Synth Or Die!
2019: Der Jahresrückblick
Special
2019 nähert sich langsam dem Ende, da bleibt – wie so häufig mit diversen Jahresrückblicken zelebriert – Zeit einen Blick zurück zu werfen. Und zwar nicht nur auf 100 Metal-Alben, sondern auch auf ein bisschen Synthwave. Da nicht alle Werke des Genres in einer regelmäßigen Rubrik wie „Synth Or Die!“ abgehandelt werden können – dieses Jahr waren das unter anderem WAVESHAPER, OGRE und GOST – lohnt sich der geballte Rückblick im Rahmen von zehn ausgewählten Alben allemal. Es war nämlich so richtig schönes Material dabei, dieses Jahr. Schade, wenn dies unerwähnt bleiben müsste…
Eine bunte und übergreifende Zusammenstellung an zehn kleinen und großen Perlen des Genres haben Michael Klaas (MK) und Sven Lattemann (SL) für euch zusammen getragen. Viel Spaß schonmal beim Durchstöbern.
Beginnen wollen wir die kleine „Synth Or Die“-Rückschau allerdings mit einer Cover-Version von NEW ORDER, die dem neuen Trailer zu „Wonder Woman 1984“, dem neuesten Superhelden-Spektakel rund um die von Gal Gadot verkörperte Amazone entnommen wurde. 1980er-Style covert 1980er-Musik für einen in 1984 spielenden Film. Nice. Der Sountrack zu diesem Action-Spektakel könnte ganz fetzig werden und die Trailer-Musik war auch für eine kleine Internet-Aufregung gut.
Aber nun: Auf geht’s!
STREET CLEANER – „Annihilation“
Eröffnen wir den Reigen mit STREET CLEANER und dem knalligen „Annihilation“. Das aktuelle Werk des US-amerikanischen Künstlers ist ein deutlicher Qualitätssprung gegenüber den vorherigen Werken. Gebt euch das treibende „Metropolis“, das dystopische „The Fog“, das EBM-angelehnte „Better The Devil You Know“ oder hämmernden Titeltrack. STREET CLEANER beweist, dass er sein Synthwave-Einmaleins versteht und tolle Songs komponieren kann. (SL)
„Annihilation“ von STREET CLEANER ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Vigilante Noir, Electronic Purification Records (Vinyl), Release: 30.07.2019
LIGHTSPEAR – „Metro“
Schalten wir nach dem Vernichtungs-Szenario mal ordentlich zurück. Mit dem das klingt dann etwas dem legendären DAFT PUNK-Soundtrack zu „Tron“, etwas nach Klaus Schulze und wunderbar nach 1980er-Ambiente. Ein Debütalbum der Extraklasse, gemastert vom unvergleichlichen DYNATRON. (SL)
„Metro“ von LIGHTSPEAR ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Eigenveröffentlichung, Release: 16.06.2019
MICHAEL OAKLEY – „Introspect“
GEORGE MICHAEL trifft MODERN TALKING. Dazu ein bisschen TEARS FOR FEARS für die Melancholie. Klingt super? Dann gebt euch MICHAEL OAKLEY. Der schnittige, junge Mann im weißen Anzug ist so Achtziger, wie es nur geht. Und dabei so eingängig und gefällig, wie man nur sein kann. Titel wie „Left Behind“ sind ein eindrucksvoller Arbeitsnachweis und eine Reise zurück nach 1985. Also: Hemd öffnen, Sakko an, Sonnenbrille auf. (SL)
„Introspect“ von MICHAEL OAKLEY ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: New Retrowave Records, Release: 08.03.2019
SHREDDER 1984 – „Resistance“
Gerade noch rechtzeitig für die Berücksichtigung im Jahresrückblick betritt SHREDDER 1984 die Bühne. Und das ist auch gut so: Denn mit „Resistance“ werkelt sich der Franzose durch seinen Darksynth, dass es eine wahre Freude ist. Nicht durchgehend aggressiv ballernd, aber doch druckvoll und temporeich – und vor allem schön dystopisch. Verträumt müssen andere, „Resistance“ ist das volle Brett („Nightmare System“!, „Into The Grinder“!) – Widerstand ist eben doch nicht zwecklos. (SL)
„Resistance“ von SHREDDER 1984 ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Lazerdiscs Records, Release: 13.12.2019
GIORGIO MORODER & RANEY SHOCKNE – „Queen Of The South (Soundtrack)“
Ja, genau genommen ist der Soundtrack zu „Queen Of The South“ schon 2018 erschienen. Aber da die Vinyl-Fassung erst in diesem Jahr erschienen ist, durfte die Gelegenheit nicht verpasst werden, dieses hervorragende Stück Musik noch in die Jahresliste 2019 zu heben. Denn: Der Italo-Disco-Pionier Giorgio Moroder liefert hier einen Soundtrack, der nahtlos an Arbeiten wie den Filmscore zu „Scarface“ (1983) anknüpft. Und bei Zeiten widmen wir uns diesem Elektronik-Meister und seiner wunderbaren Arbeit („Take My Breath Away“, „Call Me“,“The NeverEnding Story“) nochmal einzeln. Die TV-Serie selbst? Nicht so wichtig. (SL)
