Those Of The Unlight
Part I – (Februar 2024)

Special

Those Of … Those Of The Unlight? Da klingelt etwas bei euch? Richtig. „Those Of The Unlight“ ist nicht nur ein fantastisches und inzwischen gern mal übersehenes MARDUK-Album von ’93, sondern war auch eine kurzlebige Kolumne unserer Black- und Death-Gourmets André und Johannes.

Ohne den vormals versuchten Ansatz, die Platten im Battle gegeneinander antreten zu lassen, soll das Format nun wiederbelebt werden, um monatlich gepflegte musikalische Düsternis aus der zweiten und dritten Reihe zu begutachten.

Those Of The Unlight – Part I mit:

ABOVE AURORA
ARMAGH
GRIFFON
LHAÄD
MÆRE
VREDEHAMMER (Single)

ABOVE AURORA – „Myriad Woes“

von Johannes Werner

Unsere schwarzmetallischen Expertenkollegen und Vorredner Møller und Wischkowski fanden die Polen ABOVE AURORA in bisherigen Rezensionen jeweils nicht mehr als solide und bemühten unabhängig voneinander Vergleiche mit KRIEGSMASCHINE und SECRETS OF THE MOON. Hinsichtlich der Referenzen muss ich zustimmen, hinsichtlich der Euphorie widersprechen. Ihr doomiger, sehr auf Atmosphäre angelegter Black Metal ist durch die Bank glaubwürdig und durchdacht inszeniert. ABOVE AURORA verstehen sich nicht nur auf Atmosphäre, sondern auch auf Dynamik. Und so schaffen sie mit “Myriad Woes” eine fast durchweg fesselnde und spannende Platte, der lediglich ein paar i-Tüpfelchen fehlen.

Tatsächlich lebt die Musik vom Wechsel der schleppenden Passagen mit gediegener Raserei. Bemerkenswerte Akzente setzen ABOVE AURORA mit feinen Akustikgitarren und BEHEMOTH’schen Jagdhörnern, die dem schicken Album eine majestätische Note geben.

Außerdem begeistert die für polnischen Black Metal nicht untypische Kultivierung des Hässlichen, die einen perfekten Soundtrack für miesepetrige Regentage schafft. Gelungenes Album, das von Fans mit Nischengeschmack mehr als nur genossen wird. Alle anderen können sich zunächst mit den etwas bekannteren Vordenkern befassen. Geile Produktion übrigens!

Wertung: 7 mit Tendenz zur 8.

Trackliste:

  1. Inner Whispers
  2. Spark
  3. Efforts To Fall
  4. Horns Of Dread
  5. No More Shall The Boulder Descend

Spieldauer: 33:28
Release: 15.03.2024
Label: War Anthem Records

ARMAGH – „Exclamation Po​!​nt“

von André Gabriel

ARMAGH sind – passend zum Albumcover – so geil aus der Zeit gefallen und trotzdem anders, dass „Exclamation Po!nt“ tatsächlich aus all den nach hinten blickenden Alben heraussticht. Instrumental überwiegend 80er, Vocals noch früher, aber dann kommen die Polen plötzlich mit Black Metal um die Ecke – also wirklich und nicht nur als textlich angehauchter Blackened Heavy Metal.

Apropos Vocals: ARMAGH profitieren sehr von der Gesangsleistung und Stimmfarbe von Galin Soulripper, der die Band für das dritte Album „Exclamation Po!nt“ neu formiert hat und im Gesamtkontext wie ein Hippie mit Corpsepaint wirkt. Gegenbeispiel, wenn wir über angeschwärzten Heavy Metal sprechen: ATTIC sind stimmlich deutlich nerviger unterwegs.

Gleich der Opener ist ein Banger. Lied zwei kommt epischer daher und spitzt sich gen Ende auf kurze Blastbeats zu. Die vierte Nummer und „Rapid Str!de“ (Highlight!) klingen von Beginn an kühler und zeigen, dass ARMAGH auch instrumentalen Black Metal können. Die Melange knallt hier einfach!

Wertung: Fette 8, die an der 9 kratzt

Trackliste:

  1. Rough Edges
  2. Masters Of Time
  3. Aftermath
  4. Between The Sides
  5. The Portal
  6. Rapid Str!de
  7. This !s New A
  8. Enough For Now

Spieldauer: 39:34
Release: 15.03.2024
Label: Dying Victims Productions

GRIFFON – „De Republica“

von Johannes Werner

Die vier Franzosen müssten bei meiner Wenigkeit eigentlich offene Türen einrennen: melodischer Black Metal, französische Texte über (Kirchen-)Geschichte und Mittelalter, Ölschinken als Artwork – check! In der Tat muss man GRIFFON auf ihrem dritten Album ein Händchen für stimmungsvolle Melodien und gelungenes Songwriting attestieren, dass sich kaum hinter Landsleuten wie DARKENHÖLD oder VÉHÉMENCE verstecken braucht.

Mich persönlich stört die sehr clean geratene Produktion allerdings, bei der die Drums deutlich zu sehr in den Trigger geraten sind. Dadurch klingen manche Momente unpassend nach modernem Melo-Death der Marke THE BLACK DAHLIA MURDER und Konsorten – und wer will das auf einem Black-Metal-Album schon?

