The Doom Table
Volume I
Special
Einleitung
Aus den Katakomben I.I–Im Studio: HELEVORN
Aus den Katakomben I.II– Interview zum Studioaufenthalt: ENDONOMOS
Aus den Katakomben I.III – Im Studio: ATARAXIE
Mit Andrew Craighan durch die MY DYING BRIDE-Diskografie (separates Spezial)
Interview: SPECTRAL VOICE
A Playlist: PROFETUS
Einleitung: The Doom Table
Viele Doom-Metal-Alben verblassen in ihrer Zeitlosigkeit wenig. Bei all den regelmäßig rotierenden Klassikern ist es schwer, noch in alle Nischen des Genres einzutauchen, aber die Entdeckungsreise soll hier nur angeregt werden. Das Jahr 2024 war bereits reich an grandiosen Genre-Veröffentlichungen von HAMFERÐ über MY DYING BRIDE bis hin zu SPECTRAL VOICE und vielen anderen.
Auch auf dem Live-Sektor gab es in diesem Jahr schon viele spannende Momente – wir erinnern uns u. a. an das HAUNTING THE CASTLE V – und mit der von metal.de präsentierten DRACONIAN-Jubiläumstour sowie der dritten Edition des Stygian Pilgrims Festivals stehen noch echte Highlights an.
Doom in all seinen Spielarten ist kein leichtes Thema und in diesem Format sollen neben Szenegrößen aber vor allem die spezielleren, weniger mainstreamtauglichen Künstler und ihr Schaffen die verdiente Aufmerksamkeit erhalten.
Die erste Ausgabe von „The Doom Table“ ist für den Anfang etwas umfangreicher und enthält neben Interviews auch Berichte und Schnappschüsse von Studiosessions diverser internationaler Doom-Künstler.
So haben die amerikanischen Death Doomer SPECTRAL VOICE Anfang des Jahres mit „Sparagmos“ ein bösartiges Highlight veröffentlicht. Bandkopf Eli beantwortete uns einige Fragen zur Band und zur Scheibe.
Weiter geht es mit drei Studio-Specials von Doom-Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten: ENDONOMOS, HELEVORN und ATARAXIE geben jeweils interessante Einblicke in die Entstehungsprozesse ihrer kommenden Alben. Nerd-Talk-Alarm!
Die britischen Doomer MY DYING BRIDE haben zwar alle Konzerte für dieses Jahr abgesagt, aber wir freuen uns sehr, dass Gitarrist Andrew sich die Zeit genommen hat, uns in einem separaten Special auf eine Reise durch die Diskographie der Band mitzunehmen. Hier gibt es viele persönliche Einblicke in zu den einzelnen Veröffentlichungsepochen, die selbst dem einen oder anderen Ur-Fan unbekannt sein dürften.
Wir bedanken uns bei allen beteiligten Bands und Musikern für ihre Mitarbeit und Geduld und wünschen Euch viel Spaß beim Schmökern!
Im Studio: HELEVORN
Die mallorquinischen Doomster HELEVORN melden sich mit runderneuerten Line-up und neuem Album zurück. „Espectres“ steht kurz vor seiner Veröffentlichung. Den Studiobericht, den uns Sänger Josep Brunet eingereicht hat, wollen wir Euch aber nicht vorenthalten.
„Am 29. Januar 2024 haben wir mit den Aufnahmen zu unserem fünften Album begonnen, wieder mit Miquel A Riutord ‚Mega‘ in seinen Studios in Inca (Mallorca). Das gleiche Studio, in dem wir unsere letzten beiden Alben aufgenommen haben.
Die letzten drei Jahre waren für die Band sehr intensiv, da es einige Besetzungswechsel gab. Tatsache ist, dass wir Sebastià Barceló (TRALLERY) bitten mussten, das Schlagzeug aufzunehmen, weil es uns unmöglich war, einen festen Schlagzeuger zu finden.
Außerdem war das letzte Jahr sehr produktiv (Wir haben beschlossen, nicht mehr so viel live zu spielen.), wir haben die acht Songs komponiert, die wir gerade im Studio aufgenommen haben. Wir haben die Sessions vor einigen Tagen beendet.
