SONATA ARCTICA - Diskografie-Check mal anders!
Tony Kakko kommentiert die Diskografie von SONATA ARCTICA
Special
Ringdingding! Tusch! Champagnerkorken! SONATA ARCTICA!
2016 wird nicht nur metal.de 20 Jahre alt, sondern die finnischen Melodic/Power Metaller SONATA ARCTICA veröffentlichen dieser Tage ihr neues Album „The Ninth Hour“. Und das ist – hoppla, das zehnte Studioalbum der Band. Zumindest wenn man die Komplett-Neueinspielung von „Ecliptica“ mitzählt.
Aber klare Sache: Da gibts was zu feiern, und zwar nicht nur bei metal.de, sondern auch bei SONATA ARCTICA. Nachdem uns Bandgründer und -chef Tony Kakko im Interview jüngst schon einiges Wissenswertes zu „The Ninth Hour“ erzählte, haben wir ihn nochmal zu einer Zugabe vors Diktiergerät gezerrt. Herr Kakko, bitte kommentieren Sie die Diskografie von SONATA ARCTICA!
Galerie mit 14 Bildern: Sonata Arctica - Promofotos 2016
„Ecliptica“ (1999)
Basierte auf einer Demo mit vier Songs, die wir um einiges erweitert haben. Heute betrachte ich es als eine Art „Punk Rock“-Album. Es fühlt sich gefährlich an, da wir mit dieser Scheibe auf jede erdenkliche Weise zerstreut waren. Wir waren total unerfahren und haben es einfach … gemacht, ohne so wirklich zu wissen, was wir tun. Aber sie hat eine Menge guter Songs. Ich bin stolz darauf.
„Silence“ (2001)
Für „Silence“ haben wir unser Ding weiter auspoliert. Sie beinhaltet immer noch ein paar Songs, die wir schon gespielt haben, als wir noch nicht SONATA ARCTICA hießen. „Tallulah“ zum Beispiel. Und „San Sebastian“, den ich in der Annahme schrieb, dass wir ihn als Bonus für Japan nutzen würden. Es kam anders. „Silence“ ist künstlerischer, besser produziert. Es hat viele Songs, was es uns auch erlaubte, zwei Balladen sowie andere nicht ganz so In-your-face-Power-Metal-Songs darauf zu platzieren – ohne das Album zu töten. Außerdem hatten wir hier auch einen „echten“ Keyboarder, Mikko Härkin. Dass er dabei war, hat uns wie eine echte Band klingen lassen – dachte ich damals. Witzig.
„Winterheart’s Guild“ (2003)
„Winterheart’s Guild“ markiert die Spitze unserer „Power Metal“-Ära, wenn man so will. Darauf finden sich was diesen Stil angeht einige der besten Sachen, die wir gemacht haben. Es gibt bereits ein paar stilistische Änderungen in Form von ein paar „seltsamen“ Tracks, zum Beispiel „Champagne Bath“. Hier fand ich meine eigene Stimme als Songwriter. Jens Johansson spielt auf dem Album ein paar Soli. Ich bin STOLZ darauf. Epic.
Wir sollten einige dieser Songs definitiv öfter live spielen, als wir es zuletzt getan haben. Vielleicht … bald.
„Reckoning Night“ (2004)
Zunächst: schwieriges Album beim Schreiben. Ich weiß nicht mehr, in was für einer Stimmung ich war, aber ich denke, es mag an der kurzen Lücke zwischen den zwei Alben gewesen sein, dass ich so leer war. Ich wollte so schnell wie möglich ein Album mit Henrik am Keyboard veröffentlichen. Außerdem erinnere ich mich, dass die Tour zu „Winterheart’s Guild“ nur 45 Shows hatte oder so – wahnsinnig kurz, bedenkt man, wie gut das Album rückblickend ist.
Zwei Songs auf „Reckoning Night“ ragen für mich heraus: „Don’t Say A Word“ und „White Pearl, Black Oceans“.
„Unia“ (2007)
Kontroverses Werk. „Reckoning Night“ stellt meine künstlerische Katharsis dar, was von manchen als kommerzieller Suizid betrachtet wurde. Naja, letztlich hätte diese Band zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich sowieso Scheiße abbekommen. Anders als bei „Winterheart’s Guild“ sind wir mit „Reckoning Night“ eine MENGE getourt. Ich glaube, wir hatten das erste Mal über 160 Shows im Zuge eines einzigen Albums, und die Tour schien ewig anzudauern. Naja, „Unia“ erntete die Erfolge der vorherigen Alben und die harte Arbeit auf eine ziemlich grimmige Art. Einer der Musiker musste von seinen Pflichten entbunden werden, und so. Harte Zeiten. So sehr ich einige der Songs auf dem Album liebe, so sehr hasse ich einige der Erinnerungen, die damit verbunden sind. NEXT.
