The Ocean
Das meint die Redaktion zu "Pelagial"
Special
THE OCEAN konnten mit ihrem neuen Epos „Pelagial“ in der vergangenen Woche die Höchstnote einfahren. Das achte Studioalbum der Schweizer/Berliner Formation, das als durchgängiges Musikstück konzipiert ist, beschreibt eine Reise von der Meeresoberfläche an den Grund des Ozeans und bietet 53 Minuten packenden und vielseitigen Post Metal. Wir haben „Pelagial“ in unserer Redaktion nochmals auf den Prüfstand gehoben – lest in der Folge, was dabei herausgekommen ist.
Es ist – und das ist ein ausdrückliches und zutiefst aufrichtiges Kompliment! – bezeichnend, wenn ein Album sowohl instrumental als auch mit Vocals veröffentlicht wird und in beiden Versionen gleichermaßen begeistert. „Pelagial“ ist so ein Album – und es schmerzt mich ein wenig zu wissen, dass es eigentlich noch eine dritte (bzw. ERSTE) Variante des Albums geben müsste.
Wenn man nämlich den Studio-Berichten Glauben schenken darf, war „Pelagial“ zwar ursprünglich als instrumentales Album geplant, durch einen glücklichen Zufall fand Mastermind Robin Staps aber im begleitenden Kommentar einer Tiefsee-Dokumentation den idealen Text für das gesamte Album. Schade, dass die Produzenten der Doku nie auf die Anfrage von THE OCEAN reagiert haben…
Doch wie schon gesagt: „Pelagial“ ist sowohl instrumental als auch mit stimmlicher Verstärkung ein grandioses Album geworden. Eine druckvolle, transparente und der Musik vollkommen angemessene Produktion trifft auf ausgeklügelte Arrangements, THE OCEAN-Trademarks und allerlei neue Elemente – seien das TOOLige Stakkato-Motive oder schwarzmetallische Blast-Ausbrüche mit Tremolo-Picking vom Feinsten.
Im Prinzip ließe sich „Pelagial“ aber auch viel einfacher beschreiben: Wer die beiden „-centric“-Alben mag, wird auch „Pelagial“ schätzen. Tatsächlich ist „Pelagial“ in meinen Ohren noch um Einiges homogener und stimmiger (sowohl atmosphärisch als auch musikalisch) als die ohnehin schon nah an der Perfektion agierenden Vorgänger.
(Falk Wehmeier | 10/10 Punkte)
Es gibt nicht viele Musiker, die auf die Idee kommen, ein Album zu veröffentlichen, dass sich auf die pelagischen Zonen bezieht. Allerdings bietet sich genau dieses Thema bei THE OCEAN ja fast schon an. Und somit geht es nun – nachdem sich die Band mit der Entstehung der Erde und dem heliozentrischen und anthropozentrischen Weltbild auseinandergesetzt hat – hinab in die Tiefen des Ozeans.
Und genauso wie das Meer selbst entwickelt “Pelagial“ einen unbeschreiblichen Bann, wenn man sich der Musik nur hingibt. Anfangs noch fast entspannt und zurückhaltend verschlingen alle elf Kompositionen den Hörer unweigerlich, es wird von Minute zu Minute dunkler und trostloser. Dabei bleibt es völlig gleich, ob man sich der Instrumental-Version oder jene mit Sänger Loic Rossetti hingibt. Hier darf jeder für sich selbst entscheiden, auch wenn mir persönlich die Version mit Gesang doch ein wenig besser gefällt.
War ich auch nach den letzten Alben etwas skeptisch, so schafft es “Pelagial“ mit einer beängstigenden Leichtigkeit, Meilensteine wie “Precambrian“ in den Schatten zu stellen. Stücke wie “Mesopelagic“ oder “Abyssopelagic I“ überraschen einen selbst nach unzähligen Durchläufen immer wieder und glänzen sowohl mit Eingängigkeit als auch Tiefgang. Diese beiden Stücke sind aber nur exemplarisch genannt, denn THE OCEAN halten dieses extrem hohe Niveau über die gesamte Spielzeit aufrecht, was Lückenfüllern keine Chance gibt. Selbst ruhige Momente wie in “Abyssopelagic II“ wissen zu jeder Sekunde zu begeistern und zeigen eine Band, die völlig zu Recht zu den Vorreitern des Post Metal gehört.