Über die neuen Songs:
Die Songs sind ein bisschen anders als in der Vergangenheit, weil es das erste Mal ist, dass der neue Gitarrist (Alex) 60% des Albums komponiert hat, also können wir sagen, dass es HELEVORN ist, aber auf eine neue (aber) gleiche Weise. Man findet die gleiche Atmosphäre, die gleichen Gefühle, aber ein bisschen anders gespielt. Vielleicht etwas roher, mit mehr Details, mehr Technik usw. Wir lieben die Art und Weise, wie die Band mit den neuen Mitgliedern angefangen hat zu arbeiten und wie sie Ideen gemeinsam umsetzt.
Wir haben uns mit dem Konzept des „mediterranen Doom“ auf unserem vorherigen Album definitiv wohlgefühlt, aber jetzt ist es ohne Zweifel weniger episch, weniger „folkig“ und mehr Doom und Metal. Und wie immer können wir sagen, dass wir sehr stolz auf dieses Album sind und dass es vielleicht die besten Songs sind, die wir je aufgenommen haben.
Über das Konzept:
Wir mögen es, über reale Dinge zu schreiben, und das haben wir schon immer getan.
Diesmal fiel uns das Buch „Ghosts Of My Life“ von Mark Fisher in die Hände und wir beschlossen, dass wir darüber schreiben wollten. Die „Hauntology“ gab uns den Ausgangspunkt, an dem wir anfingen, ohne Unterbrechung zu schreiben und unseren Songs Leben einzuhauchen.
Mark Fisher schrieb darüber, wie der Postfordismus und der Neoliberalismus der Musik und der Kultur im Allgemeinen die Möglichkeit genommen haben, etwas Neues zu schaffen, und das ist die „langsame Annullierung der Zukunft“. Die von ihm angeführten Beispiele sind fantastisch. Der Gedanke, dass Fisher von den „Gespenstern spricht, ist der Teil, mit dem wir uns näher beschäftigt haben. Wie diese Gespenster “ [entspricht der Übersetzung des Albumtitels „Espectres“; Anm. d. Red.] unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Sehnsüchte prägen. Das ist in der Tat etwas Philosophisches, aber gleichzeitig auch etwas Ätherisches.
Wohin es uns führt:
Wir möchten das Album im Spätsommer veröffentlichen und einige Monate lang live spielen. Früher haben wir unsere Alben nicht alle zwei oder drei Jahre veröffentlicht, also lassen wir uns Zeit. Live zu spielen ist so wichtig für uns und wir machen das auch regelmäßig.“
Die Bilder hat Josep uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Inzwischen ist der Vorverkauf des neuen Albums bereits angelaufen.
Hier die aktuelle Single „Signals“:
Im Studio: ENDONOMOS
Musikalisch gibt es bei Lukas Haidinger keinen Stillstand. Der Österreicher ist Sänger und Multiinstrumentalist und bei Bands wie PROFANITY, DISTASTE oder auch als Session-Live-Musiker bei THEOTOXIN aktiv.
Mit ENDONOMOS hat er nach einem selbstbetitelten Album nun eine komplette Band am Start und das zweite Album „Enlightenment“ steht kurz vor Release. Lukas hat uns „doomigerweise“ ein paar Fragen dazu beantwortet.
Hallo Lukas, Ihr habt gerade die Aufnahmen zu Eurem zweiten Album abgeschlossen. Kannst Du uns bitte ein paar Einblicke geben, wie es gelaufen ist und was wir erwarten können? Kannst Du uns schon ein paar Details verraten?
Alles lief zum Glück recht glatt und zufriedenstellend! Es sind wieder 6 Songs, allerdings ist das Album von der Gesamtdauer eine Spur länger als das Debüt. Vom Sound her denke ich konnten wir uns nochmal steigern und die Massigkeit des Albums maximieren. Da wir kurz vor den Aufnahmen einen Drummerwechsel hatten, mussten wir die Drumrecordings etwas nach hinten verschieben. Wir haben es aber dennoch geschafft, das Album innerhalb meiner mir selbst auferlegten Deadline fertigzustellen. Verwendet wurde das in-house Drumkit der DeepDeepPressure Studios (Mapex Saturn maple), sowie eine 14×6,5″ Tama Holz Snare. Amps waren Engl Savage, Mesa Recto, EVH 5150 und Marshall JMP1 in eine 6L6 Endstufe.