Geschmackssache dürften ebenfalls die sonoren Männerchöre sein, die vermutlich sakral klingen sollen. Mich persönlich stört das weniger, da es zur Gesamtatmosphäre gut passt. Bei den ebenfalls recht historisch agierenden und gar nicht mal so unähnlich klingenden Bundesgenossen von ABDUCTION stieß das manchen Fans aber bereits unangenehm auf. Objektiv ein sehr gutes Album, dessen Zutaten eindeutig Geschmackssache sind.

Wertung: Ziemlich genau zwischen 6 und 7.

Trackliste:

  1. L’Homme Du Tarn
  2. The Ides Of March
  3. La Semaine Sanglante
  4. A L’Insurrection
  5. La Loi De La Nation
  6. De Republica

Spieldauer: 36:54
Release: 16.02.2024
Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions

LHAÄD – „Beneath“

von André Gabriel

LHAÄD gehört zum belgischen Nox-Entity-Kollektiv, das einige durchaus huldigend beäugen. Mit dem Zweitwerk „Beneath“ zieht uns der Belgier wieder ins Hadopelagial. Doch nicht alle der rein nummerisch betitelten Lieder passen zur tiefsten Ozeanzone, wo pure Finsternis und bittere Kälte herrschen. Mastermind Lykormas geht oft stimmungsvoll vor. Und nutzt die ganz Tempobandbreite: Schon das teils okkult anmutende und experimentelle „Beneath I“ bricht mittig mit der Geschwindigkeit und stellt auf Sturmflut.

Clevere Breaks, feine Melodien, auch abseits des Konzepts genug Tiefe, um zu unterhalten, und aquatische Geräusche, die den Hadopelagic Black Metal [sic] gut ergänzen: Mit „Beneath“ sollte LHAÄD die von „Below“ entfachte Welle nicht nur mitnehmen, sondern sein Unterwasserreich um neue Hörer*innen vergrößern.

Wertung: 7, nicht mehr und nicht weniger

Trackliste:

  1. Beneath I
  2. Beneath II
  3. Beneath III
  4. Beneath IV
  5. Beneath V
  6. Beneath VI

Spieldauer: 39:55
Release: 20.03.2024
Label: Amor Fati Productions / Extraconscious Records

MÆRE – „.​.​.And The Universe Keeps Silent“

von André Gabriel

Ob manche Hörer*innen das Universum schon früher zum Schwiegen bringen wollen? Nein, „…And The Universe Keeps Silent“ ist kein schlechtes Debüt, aber MÆRE haben sich für den anstrengenden Weg entschieden. Der Dissonant Death Metal ist so schwindelerregend vertrackt, dass er bipolare Störungen auslösen könnte. Liegt nicht allen. Zudem machen das auch viele andere Bands – und einige deutlich besser.

Bodengleich doomig, auftürmend tödlich, mutig progressiv, umspannend finster – und alles im steten Wechsel. Das kann transzendente Zustände entfachen oder „Music Sickness“ fördern. Vor allem: Wann soll man sich „…And The Universe Keeps Silent“ anhören? Niemand möchte Drogenkonsum verherrlichen, aber …

„Wenn es einen Gott gibt, muss er um Verzeihung bitten“ – oder so ähnlich. Das Cringe-Potenzial deutscher Texte ist allgemein hoch und auch hier vorhanden. Außerdem: Etablierte Musiker hin oder her, aber wenn ich sehe, was MÆRE vom Albumfleck weg an Merch aufbieten – von Shorts über Jogginghose bis Denimjacke – trübt das den Ersteindruck zusätzlich. Gib der Band aber gern eine Chance, wenn du dich im oben Beschriebenen wohlfühlst.

Wertung: 6 mit subjektiver Tendenz zum Durchschnitt

Trackliste:

  1. All Those Things We’ve Never Been (The Grandeur Of Nihilism)
  2. Traumlande (Ascending The Abyss)
  3. The Darkness Is Your Mother
  4. Zdrowas Mario (Building The Temple)
  5. Think Of Me As Fire

Spieldauer: 36:06
Release: 19.04.2024
Label: Transcending Obscurity Records

VREDEHAMMER – „God Slayer“

von Johannes Werner

Von den Norwegern VREDEHAMMER liegt uns aktuell nur die Single zum Titeltrack als Vorgeschmack auf ihr viertes Album “God Slayer” vor, dessen Erscheinungsdatum noch nicht bekannt ist. Verstärkt um Drum-Wunder Dominator (Ex-DARK FUNERAL, Ex-AEON) liefert Quasi-Alleinunterhalter Per Valla, was er schon immer am besten konnte: rasende Riffs, knallende Blastbeats und giftiges Knurren.

Erinnert noch immer stark an KEEP OF KALESSIN inklusive deren Breitwandformat. Nach wie vor erreichen VREDEHAMMER nicht ganz die Klasse offensichtlicher Vorbilder wie BEHEMOTH und DARK FUNERAL. Auf Albumlänge könnte “God Slayer” allerdings ein kurzweiliger Ritt werden.

Wertung: –

Spieldauer: 05:04
Release: 24.01.2024
Label: Indie Recordings

29.02.2024
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