Tarja
Kitsch oder Klassik, Kacke oder Klasse? (Erik vs. Jens)
Special
Nachdem NIGHTWISH vor ein paar Wochen gezeigt haben, wozu sie ohne TARJA fähig sind, ist nun Frau TURUNEN an der Reihe zu beweisen, dass sie auch ohne Tuomas Holopainens Kompositionen eine musikalische Zukunft hat. Jens ist in seiner Besprechung der Scheibe der Meinung, dass es für TARJA gar nicht so schlecht aussieht und untermauert das mit einer 8-Punkte-Wertung, die Widerspruch geradezu herausfordert…
Erik: Eigentlich wollte ich ja die Klappe halten. Schließlich interessieren mich TARJA TURUNEN und NIGHTWISH musikalisch nicht die Bohne. Das Trennungsdrama war amüsantes Futter für die finnische Regenbogenpresse, ansonsten ist mir deren Treiben relativ egal. Darüber hinaus ist „My Winter Storm“ dermaßen schlecht, dass man die ganze Sache wohl so schnell wie möglich vergessen sollte. Andererseits fällt es mir schwer, die hohe Wertung des geschätzten Kollegen einfach so stehen zu lassen. Und natürlich macht es durchaus Spaß, ohne Hemmungen Bosheiten zu drechseln – warum also nicht zuschlagen, wenn sich eine so günstige Gelegenheit bietet?
Jens, als Erstes fiel mir in Deinem Review die Stilzuordnung ins Auge. Neoklassik? Ja, ich weiß, die Auswahlmöglichkeiten sind begrenzt, aber Neoklassik?! Willst Du uns vielleicht auch erzählen, IL DIVO sei richtige E-Musik?
Natürlich stellt sich die Frage, was genau „My Winter Storm“ eigentlich sein soll. Mit Metal, Rock oder sonstwas in dieser Richtung will TARJA eigentlich nichts zu tun haben. Das hat sie in der Vergangenheit bei jeder sich bietenden Gelegenheit erklärt. Und dass sie auf dem Gebiet auch nach all den NIGHTWISH-Jahren nicht heimisch ist, zeigt nicht nur ihre Cobain-Leichenschändung (bei YouTube zu bewundern) sondern auch die schreckliche „Poison“-Verstümmelung. Als sie kürzlich im finnischen Fernsehen aufgetreten ist, sorgte ihr verkrampftes, unnatürliches und offenbar einstudiertes Gehabe für heftige Anfälle von Fremdschämen, wie man das heute wohl nennt. Sie ist keine Frontfrau, sondern versucht eine solche darzustellen, weil das eben ihre Rolle ist. Viel lieber wäre Frau TURUNEN sicher eine große Nummer auf dem Gebiet der E-Musik, aber dafür – das muss man so direkt sagen – ist sie einfach nicht talentiert genug. Ihre Ausflüge in diese Richtung waren denn auch nur möglich, weil sie als NIGHTWISH-Sängerin genug Publikum zieht, ganz unabhängig von der Qualität ihrer Auftritte.
Was TARJA mittlerweile am wichtigsten ist, dürfte das Rampenlicht sein. Da gehören sinnlose Klatschgeschichten in der finnischen Version der BRIGITTE ebenso dazu wie Auftritte in allen möglichen und unmöglichen Fersehsendungen. Hauptsache Öffentlichkeit. Da ist es dann auch kein Wunder, dass sie sich für ein Album hergibt, mit dem sie stilistisch wahrscheinlich nicht sonderlich viel anfangen kann. Wenn man als NIGHTWISH-Sängerin bekannt ist und keine künstlerische Vision hat, dann ist es halt am sichersten eine Scheibe aufzunehmen, die am ehesten NIGHTWISH-Fans anspricht, die TARJA vermissen. „My Winter Storm“ ist genau das: NIGHTWISH mit weniger Metal (ja, das geht offensichtlich) und mehr TARJA.
