Scorpions
Die "50th Anniversary Editions" ihrer Klassiker

Special

Scorpions

TAKEN BY FORCE (1977)

Die SCORPIONS sind als Band nur unwesentlich jünger als beispielsweise die Fußball-Bundesliga. Ein Zehntel dieses halben Jahrhunderts war Uli Jon Roth bei den Jungs aus Hannover an der Leadgitarre tätig. Gut fünf Jahre. Bezogen auf die Bundesliga wäre er damit in etwa der 1. FC Saarbrücken. Dass Uli Jon Roth in seinem Metier bis heute bedeutend höher gehandelt wird, verweist somit unzweifelhaft auf dessen (internationale) Klasse. Sein Einfluss auf die Musik der SCORPIONS lässt sich erkennen, stellt man „Taken By Force“, das letzte Studio-Album mit Roths Beteiligung, neben die folgenden Werke der Band.

Zwar gibt es zum Auftakt „Steamrock Fever“ als Mitgröhl-Rocker und auch das ziemlich metallische „He’s A Woman – She’s A Man“ hätte von Meine/Schenker ohne aufzufallen ein paar Jahre später losgelassen werden können. Roths Kompositionen allerdings weniger; vor allem das mystisch-verspielte „The Sails Of Charon“ und das leichtfüßige „Your Light“ haben mit dem späteren Hardrock bzw. gar Metal der SCORPIONS nur die Haarlänge gemein. Schlaghose und Stirnband haben die Herren hier sozusagen ein letztes Mal akustisch im Studio nachgezeichnet. Und das Ende dieser kühnen Konfrontation von Hendrix und Haudrauf kann man durch halb geöffnete Sehschlitze durchaus mit Bedauern sehen. „Taken By Force“ macht sie zu einem großen Album.

Dafür steht schließlich auch die zwischen Melancholie und Euphorie unkitschig pendelnde Ballade „We’ll Burn The Sky“, deren Text von Roths damaliger Freundin Monika Dannemann stammt – zuvor auch mit Hendrix liiert. (Mal unter der Hand: Dass die Nummer und „White Dove“ etc. derselben Band zuzuordnen sind, steht doch der Evolutionstheorie entgegen. Aber diametral. Oder habe ich da was falsch verstanden? Im Ernst jetzt.) 9/10

Ein halbes Dutzend Stücke gibt es in der 50th Anniversary Edition von „Taken By Force“ neben dem ursprünglich aussortierten Original-Cover als Zugabe. Die B-Seite „Suspender Love“ gab es zwar 2001 schon einmal dazu, das coole „Busy Guys“ allerdings noch nicht. Bei dieser wie auch weiteren unfertigen Demo-Versionen, beispielsweise von „Believe In Love“, singt Klaus Meine derart inbrünstig „Dadadadadudududuohohohodidaadididididadadum!“ und Ähnliches, dass einem das Herz aufgeht und man insgeheim hofft, die (vermeintliche) Muse hätte ihn einfach ein paar Mal öfter mit dem prallen Arsch nicht angeguckt. Kapitulation statt Kopulation: einfach mal nicht übers Ficken singen! (Wobei der fertige Text zur offiziellen und akustisch glatteren Version von „Believe In Love“ Jahre später auf „Savage Amusement“ zugegeben gar nicht so explizit ist.)

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03.12.2015

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3 Kommentare zu Scorpions - Die "50th Anniversary Editions" ihrer Klassiker

  1. Freddi sagt:

    Sehr geiles Special. Find ich gut, dass ihr auch zu Bands steht, die oft nur belächelt werden. Aber irgendwoher muss die Beliebtheit der Scorpions ja auch herkommen. Gerne mehr davon! Dickes Lob!!!

  2. hrhr sagt:

    sehr schick, kompliment für dieses special

  3. xn0 sagt:

    Die Scorpions werden zu oft auf „Winds Of Change“ reduziert, der zugegebenermassen der nervigste Track der Bandgeschichte ist. Vergessen wird oft, daß die Scorps mit zu den besten Songschreibern der deutschen Hard Rock/Metal-Szene gehören. Ich ziehe immer noch gerne die 80er „World Wide Live“ heran, wo man man sehen kann wie heftig die Scorpions eigentlich sind. Nicht die „Peinlichste Band der Welt“ aber gerne Ziel von nestbefleckenden heimischen Schreiberlingen. Ein zu Unrecht schlechter Ruf.