Hat sich musikalisch etwas grundlegend gewandelt oder ist es eine logische Fortsetzung Eures selbstbetitelten Debüts?
Mir fehlt hierfür die objektive Perspektive, aber aus meiner Sicht ist das neue Album eklektischer als das letzte, quasi mehr von allem. Die fiesen Parts sind fieser, die melodischen melodischer, etwas mehr cleaner Gesang, dafür insgesamt etwas düsterer würde ich sagen. Ich kann ohnehin nur schreiben was aus mir rauskommt, und da plane ich auch nichts. Auch hat sich unser Gitarrist Christoph diesmal erstmals bei einem Song am Songwriting beteiligt, was meiner Meinung nach sehr gut aufgegangen ist.
Hast Du die Aufnahmen wieder selbst betreut und wirst Du das Mischen und Mastern wieder selbst übernehmen? Was ist sonst noch geplant? Hast Du schon die Fühler nach einem Label für die Veröffentlichung ausgestreckt?
Ich habe das neue Album selbst recordet, gemixt und gemastert. Das Artwork wurde wieder von unserem ehemaligen Drummer Armin Schweiger (todt und deibel ink) gemalt und es wird wieder über Argonauta Records veröffentlicht werden.
Das letzte Album hast Du bis auf die Drums im Alleingang eingespielt. Seid Ihr seid jetzt eine richtige Band, also hat sich grundsätzlich was am Songwriting und dem Bandgefüge insgesamt getan?
Ich habe auch bei diesem Album wieder alle Gitarren, Bass und Vocals selbst aufgenommen, auch weil ich das beim Songwriting und der Pre-Production ohnehin schon gemacht hatte, also quasi in Übung war, und somit meinen Gitarristen Zeit geben kann das Material in Ruhe für live einzustudieren. Das Schlagzeug hat unser neuer Drummer Marius Segl eingespielt. Wie vorher angeführt, hat sich unser Gitarrist Christoph diesmal erstmalig am Songwriting beteiligt, auch von Philipp kam Material, allerdings hatten wir schon genug. Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung auf den kommenden Alben fortsetzen wird.
Ihr seid viel mit ENDONOMOS unterwegs, was steht für dieses Jahr noch an? Du bist auch noch an diversen anderen Projekten beteiligt, wie bekommst Du das alles unter einen Hut?
Wir nutzen den Sommer um die neuen Songs ins Live-Set zu integrieren. Im Spätsommer und Herbst kommen noch ein paar Festivals und einige Clubshows zum Release, sowie evtl. eine weitere Minitour.
Zur zweiten Frage: Es hilft definitiv, dass ich mit meinem Studio selbständig bin, und mir daher die Zeit frei einteilen kann. Ist zwar nicht immer einfach, aber bisher funktioniert es überraschend gut. PROFANITY spielen nur wenige Shows, da Tom grade am neuen Album schreibt, NERVECELL sind im Mai wieder auf Tour, DISTASTE sind auch schon wieder in der Songwriting-Phase angekommen, allerdings stehen noch einige Shows und Festivals an, und auch mit VOR DIE HUNDE folgen noch ein paar coole Shows. Insgesamt wird mir also nicht langweilig.
Hier geht es zum Vorverkauf des zweiten Albums „Enlightenment“ das am 27. September über Argonauta Records erscheint.
Im Studio: ATARAXIE
Die Franzosen von ATARAXIE servieren keine leichte Kost. Die im Jahr 2000 gegründete Band ist bekannt für ihre Langsamkeit, ihre überlange Songs und ihren sehr dunklen und tiefen Funeral Doom. Das Quintett verwendet drei Gitarren und kreiert eine überwältigende Mischung aus Death- und Funeral Doom, die ihresgleichen sucht.
Mit dem neuen Album „Le Déclin“ reißt die Band einmal mehr alle Konventionen des Doom nieder und erschafft ihre eigene, einzigartige Soundlandschaft.
