Serenity
Listening Session zu "Death & Legacy"
Special
Am 25. Februrar 2011 erscheint über Napalm Records „Death & Legacy“, das dritte Album der österreichischen Symphonic Metal Band SERENITY. Abgesehen davon, dass SERENITY mit dem neuen Werk ein Konzeptalbum vorlegen, das erstmalig für die Band ist, gibt es als große Neuerung einen Besetzungswechsel zu vermelden: Simon Holzknecht hat die Band während der Arbeit am aktuellen Album verlassen. Auf Grund dessen spielte Thomas Buchberger den Bass ein und Georg Neuhauser nutzte einen Gastauftritt bei FAIRYLAND, um einen neuen Bassisten anzuwerben. Der neue Mann am SERENITY-Bass heisst Fabio D’Amore (PATHOSRAY, FAIRYLAND, SYRAYDE) und wie man uns bei der Listening-Session in den Münchner Dreamsound Studios versichert, die Chemie zwischen den Österreichern und dem Italienern ist perfekt.
Die Stimmung ist hervorragend, man sieht allen Musikern an, dass sie zufrieden sind mit dem, was aus den Boxen schallt. Auf die Frage, was ihre Highlights auf „Death & Legacy“ sind, antworten sie dann auch, dass sie von allen Songs wirklich überzeugt sind und keinerlei Schwachpunkte auf dem Album sehen. Diese Überzeugung begründen die Musiker damit, dass sie sich und dem Album die nötige Zeit gaben. Bei der Arbeit an „Fallen Sanctuary“ standen sie unter zeitlichem Druck von der Plattenfirma, da dem ersten Album schnell ein zweites nachgeschoben werden sollte. Diesmal liessen sich SERENITY nicht stressen, sondern nahmen sich viel Zeit beim Songwriting: „Wir haben ein vollwertiges Produkt angestrebt, mit klasse Songs und guter Spielzeit, ohne Ausfälle und Lückenfüller. Wir wollten alles noch besser machen als bisher, von den Chören bis hin zu den eingängigen Melodien“. Und das ist der Band meines Erachtens auch gelungen. Interessant sind für mich v.a. die Chöre, für die Georg QUEEN als Vorbild nennt. Wie Freddie Mercury sang er alle 50 Stimmen – von der hohen Kopfstimme bis zum tiefen Bass – selbst ein. Fremde Stimmen gibt es nur in drei Songs zu hören: Aylin von SIRENIA, Amanda Sommerville (AVANTASIA, EPICA) und Charlotte Wessels (DELAIN) konnten für Gastauftritte gewonnen werden.
Auf „Death & Legacy“, das mit satten 70 Minuten Spielzeit aufwartet, arbeiten SERENITY historische Themen auf, jeder Song handelt von einer anderen bedeutenden Person der Geschichte. Die Idee zu einem Konzeptalbum dieser Art hatte Georg Neuhauser, die Grundideen zu den einzelnen Songs entwickelte er zusammen mit Thomas Buchberger, der federführend beim Songwriting ist, und Mario Hirzinger befasste sich mit den einzelnen Hintergründen und Lebensgeschichten, um die Texte zu schreiben. Die Protagonisten des musikalischen Geschichtsunterrichts sind Personen, die bis in die heutige Zeit nachwirken: Zwischen großen Seefahrern und Entdeckern finden sich u.a. Albrecht Dürer, Heinrich Kramer und Galileo Galilei. Für die visuelle Untermalung sind die vier Österreicher (das Fotoshooting fand statt bevor Fabio zur Band stiess) in Kostüme geschlüpft und verkörpern jeweils eine der thematisierten Persönlichkeiten. Sowohl die Fotos als auch das Artwork stammen von Stefan Heilemann.
Aber genug der Vorrede, wir machen es uns im Studio bequem, die CD wird eingelegt und unversehens erfüllen Kampfgeräusche den Raum.
New Horizons
Wir befinden uns auf dem Schiff von Sir Francis Drake. Der Song geht direkt auf die zwölf wartet aber dennoch mit Orchesterarrangements auf und steigert sich bis wir von großen Chören eingenommen werden.
The Chevalier
Ruhige Keyboardmelodien heissen uns in der Welt von Giacomo Casanova willkommen. Aylin verkörpert die Frau, die dem größten Verführer der Geschichte widersteht. Ein schönes Keyboardsolo, das mit Streicherarrangements unterlegt ist und das Wechselspiel zwischen Sänger, Sängerin und Chor sorgen für viel Abwechslung. Georg Neuhauser wird für das Booklet zu Casanova, das Foto mit zwei reizenden Damen hat er der Namensverwandtschaft mit Casanova zu verdanken.
Far From Home
Wir stechen wieder in See. Mit viel Wind in den Segeln schliessen wir uns Bartolomeu Dias an, der den Seeweg nach Indien sucht. Das Schicksal meint es nicht gut mit uns, nur noch zwei Tage, dann will die Mannschaft umkehren. Warum nur sehen sie nicht, wie weit wir schon sind und was am Ende all der Strapazen steht?