Das Album als „Umsetzung TARJAs persönlicher Visionen“ zu sehen, ist – wahrscheinlich aus Versehen – eine sehr treffende Beschreibung der Situation. Gut, dass Du nicht von künstlerischen Visionen redest, mit denen hat „MWS“ nämlich nichts zu tun. TARJAs persönliche Vision ist das Aufrechterhalten ihres Status. Daran hat natürlich auch die Plattenfirma Interesse, und so ist es nicht verwunderlich, dass diese offensichtlich ordentlich Geld in die Produktion der Scheibe gepumpt hat, mit dem eine ganze Armee von Fremdkomponisten angeheuert wurde. Das Ergebnis klingt so, wie eine Dieter-Bohlen-Produktion klingen könnte, wenn es mal eine „Metalversion“ von DSDS geben sollte: professionell, kalkuliert, seelenlos. Durch die vielen Köche (und das fehlende Gesamtkonzept) darüber hinaus reichlich zerfahren. Die Gitarren haben allerbestens Alibifunktion, es soll ja Gerüchten zufolge NIGHTWISH-Fans geben, die nicht völlig auf derlei Krach verzichten wollen. In der Hauptsache bestehen die Stücke aber aus jeder Menge billigem Bombast und TARJA mit ihrem Pseudogeoper. Klar, die gute Frau kann singen, aber ein völlig überflüssiges Album könnte auch der beste Gesang nicht retten.
Hand aufs Herz, Jens, wieviele Ursus hattest Du intus, als Du diesem Machwerk acht Punkte gegeben hast?
Jens: Erik, hast Du Dir heute morgen etwa aus Versehen die Muttermilch für Deinen Sprössling in den Kaffee geschüttet oder warum stößt Dir das alles so sauer auf?
Die Stilrichtung ist in der Tat schwer zu beschreiben, denn es finden sich auf „My Winter Storm“ sowohl Tracks, die genauso gut von NIGHTWISH stammen könnten, als auch Sachen, die sich deutlich mehr Klassik und Rock annähern. Aber dieses Werk nun eindeutig als Klassik, Power- oder Symphonic Metal zu bezeichnen, wird der Sache einfach nicht gerecht, dazu ist das Material viel zu abwechslungsreich. Und gerade das kommt TARJA auch zu Gute, denn sie kann einmal mehr ihre einzigartige Stimme unter Beweis stellen.
Vielleicht fehlt der guten Frau ein Songwriter wie Tuomas Holopainen, aber ganz ehrlich gesagt, „Dark Passion Play“ ist zum größten Teil doch einfach nur fürn Arsch. Würde jemand wie Marco Hietala da nicht noch die ein oder andere Sache aus dem Dreck ziehen, hätten NIGHTWISH locker den Flop des Jahres abgeliefert, denn eine Persönlichkeit wie TARJA steht ja nun nicht mehr zur Verfügung.
Mit der „Poison“-Nummer muss ich Dir Recht geben, aber die verbleibenden Songs sind cremig und passen bestens gerade in die jetzige Jahrszeit. Und erzähl mir nichts von Unstimmigkeiten, dieses Album hat einen roten Faden und macht als epischer Rock-Soundtrack eine mehr als gute Figur!
Erik: Einzigartige Stimme my ass! Dass die Frau in metallischen Kreisen derlei Lob erntet, beweist doch wirklich nur, dass Metaller nicht allzu oft geschulte Stimmen hören. Wenn sie eine so großartige Stimme hat – warum gibt sie sich denn dann mit Musik ab, die sie letztendlich gar nicht mag? Kurz nach dem Rausschmiss bei NW tönte sie noch, sie wolle in Zukunft etwas ganz Anderes machen. Und jetzt ein Album, das nicht sonderlich weit von NIGHTWISH entfernt ist! Warum wohl? Weil keine Plattenfirma der Welt der Frau Geld für ein Album gegeben hätte, das tatsächlich nur von ihrer Stimme leben muss.
Bitte, bitte, bitte rede im Zusammenhang mit TT und „MWS“ nicht von „Klassik“. Erstens meinst Du E-Musik, und zweitens ist die Scheibe davon Lichtjahre entfernt. Die orchestralen Anteile würde ich eher als zweitklassigen Hollywood-Kitsch beschreiben wollen. „Klassik“ ist das nur im Sinne von IL DIVO oder „Helmut Lotti Goes Classic“. In seinen „besten“ Momenten ist das Ganze nicht weit von der (billigen) Dramatik typischer Musicals entfernt. Mit „Klassik“ hat das Ganze jedoch herzlich wenig zu tun.
