Swallow The Sun & Oceans of Slumber
Doom On Wheels - auf Tour mit den Düstermetallern
Special
Freitag, 10.05.2019 – Wien, Österreich
Die Fahrt nach Wien ist lang. Wirklich verdammt lang, wenn man dabei auch nicht unbedingt so gut schläft. Klingt nach ‚mimimi‘, doch die ernst gemeinte Frage, wie man denn geschlafen habe, und das gegenseitige Jammern sind tatsächlich ein Morgenritual. Noch steht der obere Gang voller Schuhe, was heißt, dass deren Besitzer noch in den Kojen liegen. Hier und da ist ein Schnarchen zu vernehmen. Die Lounge füllt sich, als wir schon im Landeanflug auf Wien sind. Die Temperatur im Bus ist wieder unerträglich warm und der ein oder andere von uns hat schon eingesehen, dass er eine Dusche nötig hat. Die Stadt-Ansichten, die sich uns auf der Fahrt zum Club bieten, entschädigen aber etwas.
Erst am Nachmittag kommen wir am Viper Room an, und das mit einer halben Stunde Verspätung. So muss sofort ausgeladen werden, noch bevor es ans Frühstück gehen kann. Im Club erwarten uns zahlreiche Treppen und schlechte Sicht, denn die Beleuchtung ist hier minimal. Tapfer schleppen Musiker und Crew sämtliche Ausrüstung die drei Stockwerke in die dunkle Tiefe. Dobber schmiedet schon wieder Ausflugspläne. Nach dem Soundcheck geht es deshalb los – diesmal nur mit den Mitgliedern von OCEANS OF SLUMBER. SWALLOW THE SUN haben unter anderem Interviews auf dem Plan, sind aber – mit Verlaub gesagt – manchmal schon auch Stubenhocker. Mit den Texanern geht es nach einem kleinen Zwischenstopp an einer Eisdiele zum Stephansdom.
Als Warm-Up-Konzert zum Vienna Metal Meeting hat die heutige Show einen kleinen Werbeboost erhalten. Der Laden ist zwar nicht riesig, aber doch ganz ansehnlich und als das Konzert beginnt auch schon annähernd ausverkauft. Spätestens bei OCEANS OF SLUMBER wird es dann richtig kuschelig, egal, wo man steht. Eigentlich könnte es also das perfekte Konzert werden. Voller Laden, tolle Bands. Leider fallen Teile des Wiener Publikums aber in einem entscheidenden Punkt durch. Hinten an der Bar wird sich lautstark unterhalten. Die Fans, die weiter hinten stehen, drehen sich immer wieder genervt um. Besonders bitter: Einige der lautesten Stimmen gehören auch noch zur ortsansässigen Crew. Nicht cool.
Was bei OCEANS OF SLUMBER phasenweise kaum zu ertragen war, legt sich bei SWALLOW THE SUN glücklicherweise ein wenig, wenn auch hauptsächlich dadurch, dass die ruhigen Stellen einen kleineren Teil ihrer Musik ausmachen. Jemand filmt zwar die ganze Show über mit einem Selfie-Stick, das stört aber zumindest nicht den Hörgenuss. Sehr positiv sieht es dafür weiter vorne aus. Das Wiener Publikum feiert SWALLOW THE SUN gehörig ab. Mit jedem Song springt der Funke erneut über und es herrscht eine Stimmung, die man bei einer Doom-Show so nicht erwartet hätte. Fäuste werden rhythmisch in die Höhe geworfen, wo die Musik es hergibt, und auch geheadbangt wird ausgiebig.
Durch eine kurze Weiterfahrt von sechs Stunden und einen späten Bus Call um 3:00 Uhr haben wir nach der Show noch etwas Zeit, uns in die Aftershow-Party zu stürzen. Vorher gibt es aber noch ein Bierchen im Backstage, wo sich ein hier nicht näher bezeichneter Angehöriger von SWALLOW THE SUN mit einem kleinen Graffiti an der Wand verewigt. Sehr brav geht es ansonsten zu. Während der eine rumfragt, ob er sich von jemandem Haarspülung leihen kann, trägt der andere schon seine Feuchtigkeitscreme auf. Die Zeiten der wilden SWALLOW THE SUN, von denen man auf dieser Tour immer wieder erzählt, sind vorbei. Neue Regeln wurden vor einigen Jahren aufgestellt, harter Alkohol ist verboten und über die Stränge wird höchstens beim Döner geschlagen.
Besonderes Amüsement nach der Show bieten die etwas heruntergekommenen Räumlichkeiten. So verläuft das Abwasserrohr des Klos in der Etage darüber mitten durch den Backstage und plätschert laut bei jeder Spülung. Beliebtes Ratespiel: Wer war gerade kacken? Auf dem Klo selbst ist es noch weniger appetitlich. Als mir dort ein Euro aus der Hosentasche fällt, überlege ich ernsthaft, ihn einfach liegen zu lassen. Dass man zum Spülen in den Spülkasten greifen muss, macht die Sache auch nicht besser. Mikko bringt es auf den Punkt, als er beim Rauchen im Treppenhaus erwischt wird und meint: „Come on, I make this place smell better.“
Aber da war ja was von wegen Aftershow-Party. Wirklich viel davon gibt es für uns am Ende nicht, es hat sich nämlich deutlich geleert. OCEANS OF SLUMBER haben sich noch ein Getränk besorgt und sind größtenteils unter sich. Ein Weilchen sitzen wir noch und philosophieren. Als wir bemerken, dass außer unserer Gruppe praktisch keiner mehr im Club ist, räumen wir das Feld und begeben uns zum Bus, wo sich schon der Rest der Entourage eingefunden hat. Überraschend schnell sind wir aus Wien draußen. Als der Bus auf der Autobahn Fahrt aufnimmt, ist endlich auch in den Kojen am Motor an Schlaf zu denken. Zumindest vorerst.
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Stile | Death Doom Metal, Doom Metal, Funeral Doom Metal, Melodic Death Metal, Progressive Metal |
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