Sänger und Bassist Jonathan und Gitarrist Frédéric haben sich die Zeit genommen, um über ihre Eindrücke bei den Aufnahmen zum neuen Album zu sprechen.
Jo : Nun, wo soll ich anfangen? Wie Du wahrscheinlich weißt, wurde „Résignés“ 2019 veröffentlicht, kurz bevor diese schreckliche Covid-Pandemie ausbrach. Das Schlimme daran ist, dass uns wegen der aufeinanderfolgenden Lockdowns nicht viele Möglichkeiten blieben, um „Résignés“ live zu promoten. Das Gute ist jedoch, dass wir dadurch viel Zeit hatten, an neuen Tracks zu arbeiten und in diesen schwierigen Zeiten Ideen auszutauschen. Nach zwei Jahren Arbeit an den endgültigen Arrangements während der Proben, entschieden wir uns schließlich, vier Titel zu behalten und mit Sylvain Biguet ins Studio zu gehen. Sylvain wurde uns übrigens während des Albums „L’Être Et La Nausée“ von Chris (Worship Studio) vorgestellt, damit er sich um die Drum-Takes und das Abmischen kümmert. Er ist also ein langjähriger Freund von uns und wahrscheinlich der beste Sound-Nerd, den wir je getroffen haben.
Um ehrlich zu sein, da wir mit den Aufnahmen von „Résignés“ sehr zufrieden waren, haben wir uns entschieden, Sylvain Biguet erneut anzurufen, um sich um die Produktionsschritte zu kümmern. Im Französischen sagen wir „on ne change pas une équipe qui gagne“ [Never change a running system; Anm. d. Red.]. Da Sylvain um 2019 herum nach London zog, um nach dem Brexit endlich wieder nach Frankreich zurückzukehren, behielt er nur die Ausrüstung, die er für das Mischen benötigte. Lange Rede, kurzer Sinn, wir mussten andere Möglichkeiten finden, um die Instrumente und Vocals aufzunehmen sowie die Gitarren- und Bassaufnahmen zu reampen. Unsere Homestudios waren bereits eine erprobte Option.
Schlagzeug (Mitte Oktober 2023)
Nach „Anhédonie“ haben wir die Art und Weise, wie wir den Schlagzeugsound in ATARAXIE betrachten, komplett geändert. Im CCR-Studio wurden die meisten Schlagzeugparts quantifiziert, also stark nachbearbeitet. Nach dieser Erfahrung haben wir beschlossen, den Sound komplett akustisch zu gestalten, ohne dabei die Härte zu verlieren. Das bedeutet, dass wir das beste Schlagzeug verwenden, die Akustik des Raumes, in dem wir die Drums aufnehmen, optimieren und die besten Mikrofon-Setups verwenden. Da FUNERALIUMs „Decrepit“‚ auf diese Weise mit Benjamin Leclere im Studio De la Harpe gut funktioniert hat, beschlossen wir, mit Benjamin zu arbeiten, der von Sylvain gecoacht wurde.
Benjamin ist ein talentierter Multi-Instrumentalist, der sich in der Nähe von Paris ein hochwertiges Studio aufgebaut hat, und dort hat Sylvain Biguet sein Equipment gelassen, bevor er nach Frankreich zog. Das Gute daran ist, dass Benjamin Schlagzeuger ist und die Akustik seines Studios sehr gut kennt, um maximale Ergebnisse zu erzielen. Da unser angepeilter Sound das Album „Houdini“ von MELVINS war, wusste er, wie man so nah wie möglich herankommt. Also haben wir dort Mitte Oktober drei Tage für Schlagzeugaufnahmen gebucht. Nach anderthalb Tagen, in denen wir die Felle der Toms wechselten, alle seltsamen Obertöne entfernten und die Mikrofonpositionierung anpassten, nahm Pierre seine Schlagzeugparts schließlich in 1,5 Tagen auf. Ziemlich effiziente Arbeit also, denn das neue Album ist 80 Minuten lang. Pierre ist offensichtlich, wie immer, durchgedreht, denn er verbrachte anderthalb Tage, ohne etwas aufzunehmen. Also wurde ihm eine Menge Alkohol verabreicht, um seine Frustration zu lindern.