Heavenly Mission
Das Ende der Templer, Jaques de Molay der mit seinem Schicksal hadert. „Oh Jesus, forgive me…“ erweckt durch die ruhige Stimmung tatsächlich den Eindruck eines inneren Gesprächs mit Gott. Der Song kumuliert in einem dramatischen Instrumentalteil.
Prayer
Ein ca. eineinhalbminütiges spanisches Gebet einer Frau, die Gott darum bittet, dass er ihren Mann wohlbehalten zu ihr zurück bringt.
State Of Siege
Was bringt einem alles Gold der Welt, wenn der Tod schon seine Sense schärft? Die Schiffe sind verbrannt und alle Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat ist verloren. Ein einfacher Soldat der sich nichts weiter wünscht, als das verfluchte Land, in das General Hernan Cortes sie führte, lebend zu verlassen. Die Stimmung wird hervorragend durch die militärischen Trommeln der ersten zwei Minuten aufgebaut und durchweg gehalten.
Changing Fate
Queen Elizabeth und Sir Francis Drake sind die Protagonisten dieses Songs. Amanda Sommerville verleiht der Königin ihre Stimme. Drake wird von Georg Neuhauser in einer ungewohnt tiefen Tonlage gesungen, ruhig und bedacht, zum Text passend. Insgesamt ein ruhiger Song mit Akustikgitarren, Chören, dem Duett der zwei Sänger und tanzbaren Melodien.
When Canvas Starts To Burn
Dem Titel entsprechend beginnt der Song bedrohlich und vermittelt durchgehend das Gefühl innerer Zerrissenheit. Albrecht Dürer – im Booklet Andreas Schipflinger in einer Abwandlung des wohl berühmtesten Selbstportraits des Malers – auf der Suche nach der Ordnung, die hinter allem liegt; der die Welt mit anderen Augen sieht als andere Menschen. Mario Hirzinger zog für dieses Stück eine Biografie Dürers heran, in der die innere Zerrissenheit des Künstlers thematisiert wird. Dürer wusste demnach, dass er ein talentierter Künstler ist, hat aber nach eigener Einschätzung sein Ziel, die göttliche Textur in der Welt zu finden, nicht erreicht. Dies, wie auch die Unsicherheit der Menschen seiner Zeit, kommt in dem Song hervorragend herüber.
Serenade Of Flames
Heinrich Kramer, in dessen Rolle Thomas Buchberger für die Fotos schlüpft, im Dialog mit einer Hexe, die von Charlotte Wessels gesungen wird. Egal, was die junge Frau sagt, das Urteil steht schon fest, denn der Dominikanermönch hat dafür gesorgt, dass er keinen Prozess verlieren kann. Nachdem Kramer in Innsbruck einen Prozess gegen acht Frauen nicht durchbringen konnte, schuf er die rechtliche Grundlage für über 300 Jahre Hexenverbrennung, den Hexenhammer.
Youngest Of Widows
Und noch eine Frau muss sterben: Queen Mary Stuart geht in diesem durch einen Choral eingeleiteten Song ihrem Schicksal entgegen. Dies ist einer von zwei Bonus Tracks, die auf dem normalen Album leider nicht vertreten sind.
Beyond Desert Sands
Orientalische Melodien bereiten den Hörer darauf vor, Marco Polo zu treffen. Ein retrospektiver Song der schnell beginnt. Marco Polo, der sich weigert die „Wahrheit“ zu sagen, hat er doch all die Wunder, von denen er berichtet tatsächlich gesehen.
To Indias Shores
Der zweite Bonus Track handelt von Christoph Columbus, dem Mann, der als Entdecker der Neuen Welt gilt. Zu Beginn singt Georg Neuhauser diesen Song in der auch für Sir Francis Drake verwendeten tiefen Tonlage, wechselt dann jedoch zu seinem normalen Gesang. Ein Hoffnung verströmender Song, der von der Zuversicht Columbus zeugt, den Seeweg nach Indien zu finden. „My time has come, nothing is impossible, it can be done!“
Lament
Fabio D’Amore, der neue Bassist von SERENITY, hat dies eingesprochen, im Hintergrund sind die Glocken von Florenz zu hören.
My Legacy
Mario Hirzinger schlüpft für das Booklet in die Rolle Galileo Galileis, mit dessen Song dieses hervorragende Album zu Ende geht.
Bleibt die Frage, wo sich die Band mit diesem Album sieht. Momentan positionieren sich SERENITY noch zwischen zwei Welten, jener, in der Musik ein (zeitaufwändiges) Hobby ist und jener Welt des professionellen Musikbusiness. Wohin die Reise geht, wird sich mit diesem Album zeigen. Ab März werden sie jedenfalls selbst wieder reisen: Zunächst eine Headliner-Tour in Österreich und im Mai werden SERENITY mit DELAIN auf Europa-Tour sein. Bühnenbild und -kleidung sollen dann auf das Albumkonzept abgestimmt werden und auch live können wir uns auf Gastsängerinnen freuen.
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