Soilwork
Listening Session: The New Wave Of Swedish Death-Metal!?
Special
Öfter mal was Neues im Hause Blast. Unter diesem Motto stand der gesamte Event des heutigen Tages. SOILWORK hatten geladen, um der hungrigen Journalistenmeute den Nachfolger zu Figure Number Five um die Ohren zu blasen. Einige werden wohl schon jetzt unken, konnte man doch mit den letzten Releases der Helsingborger eine deutliche Trendwende hin zu gemächlicheren Tönen ausmachen. Das 2005 erscheinende Album, welches unter dem bedeutungsschwangeren Titel „Stabbing The Drama“ firmiert, stellt in zweierlei Hinsicht einen wichtigen Moment in der Kariere der Schweden dar. Zum einen dürfte es wohl das entscheidende Album in der Schaffensperiode der Jungs sein, zum anderen ein stilistischer Anhaltspunkt, für die weitere Ausrichtung der Band. Dem musikalischen Höhepunkt stand allerdings noch eine Traktorfahrt bevor, die den Tross über mehr oder weniger befestige Wege zum eigentlichen Ort des Geschehens bringen sollte. Nach der heitern Fahrt auf Strohballen, die zu bequemen Sitzen umfunktioniert wurden, konnte ein stilechter Gewölbekeller in Beschlag genommen werden, der sehr einladen dekoriert war und am Eingang zwei mannshohe Boxen, für ein hoffentlich durchdringendes musikalisches Hörerlebnis bereithilet. Bereits auf der Fahrt war die Nervosität bei den anwesenden Bandmitglieder Björn Strid (Gesang) und Peter Wichers (Gitarre) fast greifbar. Nach einem kurzen Ausflug in die gute alte schwäbische Schnapstradition, war es endlich soweit und die ersten Töne des Rough Mixes von „Stabbing The Drama“ erfüllten den Keller mit dem, was man wohl als „The New Wave Of Swedish Death-Metal“ bezeichnen darf. Last euch durch ein ebenso überraschendes, wie nachhaltiges Album der Schweden führen:
Stabbing The Drama:
Was soll ich sagen, gleich der Opener gibt eine deutliche Marschrichtung vor. SOILWORK haben wieder Blut geleckt und preschen nach vorne, wie schon lange nicht mehr. Eine gehörige Portion Groove, treibt das markante Stakkato Riffing durch den Song und harmoniert in bisher SOILWORK untypischer Weise mit den dynamischen Drumlinien. Ein Anfang, mit dem wohl die wenigstens gerechnet haben, dafür aber umso länger nachhallt.
One With The Flies
Ist ähnlich wie „If Possible“ ein eher kantiges Stück, spielt allerdings mit zweckmäßig gestreuten Tempowechseln, die dem Song zwar etwas den sonst vorhandenen Drive nehmen, aber im Endeffekt sehr schön harmonieren und dem Album eine weitere Facette hinzufügen.
Weapon Of Vanity
Ein Highlight der Scheibe. Was sich schon angedeutet hat, findet hier seinen Höhepunkt. SOILWORK sind etwas abgekommen von den allgegenwärtigen Melodiebögen und den omnipräsenten Mitsingparts. „Weapon Of Vanity“ hat deutliche Thrash Einflüsse, verzichtet aber trotzdem nicht auf filigran ausgearbeitete Melodien. Allerdings sind diese nicht mehr dominierend, sondern sind in den Songs verwoben und steigern den Langzeitwert.
The Crestfallen
…kennt kein Halten mehr und präsentiert Sänger Strid von seiner extremsten Seite. Stellenweise rutscht Strid in tiefe Growl-Gefilde ab. Man spürt deutlich, dass die Songs wieder rifforientierter komponiert wurden. Trotzdem wurde eine Balance gefunden, die aus „Figure Number Five“ bekannten Ohrwurmparts zu integrieren. Wohl eines der interessantesten Stücke auf „Stabbing The Drama“.
Nerve
Dürfte wohl ein Klassiker im Liveprogramm der Band werden. Mächtiges, tribalartiges Drumming und der mörderische Groove zwingen einen förmlich zu rhythmischen Bewegungen im Nackenbereich. Zwar ein recht einfacher Song, der seine Wirkung aber nicht verfehlt.