Gitarren- und Bassparts (Ende November & Reamping Dezember)
Fred: Wie viele Bands heutzutage haben wir die bequemsten Aufnahmemethoden verwendet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Als Underground-Band war es am effizientesten und kostengünstigsten, jedes Instrument zuerst aufzunehmen und dann in Benjamins Studio mit einem sorgfältig ausgewählten Set von Verstärkern, Effektpedalen, Boxen und Mikrofonen zu unterfüttern.
Das Tracking war ein kollektiver Prozess, was für meine Bandkollegen, die diese Aufgabe normalerweise mir überlassen, eine Premiere war. Jo musste sein eigenes Heimstudio einrichten, alle mussten lernen, wie man eine digitale Audio-Workstation benutzt, aber da wir uns sorgfältig darauf vorbereiteten, verlief der Aufnahmeprozess (fast) reibungslos.
Der Reamping-Teil (d.h. das Einspeisen eines roh aufgenommenen Gitarren- oder Basssignals in ein komplettes Gitarren- oder Bass-Rig) war ziemlich lustig: Sylvain schlug uns vor, klanglich „breiter und dreckiger“ zu werden, was den Einsatz von Geräten bedeutete, die wir nicht unbedingt erwartet hatten. Wir experimentierten, mischten und kombinierten Dinge wie Boutique-Verstärker mit billigen, in China hergestellten Behringer-Pedalen, um einen massigen, rohen, körnigen Gitarren- und Basssound zu erhalten, den Sylvain dann während des Mischprozesses „zurechtschnitzen“ würde. Wir verbrachten die Hälfte einer kalten Winternacht damit, Knöpfe zu drehen und Mikrofone zu bewegen, bis wir sechs fertige Setups hatten (ein „Main“ für jeden von uns, eines für die Clean-Parts, die wir uns teilten), die wir dann mit den Aufnahmen fütterten, die wir zuvor gemacht hatten.
Vokills (Anfang und Mitte Dezember)
Jo: Da ich 2022 zurück nach Rouen gezogen bin, musste ich ein Studio in Rouen wählen, um die Logistik für die Gesangsaufnahmen zu vereinfachen. Da ich mit Julien Bous vom Postghost Studio in Rouen zur Schule gegangen bin, habe ich natürlich wieder Julien angerufen. Er hat bereits für ATARAXIE gearbeitet, da er alle Gesangsaufnahmen für „Project X“ gemacht hat, und er ist gut darin, Feedback zu geben, wenn es um Gesangsaufnahmen geht. Also habe ich zwei verschiedene Sessions (an zwei langen Nachmittagen) in der ersten Hälfte Dezembers 2023 gebucht.
Randnotiz: Ich produziere nie den Gesang vor, bevor ich ins Studio gehe, und auch dieses Mal hatten wir nicht die Zeit, Songs mit Gesang zu proben. Der einzige Song, bei dem ich das tun konnte, war „Vomisseurs De Vide“. Der Rest der Gesangsarrangements wurde also komplett auswendig gelernt (meist auf Zugfahrten von Rouen nach Paris und zurück) und ich ließ etwas Raum für die Improvisation der Arrangements. Alles klappte mehr als gut, auch der Gesang. In der Tat wurden die meisten Vocals in einem Take aufgenommen und ich bin ziemlich stolz auf das Ergebnis dieser reinen Kopfarbeit. Man weiß nie, wie es klingen wird, bevor man diesen Schritt erreicht hat.
Mix (Januar bis März 2024) und Mastering (April 2024)
Fred : Jetzt, wo alle Zutaten fertig sind, lassen wir Chef Sylvain den Sound des Albums für uns kochen. Das ist ein langwieriger Prozess, bei dem es darum geht, genau festzulegen, wie alles im endgültigen Mix zusammenpassen soll. Viele Versionen wurden uns über das Internet zugeschickt (etwa 27 verschiedene), die Band hörte sie sich an, gab ihre Kommentare ab und Sylvain nutzte sie, um das Rezept Schritt für Schritt abzustimmen. Jedes Detail wurde sorgfältig beachtet, und jedes Mal, wenn wir zufrieden waren, kam Sylvain mit einer neuen Idee, die er ausprobieren wollte, um das Album noch besser klingen zu lassen. Und er hörte nicht auf, bis wir beide mit dem Ergebnis zufrieden waren. Glaubt mir, er ist viel wählerischer als wir.
