The Rolling Stones
Rough Guide von Sean Egan.
Special
Die ROLLING STONES gelten auch 2009 noch als die größte, erfolgreichste und oft auch beste Rockband der Zivilisationsgeschichte. Warum das so ist, und warum eine ganze Menge Menschen anderer Meinung sind (ich beispielsweise finde, sie sind zudem auch die langweiligste und faltigste), versucht Sean Egan in seinem ROLLING STONES-Überblick aus der Rough-Guide-Reihe des Heel-Verlags zu erklären.
Ich bin ehrlich: von allen klassischen Rockbands der 60er- und 70er-Jahre sind die STONES immer diejenige gewesen, mit der ich absolut nichts anfangen konnte. Daran hat auch dieses Buch nichts geändert, das Egan mit Akribie und ausgewogenem Gemüt zusammengestellt hat. Sympathisch objektiv schildert der Autor in seiner Biographie, scharf konturiert und zielsicher, die Geschichte der STONES von Beginn der 60er Jahre an, die im Wesentlichen von Imagekalkül und einem Riecher für das große Geld geprägt ist. Daraus macht Egan auch keinen Hehl, gesteht aber natürlich ein, dass auf mehr als 20 Studioalben auch der ein oder andere gute Song entstanden ist. Genauso wenig verschweigt er aber auch, welche bandinternen Probleme die STONES schon seit den frühen 70ern hatten, und dass sie mehrmals kurz vor ihrer Auflösung standen. Das hat dazu geführt, dass in den letzten 30 Jahren vor allem künstlerisch relevanzbefreite STONES-Platten entstanden, wie Egan nicht müde wird zu betonen – ganz abgesehen von vor allem Mick Jaggers Soloalbum, die er ungeniert als „grauenvoll“ bezeichnet. Zu Recht.
Der Rough Guide taugt in erster Linie als fundiertes Nachschlagewerk für alle nur denkbaren Details der Bandgeschichte, nicht so sehr als ausgedehnte und packend geschriebene Biographie, wie es beispielsweise „Hammer Of The Gods“ zu LED ZEPPELIN ist. Die sinnvolle Unterteilung in chronologische Abschnitte und einen ausgedehnten Anhang hilft, gezielt nach bestimmten Informationen zu suchen, wie z.B. die Grundschule von Keith Richards, den Eisverkäuferjob von Mick Jagger, die vielen bunten Drogengeschichten, das Managerumfeld der Band, die offizielle Homepage usw. Das Layout ist recht angenehm, das Format lesefreundlich und übersichtlich, und die Illustrierung, wenn auch leider schwarz-weiß, auflockernd.
Unterhaltsam finde ich den Abschnitt „50 wichtige Songs“, von denen ich höchstens eine Handvoll kenne und keinen einzigen mag. Das zeigt eindeutig, dass Sean Egans Buch keine Fanboyschreiberei, sondern ernstzunehmende, verhältnismäßig nüchterne journalistische Arbeit ist – anderenfalls hätte er versucht, mich von der Qualität dieser Band zu überzeugen. Das ist bei mir doppelt schwierig, weil ich weder ein Karikaturenliebhaber, noch ein Hörer von Easy-Listening-Rock oder gar ein Freund unsympathischer Frontmänner bin. Wer allerdings keine 99$ für den Zugang zum Fanbereich der offiziellen Homepage ausgeben will (!), ist mit dieser kompakten Veröffentlichung für nur 14,95 Euro günstig unterwegs.
Das Buch ist im Heel-Verlag erschienen und hat einen Umfang von etwa 300 Seiten, 178×178 mm.
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