste:

  1. Winds Warning The Final Storm
  2. Armageddon Patronage
  3. Choking Salvation
  4. Endless Void Dimension
  5. Pale Black Birds
  6. Stanken Af Dyd
  7. Sweeping Storm Of Suicide
  8. Nattevandrerinden

Release: 17.05.2024
Spieldauer: 42:56
Label: Dark Descent Records

30.04.2024
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