Der letzte Schritt war das Mastering: Um es kurz zu machen, es ist ein letzter Schliff am Mix, damit er für alle physischen und digitalen Träger geeignet ist. Wir haben wieder Collin Jordan [The Boiling Room; Anm. d. Red.] angerufen, der ein eigenes Studio in Chicago besitzt und schon an Alben von verschiedenen Bands wie YOB, EYEHATEGOD, ALBERT COLLINS, BUDDY GUYS oder sogar KANYE WEST gearbeitet hat. Er hat wieder einen großartigen Job gemacht, den ihr alle im Oktober erleben werdet!
Das Album kann hier vorbestellt werden.
Und hier geht es zum Video zu „Vomisseurs De Vide“.
Interview: SPECTRAL VOICE
Mit ihrem zweiten Album servieren uns SPECTRAL VOICE endlich den lang erwarteten Nachfolger zu „Eroded Corridors Of Unbeing“. Die vielbeschäftigten Musiker, die unter anderem auch bei BLACK CURSE und BLOOD INCANTATION aktiv sind, haben trotz aller Verpflichtungen ein düsteres, klaustrophobisches Klangerlebnis geschaffen, das an das Debüt anknüpft und sich von den anderen Projekten abhebt.
Der amerikanische Death Doom ist in seiner Form nicht zu unterschätzen und erinnert nicht selten an Szenevertreter wie die Landsmänner von EVOKEN oder DISEMBOWELMENT aus Australien. Drummer und Sänger Eli hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zum aktuellen Album und zur Band zu beantworten.
Euer zweites Album hat für viel Aufsehen gesorgt. „Sparagmos“ ist ein Vier-Song-Chaos, das Death und Doom in seiner dreckigsten, schwersten und düstersten Form vereint.
Ich danke Dir sehr.
War das Ziel, einen Schritt weiter als bei „Eroded Corridors Of Unbeing“ zu gehen, was Songwriting, Texte und Sound angeht? Wie habt Ihr das erreicht und ist das Ergebnis das, was ihr wolltet? Weicht Ihr von dem ab, was Ihr mit anderen Bands macht, wenn Ihr an dem Material von SPECTRAL VOICE arbeitet?
Das Songwriting war einfach die natürliche Entwicklung der Band und keine bewusste Entscheidung für eine Veränderung. Wie alles, was man tut, ist es die Fortsetzung/Verschmelzung von allem, was wir vorher gemacht haben. Wir sahen es nicht als Abweichung an, sondern als den natürlichen nächsten Schritt.
Die Texte und die Atmosphäre im Allgemeinen sind viel persönlicher und spiegeln unsere eigene Arbeitsweise wider. Wir wollten die Essenz dessen vermitteln, wie sich SPECTRAL VOICE für uns anfühlt. Natürlich hat jede Band, in der wir spielen, eine andere Funktion und Rolle und wird daher mit den notwendigen Voraussetzungen angegangen. Man kann sich nicht einfach hinsetzen und beschließen, für SPECTRAL VOICE zu schreiben – man braucht die Inspiration und eine bestimmte Einstellung.
Die Produktion ist sehr passend für diese Art von Death Doom in all seinem Dreck und seiner Dunkelheit. Ist das genau der Sound, den ihr wolltet?
Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Produktion. Es ist ein absolutes Vergnügen, mit Arthur Rizk [Producer; Anm. d. Red,] zu arbeiten. Er ist inspirierend und kreativ lebendig. Glücklicherweise haben wir schon so lange an diesem Material gearbeitet, dass wir den Raum hatten, die Produktion und den Sound zu konzipieren, den wir hören wollten. Arthur ist ein Fan der Band, also hatte er seinen eigenen Input, was uns diese Außenperspektive gab, die so hilfreich sein kann. Ich kann Arthur nur loben und bewundern, er ist unverzichtbar für einen Teil dessen, was diese Platte ausmacht.
Was veranlasst Dich, diese Art von Musik zu schreiben?