Distance
…pulverisiert endgültig alle Befürchtungen, SOILWORK könnten noch weiter in die metallische Weichspülecke rutschen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Auf „Distance“ gehen die Helsingborger deutlich aggressiver zu Werke und packen noch eine Portion Groove obendrauf. Damit aber nicht genug, denn „Distance“ hält noch eine weitere Neuerung parat. Björn Strid hat gesangstechnisch mächtig zugelegt und deckt mittlerweile das gesamte Spektrum, von ruppig, schroffen Grölparts bis hin zu glasklaren Cleanparts perfekt ab. Insbesondere die cleanen Parts, waren in dieser Form und Klarheit bisher nicht bei den Schweden zu hören. In Kombination mit dem mörderischen Groove der Scheibe, eine sehr willkommene und vor allem frische neue Seite der Band.
Observation Slave
Mag ein wenig an die neue Scheibe von MNEMIC erinnern, wobei man sich darüber streiten kann, ob jetzt MNEMIC eher nach SOILWORK klingen oder umgekehrt. „Observation Slave“ ist ein Wellenbrecher mit einem deutlich modernen Anstrich. Der gewaltige Drumsound tut ein Übriges. Die Verpflichtung des SCARVE Drummers Dirk Verbeuren hat sich absolut bezahlt gemacht. Durch das voluminöse Drumming gewinnt „Stabbing The Drama“ und insbesondere „Observation Slave“ deutlich an Dynamik und Härte.
If Possible
…Schlägt im Gegensatz zu „Nerve“ eine etwas andere Marschrichtung ein und präsentiert sich als wesentlich komplexere, teils progressiv angehauchte Nummer. Das Wechselspiel der Gitarrenlinien trägt einen wesentlichen Teil dazu bei. „If Possible“ unterstreicht die mittlerweile erlangten kompositorischen Fähigkeiten der Truppe. Komplexe Songstrukturen treffen auf geschickt verpackte Melodien.
Wherever Thorns May Grow
…ist wohl das typischste SOILWORK Stück und geht am ehesten mit den Vorgängern Figure Number Five und Natural Born Chaos konform. Ohrwurmartige Melodien sind ein dominierendes Merkmal des Songs und erheben ihn wohl am ehesten zum dem, was man im Allgemeinen als radiotauglich bezeichnet. „Wherever Thorns May Grow“ ist ohne Zweifel der Song, der am leichtesten zugänglich ist und alle Trümpfe für eine mögliche Singleauskopplung bereithält, obwohl er nur als Bonustrack gedacht ist.
Bein den neun bisher vorgestellten Stücken handelt es sich ausschließlich um Rohfassungen. Trotz des noch ungeschliffenen Charakters, macht die Produktion mächtig viel Druck. Für die Veredelung von „Stabbing The Drama“ ist im Übrigen kein geringer als „In-Flames-Reglerdreher“ Daniel Bergstrand verantwortlich. Leider waren zum Zeitpunkt der Session zwei Stücke noch nicht in hörfertigem Zustand, womit sich die Songanzahl für das Album auf elf erhöht.
Auf dem am 28.02.2005 erscheinenden Album werden folgende Songs enthalten sein:
1.Stabbing the drama
2.One with the flies
3.Weapon of vanity
4.The crestfallen
5.Nerve
6.Stalemate
7.Distance
8.Observation slave
9.Fate in motion
10.Blind eye halo
11.If possible
Bonus:
12. Wherever thorns may grow (auf der lim. Edition in den USA und Europa, sowie in Japan)
13.Killed by ignition (nur für Japan)
SOILWORK haben sich auf ihre Weise neu erfunden und überraschen all diejenigen, die eine weitere Fassung von „Figure Number Five“ erwartet haben. Allerdings müssen auch die eingefleischten Fans rasant durchdringender Melodien und Ohrwurmrefrains keineswegs auf eben diese Elemente verzichten, sondern manchmal nur etwas genauer hinhören, um sie zu entdecken. Ein herausragendes Moment ist sicher die Sangesleistung eines Björn Strid, der dem Album den letzten Farbtupfen verpasst. SOILWORK klingen anno 2005 eine ganze Packung härter und liefern mit „Stabbing The Drama“, das wohl anspruchsvollste und erwachsenste Album ihres bisherigen Schaffens.
Selbstverständlich wurde auch die Band zu „Stabbing The Drama“ befragt. Was insbesondere der Mann am Mikro Björn „Speed“ Strid dazu sagen hat, könnt ihr in den nächsten Tagen als gesondertes Interview bei uns nachlesen.
Nach der Session und einem herzhaften Abendessen wurde die „illustere“ Gesellschaft wieder zum Hauptsitz des schwäbischen Labels verfrachtet (dieses Mal allerdings ohne Traktor), wo man den Abend gemütlich ausklingen ließ.
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Stile | Melodic Death Metal, Metalcore, Modern Metal |
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