Muttermilch ist übrigens gar nicht so übel. Ich habe mir sagen lassen, sie fördert u.a. guten Geschmack in musikalischen Dingen. Solltest Du vielleicht auch mal probieren. Mehr Milch, weniger Ursus. Da Muttermilch auch sonst nur positive Effekte hat, kannst Du mir nach einem kräftigen Schluck vielleicht auch erklären, wie Du an der gigantischen Unglaubwürdigkeit von „MWS“ vorbeihören kannst. Ganz ehrlich, selbst wenn die Lieder was taugen würden, könnte ich ein derlei verlogenes Album nicht genießen.
Jens: Du sprichst mir zu sehr über die Person an sich als über die Musik. Gut, ich habe mittlerweile verstanden, dass Du auf Tarja nicht so gut zu sprechen bist aufgrund der Allgegenwärtigkeit ihrer Person im finnischen Lande, aber in Deutschland oder hier in Rumänien hört, sieht und liest man doch nur bedingt über die Dame.
Also lassen wir persönliche Aversionen doch einfach mal bei Seite und wenden uns der Musik an sich zu, denn das die Lieder was taugen kann doch jeder heraushören, der sich seinen Gehörgang noch nicht mit einer Vielzahl an Black-Metal-Kapellen rücksichtslos zerschossen hat.
Der Auftakt des Album, „Ite, Missa Est“, kommt im Gewand eines klassischen Intros daher, mit Streichern und Bläsern und geht nahtlos in die Single „I Walk Alone“ über, die wir ja nun auch schon alle zur Genüge kennen. Dieser Song baut sehr auf klassische Instrumente und Drums, während die Gitarre erst zum Refrain hin an Bedeutung gewinnt und sich in den Strophen dezent im Hintergrund hält. Das klingt sehr orchestral und besitzt Soundtrack-Charakter. Und genau das ist es doch, was Tarja wollte. Und Du willst mir sagen, dass ihr das alles nur eingeredet wurde? Glaub ich nicht! Denn das Album bedient sich durchweg solcher Momente. Ich kann Dir noch weitere Beispiele aufzählen, die schlichtweg grandios sind. Nagut, ich will nicht übertreiben…sie sind aber richtig gut und rechtfertigen meine Bewertung absolut.
Außerdem geht es bei Musik allgemein immer um Gefühle und Emotionen, und die hier gebotenen musikalischen Ergüsse erreichen es mühelos, und das nicht nur bei mir, zu berühren. Selbst wenn Du mit der Sängerin nichts anfangen kannst, sollte die Musik doch nicht nur den Hass auf die Person in Dir schüren. Frag‘ mal Deine Frau, die mag doch sicherlich auch mal etwas romantischere Musik, oder zeugst Du Deine Nachkommen bei lautstarkem SLAYER oder DEATHSPELL OMEGA?
Erik: Meine Frau (die in der Tat nicht auf Krach steht) hat sich am lautesten beschwert, als „MWS“ lief. O-Ton: „V**un musikaalipaskaa, sietämätöntä!“ Das bedeutet in etwa: „Verdammte Musicalkacke, unausstehlich!“ Soviel zu der Theorie…
Ich will Dir gar nicht verbieten, das Album zu mögen. Dass Du aber ständig von „Klassik“ oder „klassisch“ anfängst, das finde ich äußerst irritierend. Musicals und von mir aus auch Soundtracks haben mit E-Musik nicht sonderlich viel zu tun. Die Lieder folgen denn auch im Prinzip alle gängigen Popschemata: Strophe, Refrain, Strophe und so weiter. Irgendwann vielleicht noch ’ne Bridge und zum Schluss ein Finale, also der Refrain in massiv. Alles ziemlich trivial, daran ändert auch die Instrumentierung und die geschulte Stimme nichts. „My Winter Storm“ ist letztlich kaum mehr als Pop in Drag. Sachen wie „The Reign“ oder „My Little Phoenix“ oder „Boy and the Ghost“ oder … würden auch in irgendwelche Disney-Animationen passen, „The Beauty And The Beast“ oder sowas. Das kann man natürlich mögen, aber das ändert wenig daran, dass das alles mehr oder weniger Kitsch ist. Professionell gemachter Kitsch zwar, aber dennoch Kitsch. Das passt natürlich in die Jahreszeit, da hast Du schon recht. Bald ist schließlich Weihnachten, da hat der gute Geschmack wieder Ferien. Weihnachten mit HELMUT LOTTI, Weihnachten mit TARJA TURUNEN – da besteht kein großer Unterschied.