Generell: die Anbetung des Todes und eine allgemein mürrische Sicht des Lebens. Heutzutage scheinen sich viele Death-Metal-Bands mehr um T-Shirt-Designs und soziale Medien zu kümmern. Die Kraft und der Geist, die der Musik zugrunde liegen, geraten dabei in den Hintergrund. Death Metal sollte von den Kräften des Todes durchdrungen sein und diese verherrlichen. Ich ärgere mich über diejenigen, die Leute auslachen, die das ernst nehmen.
Auf die Gefahr hin, prätentiös oder kitschig zu wirken – musikalisch wurde dieses Material von SPECTRAL VOICE selbst beeinflusst, insbesondere vom Live-Element und davon, wie es sich anfühlt, in unsere eigene Atmosphäre einzutauchen. Wir wollten, dass jeder Moment des Albums von der Aura und der Trance von SPECTRAL VOICE angezapft wird. Natürlich sind wir besessen von Musik, hören ständig neue Sachen und lassen uns inspirieren. Von THERGOTHON und TEITANBLOOD bis zu AGHAST und AKOS ROZMANN, CLUSTER oder CREMATORY.
Hast Du derzeit konkrete Albumempfehlungen für unsere Leser?
In letzter Zeit habe ich das zweite SIGILLUM DIABOLI-Demo, YOAHI WANDAs „Earth Horns With Electronic Drone“, OFERMODs „Mysterion Tes Anomias“ und TEITANBLOODs „Purging Tongues“ Reissue (speziell die instrumentale B-Seite) gehört.
Als Du die Band mit Paul gegründet hast, hättet ihr da gedacht, dass es ein Projekt sein würde, das heutzutage diese Art von Aufmerksamkeit bekommt? Wie kommt ihr mit all den anderen Projekten zurecht, und werdet ihr bald wieder auf Tournee gehen?
Niemals, obwohl ich sagen kann, dass Paul vom ersten Tag an die Vision und die Hoffnung hatte. Bevor „Necrotic Doom“ überhaupt veröffentlicht wurde, hatte er all diese Pläne und glaubte an das Material und daran, wie die Leute darauf reagieren würden. Aber selbst dann haben wir diese Dinge nie in unseren kreativen Prozess einfließen lassen. Es ist etwas, das von innen kommt, und wir alle haben dieses zwanghafte Bedürfnis, etwas zu schaffen. Ich bin sehr dankbar für das positive Feedback, das wir erhalten haben, aber ich wäre auch ohne dieses Feedback hier. Die Vielzahl der Projekte und Bands ist auf dieses zwanghafte Bedürfnis zurückzuführen, es aus unseren Köpfen zu bekommen.
Vielen Dank für Deine Zeit – ich hoffe, Euch bald auf der Bühne zu sehen!
Vielen Dank für das Interview und für Deine Geduld. Wir werden früh genug auf die Bühne zurückkehren. Stay Death!
Wer das Album bisher nicht im Schrank hat, kann das natürlich noch nachholen. Zum Beispiel hier.
A Playlist: PROFETUS
Die Finnen PROFETUS sind nicht neu in der Szene. Mit drei Full-Lengths, einem Demo und einer EP zeigt die Band, was Funeral Doom ist, und eine Live-Performance kann nicht niederschmetternder sein, als das, was PROFETUS mit einem Drei-Gitarren-Angriff abliefern.
„Oliver hat PROFETUS gebeten, eine Playlist für die erste „Doom Table“-Rubrik auf metal.de zu kuratieren.
Warum nicht, dachten wir! Sofort begannen wir, alle möglichen persönlichen Favoriten auf die Playlist der Streaming-Plattform zu schütten.
Eine Masse von fünfzig Songs war schnell erreicht. Danach hielten wir einen Moment inne. Schließen wir unsere eigenen Bands von dieser Liste aus? Die billige, digitale Natur der Streaming-Plattform wurde berücksichtigt.
Ok, keine Eigenwerbung hier!
Was sollen wir über diese Liste sagen? Es ist eine chaotische, wunderschöne Reise in die Weiten exzellenter Alben, gefärbt durch unsere verdammten Zeiten und Wesen hier in Finnland.
Viel Spaß!“
Natürlich dürfen PROFETUS auch unterstützt werden.