„The Days Of Grays“ (2009)
Unser tiefgehendstes Werk bis dahin. Emotionale, tiefe Texte, künstlerische Musik, neue Elemente, Orchestrationen und alle Art von spaßigen Dingen. Absolut eines unserer besseren Alben. Beinhaltet einige meiner persönlichen Alltime Faves.
„Stones Grow Her Name“ (2012)
Ein verrückter Umweg. Ich hatte einen paar Songs, die ich mit den Jungs spielte, und ich verliebte mich in sie. Das Problem daran war, dass ich überhaupt nicht davon überzeugt war. Aber Henrik und die anderen überredeten mich, dass das der richtige Weg wäre. Okay!
Das Ergebnis ist ein Rockalbum mit einigen Metal-Momenten, die nicht unbedingt zusammenpassen, wie sie es auf einem „normalen“ SONATA ARCTICA-Album täten. Trotzdem liebe ich die Songs und habe bei dem Album einiges gelernt.
Das einzige Problem war, dass es einmal mehr zu anders war. Wie „Unia“, aber auf die gegensätzliche Weise. Sehr einfach … zumeist. Und langsam. So spaßig und einfach die Songs auch live zu spielen waren, die Shows fingen an, langweilig zu werden. Ein ziemlich untypisches Problem für SONATA ARCTICA. Das ist das Schlüsselproblem, das zum nächsten Album führte.
„Pariah’s Child“ (2014)
Back to the roots, irgendwie. Ich nahm alles Gute, das ich von „Stones Grow Her Name“ gelernt hatte, und benutzte diese Einfachheit im Songwriting auf Metal-Basis. Das Ergebnis war … zufriedenstellend. Ich bezeichne „Pariah’s Child“ öfter als das fünfte SONATA ARCTICA-Album der ersten Ära. Es macht in der Art weiter, die wir vor „Unia“ aufgezogen haben, dem tatsächlichen fünften Album. Außerdem entschieden wir uns, das dadurch zu unterstreichen, indem wir zu unserem alten, stärker am Metal orientierten Logo zurückkehrten, das wir mit „Unia“ ersetzt hatten.
„Ecliptica – Revisited“ (2014)
Nun, dies ist ein Album, das niemals passiert wäre, hätte unser Label in Japan es nicht gefordert. Sie sind mit uns durch Dick und Dünn gegangen, sodass wir uns nach kurzer Überlegung dazu entschieden, es zu tun, als sie uns mit dieser Forderung überraschten. Nur für Japan. Ja, richtig. Natürlich hörten Nuclear Blast sofort davon und wollten es auch veröffentlichen, so kam das also.
Die Idee, die Avalon/Marquee in Japan hatte, war, die neue Version so nahe an das Original wie möglich zu rücken, natürlich innerhalb vernünftiger Grenzen. Sie hatten große Sorgen, dass wir mit den Arrangements durchgehen würden und schnelle Tracks in progressive Balladen verwandeln oder so. Sie nutzten eine witzige Art, um sicherzugehen, dass das nicht passieren würde: Sie gaben vor, dass die Soli zu, sagen wir, 94 Prozent am Original sein müssten und so weiter. Naja, ich überzeugte sie davon, dass wir einfach „Ecliptica“ neu aufnehmen würden, aber so, wie wir es heute mit diesem Line-up spielen würden. Keine Gimmicks. Und so taten wir es.
Ich bin übrigens froh, dass wir es getan haben. Das gab mir die Chance, ein paar „Fehler“ auszubügeln, die das Original hat. Aber auf keinen Fall ist die neue Version besser als das Original. Es ist nur ein Update. Ihm fehlen ein paar gute Dinge, die die alte Version hatte, die durch Sicherheit und Vision ersetzt wurden. Dinge, die nicht reproduziert werden können: die Jugend, die fehlende Erfahrung, das Gefühl von Gefahr …
Das unterstreicht wahrscheinlich nur den Fakt, dass es gut ist, dass wir heute keine Musik in diesem Stil mehr machen, haha. Ich finde beide Versionen gut und wertig. ABER wenn ich nur eine davon kaufen würde, würde ich das Original nehmen. Es lässt mich breiter grinsen. Es ist mit Erinnerungen vollgepackt.
„The Ninth Hour“ (2016)
Unser neuntes Studioalbum sollte eigentlich sehr viel heavier werden als „Pariah’s Child“, aber es kam aus einer Vielzahl von Gründen anders. Trotzdem zieht es eine schöne, gerade Linie von den letzten Alben weiter – es macht keine großen Sprünge in irgendeine Richtung.
Ich glaube, ich bin immer noch ein wenig zu nah an diesem Album, haha. Schwer, irgendwas Fundiertes darüber zu sagen, oder wie es die Karriere von SONATA ARCTICA reflektiert, oder so. Ich habe aber das starke Gefühl, dass viele der Songs lange Zeit in unserer Setlist bleiben werden.