Und ja, aufgrund ihrer Ausbildung müsste TARJA das eigentlich bewusst sein und daher gehe ich davon aus, dass ihr die Musik genauso egal ist wie die Sachen, die sie bei NIGHTWISH gemacht hat. Deshalb nochmal meine Frage: Wie kannst Du an der ganzen Verlogenheit vorbeihören?
Jens: Ich denke weder Du noch ich können beurteilen, ob dieses Album irgendetwas mit „Verlogenheit“ zu tun hat oder nicht. TARJA gefällt es offensichtlich, und der Plattenfirma gefällt, dass sich dieses Werk für sie kommerziell auszahlen wird.
Und wenn Du hier so rigoros sein möchtest, solltest Du erst gar nicht anfangen darüber nachzudenken, welche Musik Du nicht mehr hören kannst, nur weil X generell ein Arschloch ist und Y mal wieder zu tief in der Nase gebohrt hat. Klar, ich muss nicht alles hochjubeln, was die Plattenindustrie als „Besondere Empfehlung“ herausgibt und auch nicht gutheißen, wenn die Jungs von SEAR BLISS einer Oma über die Strasse helfen, aber weißt Du was, ich scheiß drauf, wer was in seinem Privatleben macht. Musiker haben ja schließlich auch ein Recht darauf. Und sollte Rock’n’Rolf jemals anfangen plötzlich Techno zu machen, weil er’s geil findet, muss ich das doch noch lange nicht. Jedem ist’s frei gestellt, was man mag oder nicht. Zurück zu TARJA: „My Winter Storm“ mag stellenweise kitschig sein, mir gefällt’s. Mich interessiert nicht, ob sie Tampons oder lieber Slipeinlagen bevorzugt, mich interessiert nur das, was sie musikalisch hervorbringt, auch wenn ihr dabei bisher unter die Arme gegriffen wird. Verstehst Du was ich meine?
Niemand kann sagen, außer den Musikern vielleicht selbst, ob sie es wirklich ehrlich meinen, mit dem was sie machen, oder nicht. Wenn SCOOTER plötzlich Rock spielen würden, nur weil’s gerade der Trend ist, dann würde mir das sicherlich komisch vorkommen, aber wenn’s musikalisch gut ist, warum sollte ich es dann nicht hören? Eine persönliche Einstellung macht einen guten Song nicht schlecht(er) als er wirklich ist.
Erik: Ja, ich glaube zu verstehen. Dir ist alles scheißegal. Ich verlange zumindest einen Funken Integrität. Dabei geht es mir gar nicht darum, dass jemand musikalisch meinen Erwartungen entsprechen muss. Rock’n’Rolf will Schlager machen? Super – wenn ihm das denn wirklich was bedeutet. Ich bin einfach so dreist und würde es gerne sehen, dass Künstler Musik nur aus den „richtigen“ Motiven heraus machen. Bei TARJA habe ich dieses Gefühl beim besten Willen nicht. „MWS“ klingt nicht wie es klingt, weil TARJA derlei Musik geil findet, sondern weil die ehemalige Sängerin von NIGHTWISH mit diesem Zeug die besten Marktchancen hat. Selbst DSDS ist ehrlicher, denn da wird wenigstens mit offenen Karten gespielt.
Nun ja, glücklicherweise ist das für mich kein wirkliches Problem. „MWS“ kommt über süßliches Musical- und Disneyniveau nicht hinaus, da ist es letztendlich egal, ob ich Frau CABULI glaubwürdig finde oder nicht – anhören werde ich mir das Zeug sowieso nicht mehr.
Im Prinzip sind wir damit auch schon am Ende, oder? Ich fasse mal kurz zusammen: Du magst Kitsch, ich nicht. Du findest die Scheibe ehrlich, ich verlogen. Zum Abschluss könntest Du mir noch verraten, wie Du als Metaller die stumpfen, oft unpassenden (und letztendlich – richtig! – verlogenen) Alibigitarren erträgst. Das klingt doch gelegentlich so, als würden SARAH-BRIGHTMAN-Outtakes auf „Metal“ komm raus zersägt. Ist derlei nicht schwer zu verdauen, wenn man Gitarrenmusik eigentlich mag? Du magst doch Gitarrenmusik, oder?