Was bleibt da noch zu sagen? THE OCEAN haben mit “Pelagial“ ein hervorragendes Album abgeliefert, dass nicht nur durch seine Vielseitigkeit überzeugt. Für mich zählt es jetzt schon zu den besten Scheiben dieser Band und jeder Freund solcher Klänge kann hier bedenkenlos zugreifen.
(Florian Hefft | 9/10 Punkte)
Die Exil-Berliner von THE OCEAN haben sich in der jüngeren Vergangenheit mit opulenten (Doppel-) Alben, vielseitigen Besetzungen und intensivem Touring einen Namen in Europa und über dessen Grenzen hinaus gemacht. Drei Jahre sind nun vergangen seit der letzten Veröffentlichung und so mancher wird dankbar dafür sein, dass das Warten nun endlich ein Ende hat.
„Pelagial“ heißt das Werk und rein wissenschaftlich beschreibt der Begriff den uferfernen Freiwasserbereich oberhalb der Bodenzone im Meer, welcher sich wiederum in fünf Zonen einteilen lässt. THE OCEAN haben es sich nicht nehmen lassen, den Hörer mit auf eine Reise durch diese Zonen, tief hinab auf den Grund des Ozeans, zu nehmen. In 53 Minuten werden die verschiedenen Zonen musikalisch „durchtaucht“. Treibt man zu Beginn der Scheibe in seichtem Gewässer, wird es im Anschluss immer ungemütlicher, je mehr man sich von der Oberfläche entfernt, um an Ende in der undurchdringbaren, erdrückenden und dunklen Tiefe anzukommen.
THE OCEAN haben sich in der Vergangenheit immer durch ihre Vielseitigkeit, Fortschrittlichkeit und der Fähigkeit, den roten Faden nicht zu verlieren, ausgezeichnet. Auf „Pelagial“ haben sich die Wahlschweizer noch einen Schritt weiterentwickelt. Von der ersten Sekunde an klebt man nahezu an den Boxen und wird kontinuierlich überrascht. Das Repertoire reicht bei „Pelagial“ von sanften Keys über starke Melodien bis hin zu Riff-Gewittern. Dieser Ozean an Stimmungen wird von einzelnen Samples aus U-Boot-Filmen, verspielten Bassläufen sowie versiertem und akzentuierendem Schlagzeugspiel durchwandert. Das musikalische Werk wird zudem durch den wandelbaren, flexiblen Gesang bereichert. Von sanften Tönen bis hin zu THE OCEAN-typischen Screams wird alles aufgeboten. Neben der Version mit Gesang wird auch eine rein instrumentale Version von „Pelagial“ geboten, welche es packt bei jedem Durchlauf neue Details zutage zu bringen. Abgesehen von der musikalischen Darbietung muss außerdem das Gesamtkonzept des Album sowie die Aufmachung gelobt werden. Hier merkt man einmal mehr, mit wie viel Liebe zum Detail bei THE OCEAN gearbeitet wird und dass einiges an Herzblut in „Pelagial“ geflossen ist.
Mit „Pelagial“ haben THE OCEAN es einmal wieder geschafft, sich selbst zu toppen. Dieses Kunstwerk wird in nächster Zeit schwer zu schlagen sein, was Stimmung und damit einhergehende Komplexität angeht. THE OCEAN steigern sich einmal mehr und scheinen endgültig thematisch und musikalisch in ihrem pelagischen Element angekommen zu sein. Definitiv eine Platte, die zu den absoluten Highlights des Jahres zählen wird!
(Björn Breidenbach | 10/10 Punkte)