"Friedhof der Kuscheltiere"
Original gegen Remake

Special

STEPHEN KING ist wohl der bekannteste Horrorbuch-Autor der Neuzeit und seine größte Stärke liegt darin, dem Leser eine wahrhaft bildliche Darstellung der geschilderten Umstände zu beschreiben. Das allein treibt den Leser dazu, sich mehr im Kopf auszumalen, als tatsächlich geschrieben wird.

KING schafft es mit dieser Art des Schreibens, erlebbare Szenarien zu schaffen und so das Horrorgenre auf ein neues Level zu heben. STEPHEN KING liefert bei jedem Buch dem Leser Spielraum für die eigene Phantasie und Furcht.

Die Einflüsse von STEPHEN KING

Liebe, Tod und Verlustängste sind bei “Friedhof der Kuscheltiere“ wohl Themen, die STEPHEN KING maßgeblich beeinflusst haben. Die unendliche Liebe zu den eigenen Kindern, die auf keinen Fall sterben dürfen, kollidiert direkt mit den Auswirkungen, die Taten aus Verzweiflung mit sich bringen.

Nach dem Neuverfilmungsauftakt von “Es“ waren die Erwartungen an die neue Fassung zu “Friedhof der Kuscheltiere“ enorm hoch. Doch kann das Remake von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer diesen Erwartungen stand halten?

Die Originalfassung – 1989

Für die Originalverfilmung aus dem Jahr 1989 schrieb STEPHEN KING das Drehbuch selbst und entwickelte eine dem Buch sehr nah kommende Szenerie. Somit entwickelte sich die Story im Film dem Buch entsprechend. Er schaffte es dadurch, den Horror langsam anschwellen zu lassen, bis der Höhe- und Wendepunkt erreicht wurde.

Durch die Wahl einer friedlichen Idylle, in der die Familie Creed lebt, wurde ein direkter Kontrast zum aufkeimenden Horroraspekt geschaffen und der Zuschauer konnte sich mit den Charakteren im Film auf das Kommende vorbereiten. Die vorbeirauschenden Laster am Haus zeigten dem Zuschauer schon früh auf, was den Wendepunkt in dieser Geschichte bringen wird.

Nichts außer Fassungslosigkeit

Der Unfall, der die Geschichte ins Rollen bringt, wird perfekt inszeniert und umgesetzt. Dadurch bleibt dem Zuschauer nichts außer Fassungslosigkeit über das, was passiert ist. So entwickelt sich eine Grundstimmung, die durch die Darbietung nachvollziehbar wirkt.

Leider hat die Originalfassung auf Grund fehlender dramatischer Kamerafahrten, teilweise fehlbesetzter Charaktere und der langsamen Entwicklung des Films schnell den Aufschwung verloren. In vereinzelte Szenen wirkt das Schauspiel sehr gekünstelt und hindert so den Zuschauer daran, sich der Story voll und ganz hinzugeben. Hierbei konnten auch die düstere Grundstimmung des Films und die spannende Inszenierung nichts ändern.

Die Neuverfilmung – 2019

Bei dem Remake aus 2019 wurde das Drehbuch von David Kajganich (“Suspiria“, 2018) geschrieben. Das KING hier nicht selbst am Werk war, merkt man dem Film auch an, da er von Anfang an einen anderen Weg einschlägt als das Vorbild aus 1989.

Zu Beginn erhält der Zuschauer einen Ausblick auf das Ende des Films. Eine interessante Wahl für die Eröffnung, die einem Einblick auf das gibt, was bei dieser Version im Fokus steht.

Im Verlauf entwickelt sich die Geschichte im Vergleich zu beiden Vorbildern in eine neue Richtung. Es wird eine kultische Kindergruppe gezeigt, die düstere Tiermasken trägt und zum “Pet Sematary“ marschiert. Ein Aspekt, der für den Zuschauer beklemmend und spannend zugleich wirkt. Leider verliert sich dieser Faktor, da er keine relevante Komponente im Film bietet.

Ein neuer Twist

So plötzlich wie diese Kinder auftauchen, so schnell verliert sich dieser Mythos und dem Zuschauer werden keine weiteren Informationen hierüber geliefert. Hier hätten die Regisseure eine Verbindung zur Tochter Ellie knüpfen können, die damit der Storyline noch zuträglicher geworden wäre.

Ein weiterer Unterschied zu den Originalfassungen bietet der Twist, dass es nun Ellie ist, die durch den tragischen Unfall ums Leben kommt und durch die Macht des “Pet Semetary“ wiedererweckt wird. Dies bringt in der neuen Fassung eine Spannung, die unvorhersehbare Szenarien bietet.

Der neue „Friedhof der Kuscheltiere“ hat klare Stärken

Genau wie in der Fassung aus 1989, wird den vorbeirasenden Tanklastern leider keine große Beachtung geschenkt. Hier hätte die Neuverfilmung gerne aufzeigen können, dass es sich hierbei um einen verfluchten Ort handelt. Ansonsten erweckt es beim Zuschauer schnell das Gefühl, dass es sich in dem Film um Eltern handelt, die sich keinerlei Gedanken über die Sicherheit ihrer Kinder machen.

Der Aspekt der schwer erkrankten Schwester der Mutter Rachel wird versucht in Jumpscares abzuhandeln, die trotz Vorhersehbarkeiten gruselig und beklemmend wirken. Von der Atmosphäre her wirkt das Remake grundsätzlich freundlicher und heller als das Original. Hier wäre eine düsterere Grundstimmung dem Film dienlicher gewesen, auch wenn das Gezeigte brutal und finster ist.

Die schauspielerischen Talente sind in dieser Version auf jeden Fall Tochter Ellie und ihr Vater Louis. Jason Clarke nimmt man die Rolle des verzweifelten Vaters vollkommen ab. Die Trauer und Verbissenheit, die er schauspielerisch darbietet, wird sehr gut vermittelt.

Herausragendes Casting

Herausragend jedoch ist Jeté Laurence, die als Tochter Ellie gecastet wurde. Laurence gelingt es durch Gestik, Mimik und schauspielerisches Talent einen dämonenhaften und angsteinflößenden Part einzunehmen. Die Brutalität, die sie als fünfjährige Tochter an den Tag legt, ist beeindruckend und beklemmend zugleich.

Während die Originalfassung näher an der Buchvorlage ist und mit einer düstereren Stimmung punkten kann, lässt die Neuverfilmung einem einen größeren Spielraum für die eigene Phantasie. Sie brilliert mit einem hervorragendem Cast und einem neuen Twist der Geschichte, die für den Zuschauer der beide Urfassungen kennt, neues Potential zum Gruseln liefert.

Text: Stefanie Sauer

11.09.2019
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