Jens: Niedlich, jetzt versuchst du’s mit Lagerfeuerromantik!? Damit kommst Du mir aber jetzt knapp zwanzig Jahre zu spät, denn damals hab‘ ich zum letzten Mal mit Freunden am Lagerfeuer gesessen, ’n gemütlichen Joint rumgehen lassen und vor lauter Übermut die Gitarre ausgepackt und „Cumbaja My Lord“ geklimpert. Nein, lieber Herr Kollege, ich bevorzuge Stromgitarren, und davon gibt’s sogar auch auf „My Winter Storm“ welche! Der ehemalige FARMER BOYS-Klampfer Alex Scholpp sorgt dafür, wenn auch – ich gebe es zu – stets in wohl dosierten Mengen.
Scheißegal ist mir übrigens nur, ob jemand, der Musik macht, dies tatsächlich ernsthaft betreibt, oder nur aus den Gründen, um ein paar Kröten zu verdienen, denn letztendlich sind Musiker auch Menschen mit einem normalen Job wie Du und ich – Glaubwürdigkeit hin oder her. Wichtig ist doch nur, ob die Musik ihre Hörer auch erreicht und ob sie gefällt, eher unabhängig davon, ob der Musiker es nun wirklich ernst meint oder nicht. Für mich zählt nur die Musik, nicht das Image. Und das gerade im kreativen Bereich nicht alles Gold ist was glänzt, muss ich Dir doch nun wirklich nicht erklären. Es bleibt uns also frei zu beurteilen, was wir tatsächlich hören wollen. Musik ist und bleibt letztendlich auch Geschmackssache. Sie berührt Dich in einem Moment und schon im nächsten überhaupt nicht mehr, also ist sie auch von dem Moment abhängig, an dem man sie hört. Ich sagte es ja bereits, „My Winter Storm“ erzeugt jetzt im Herbst bzw. im Winter eine gewisse Atmosphäre, die so im Sommer vielleicht nicht zum Tragen kommt.
Halten wir also fest: Was Musik angeht, scheinst Du sehr engstirnig zu sein und möchtest Dir lieber versichern lassen, dass die Musik tatsächlich ernst gemeint ist, nur damit Dein Gewissen nicht in Konflikt gerät, während ich diesbezüglich offener und auch schneller zu begeistern bin. Da bleibt aber die Frage, wieviele unserer hochgeschätzten Black-Metal-Freunde tatsächlich hinter ihrer Musik stehen oder doch nur instinktiv und kommerziell ausgerichtet handeln, weil man mit durchdachter Provokation ein paar Schlagzeilen im Lokalblättchen reißt… So bleibst Du zwar fortwährend im „Guten Glauben“, aber glauben heißt nicht wissen, und ich weiß, dass wir uns bei nächster Gelegenheit mal ein paar Ursus‘ genehmigen sollten. Oder wenn Du magst, spendier ich Dir auch ein Glas Muttermilch…
Erik: Naja, dass es auch anderswo unehrliche Musik gibt, macht TARJAs Zeug ja nun wirklich erstens nicht aufrichtiger und zweitens auf keinen Fall hörbarer. Im Übrigen bin ich nach wie vor der Meinung, dass es zumindest in den Metal.de-relevanten Sparten eher selten ist, dass ein Interpret mit der „eigenen“ Musik GAR NICHTS anfangen kann. Zumindest hoffe ich das.
Doch lassen wir das. Ich wollte an dieser Stelle eigentlich nur meine Wertung nachliefern. Anders als man vermuten könnte, werde ich „MWS“ nämlich mehr als null Punkte geben. Frau TURUNEN hat das Projekt für meinen Geschmack derart in den Sand gesetzt, dass Hoffnung besteht, dass der nächste Versuch auf einem ganz anderen Gebiet stattfindet. Das hängt natürlich letztendlich vom Publikum ab – TARJA jedoch hat ohrenkundlich ihr Bestes gegeben. Und das möchte ich mit einem ganzen (!) Punkt honorieren.