„Queen Of The South (Soundtrack)“ von GIORGIO MORODER & RANEY SHOCKNE ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Pias/Invada Records, Lakeshore Records, Release: 13.06.2018, 22.03.2019 (Vinyl)
MAGIC SWORD – „Awakening“
Die alten Kapuzengestalten von MAGIC SWORD hauen mal wieder einen raus: Nach dem wunderbaren „Volume 1“ endlich wieder ein Lebenszeichen von GLORYHAMMERs Brüdern im Geiste. Das klingt dann nach einer Melange aus Tron-Soundtrack und VANGELIS – versehen mit dem flockigen Groove der RED HOT CHILI PEPPERS. Groovy-Funky-Spacey-Beachy-Disco. (SL)
„Awakening“ von MAGIC SWORD ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Joyful Noise Records, Release: 25.10.2019
TURBO KNIGHT – „Navigators“
TURBO KNIGHT befasst sich auf „Navigators“ mit der ganz entfernten Zukunft des elften Jahrtausends: Gekonnt holt der Finne dabei den geneigten Synthwave-Fan mit Samples aus dem berühmten „Tears In Rain“-Monolog beim Opener ab, streut gern mal einen singenden und nicht-singenden Gastauftritt ein und simuliert die Reise durch Zeit und Raum auch ansonsten – mittels Gitarren und treibenden Beats – sehr kurzweilig. Frank Herberts „Dune-Der Wüstenplanet“ als Album-Thema zu wählen ist ansonsten natürlich auch keine ganz schlechte Idee. (SL)
„Navigators“ von TURBO KNIGHT ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Eigenveröffentlichung, Release: 25.05.2019
HOLIDAY SIDEWINDER- „Forever Or Whatever“
„Lock all your husbands and lock up your sons…“
Ja, wir cheaten mal wieder ein bisschen mit Synthie-Pop. Kann man bei einer derart reizenden und charmanten Dame wie Holiday Sidewinder ja mal tun. Passt auch zu unserem Beitrag zu Alex Cameron, da die beiden nicht nur aus dem selben Land stammen, sondern auch musikalisch mitunter gemeinsam auf Tour unterwegs sind. Allerdings liefert Holiday Sidewinder auf ihrem Debüt „Forever Or Whatever“ dann doch etwas poppigere, mehr durch perlende Synths getriebene Hymnen und feiert sich selbst und allgemeiner die Weiblichkeit als solche.
Und das tut mit reichlich Achtziger-Flair, sehr gerne auch etwas provokativer. Also als Messdiener sollte man hier zumindest einen Bogen drum machen, da man sich sonst die Finger verbrennt… (MK)
„Forever Or Whatever“ von Holiday Sidewinder ist auch auf Bandcamp anzutreffen.
Label: Personal Best Records
KYLE DIXON & MICHAEL STEIN – „Stranger Things (Season 3 – Original Score)“
Natürlich geht 2019 nichts ohne den Soundtrack zu der Serie, die soviel 1980er-Charme hat, wie sonst nur wenige andere. Dass das dynamische Duo Dixon & Stein sein Handwerk versteht, beweisen die beiden nicht nur in ihrem Heimatprojekt SURVIVE (das endlich mal ein neues Album vertragen könnte…), sondern auch auch mit diesem fetzigen Stück Fernsehmusik: Viel Liebe für „Starcourt“ an dieser Stelle. (SL)
„Stranger Things 3 (Original Score)“ von KYLE DIXON & MICHAEL STEIN ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Lakeshore Records, Release: 11.07.2019
POWER GLOVE – „Playback“
Zum Abschluss noch ein richtiger Kracher: „Playback“ von POWER GLOVE. Aus dem sonnigen Australien stammend ist die Stimmung von „Playback“ allerdings wenig positiv geraten: Titel wie „Playback“, „Reset“ und „Loaded“ tragen eine zauberhaft düstere und melancholische Grundstimmung in sich – damit ist dieses Album sicherlich eines der Genre-Highlights 2019.
Ach, bitte vermeidet es unbedingt diese coolen POWER GLOVE mit den, ähm, „anderen“ POWERGLOVE zu verwechseln. Tut euch den Gefallen und achtet auf das Leerzeichen. (SL)
„Playback“ von POWER GLOVE ist auch bei Bandcamp anzutreffen.
Label: Electronic Purification Records, Release: 25.05.2019
Auch dieses Jahr dürfen einige weitere Alben durch „Synth Or Die!“ nicht unerwähnt bleiben:
OLLIE WRIDE – „Thanks In Advance“
FUTURECOP! – „Voltrana“
SIAMESE YOUTH – „Electric Dreams“
DEADLIFE – „Rebel Nights“ & „Singularity“
Freuen wir uns auf das kommende Jahr, mit vielen frischen Alben, deftigen Beats und verträumten Melodien. Und vielleicht auch darauf ab dem 16.April 2020 in die opulente Spiel-Welt von „Cyberpunk 2077“ einzutauchen (da das mit der „Blade Runner“-Realität dieses Jahr schon nicht geklappt hat). Oh, und auf James Kent als Kurator beim Roadburn Festival – auch wenn PERTURBATOR selbst nicht Teil des Programms sein wird. Und natürlich auf „Bloody Machines“ und neues Material von CARPENTER BRUT.
In diesem Sinne: Synth Or Die!
Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!