Konzertgänger im Überblick
Schau mal, wer da mosht
Special
Der Dauerwellen-Schüttler
Ich habe größten Respekt. Respekt vor einer Gruppierung, bei der ich mich oftmals frage, inwieweit sich hier noch funktionierende, einwandfreie Halswirbel in diesen Menschlein befinden. Der Dauerwellen-Schüttler (oder auch: Hairy-Escalator) wartet vielleicht maximal die ersten Gitarrenjauler ab und ist dann nonstop in Bewegung. Oder sagen wir besser, er bringt sein Haupthaar in Bewegung. Da wird die letzte Repair-Kur so derbe aus den frisch geföhnten Löckchen geschüttelt und gewirbelt, gekreist und geschwungen. Geheadbangt und trocken durchgeschleudert. Jedes marktführende Shampoo-Model wäre neidisch beim Anblick der im diffusen Licht fliegenden Haare.
Der Dauerwellen-Schüttler gibt alles, verbringt aber circa 99,9 Prozent des Konzerts mit den Händen auf den Knien, vorne übergebeugt. Sichtfeld somit maximal eingeschränkt. Aber Hauptsache, er hat Spaß. Wer ungern Haare in seinem Bierbecher findet oder nicht so darauf abfährt, dass einem in 5-Sekunden-Abständen ständig eine wilde Mähne ins Gesicht gepfeffert wird und man auf einmal selber Haare im Mund hat, nicht die eigenen, wohlgemerkt, der sollte dann doch eher relativ schnell Abstand vom Dauerwellen-Schüttler nehmen. Dank seines sportlich kreisenden Kopf-Nackenbereiches ist dieser auch in der Menge recht schnell zu identifizieren.
Da hier die vollste Konzentration auf den perfekten rhythmischen Headbang liegt, ist ein Ansprechen des Schüttlers kaum bis selten möglich. Erst am Ende des Gigs, hebt er seinen Kopf wieder an, und man erkennt sein wahres Gesicht, welches er unter leichten Schmerzen, aber dennoch grinsend verzieht. Sich den Nacken reibend und auf Kopfschmerzen freuend bindet der Dauerwellen-Schüttler mittels weniger Handgriffe und einem kleinen, süßen Zopfgummi seine Mähne wieder zusammen und vereinbart den nächsten physiotherapeutischen Termin, um Entlastung für seine Halswirbel zu schaffen.
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Hey Jeanette,
danke für diesen hochwissenschaftlichen Artikel.
Neben immer wiederkehrendem lautem Gelächter entstand auch die längst bekannte Erkenntnis – zu einer der hier exakt beschriebenen Kategorie gehöre ich. Und ich bin stolz drauf!
Mann, is das geil, zu diesem verrückten Haufen Irrer zu gehören 😀
\m/
Herzliche Grüße aus dem verschneiten Südbayern
Lupo
Welcome to the jungle 🙂
Grüße aus dem stürmischen Norden
Die liebsten aus dieser wunderbaren Auflistung sind mir die Violent Dancer, von denen grade bei Hardcore-Konzerten einige scheinbar einfach nur da sind, um jemandem unauffällig eine mitzugeben oder weil die Mitgliedschaft im örtlichen Karateverein zu teuer war. Gleich danach kommen die Social Media Junkies , die es scheinbar bevorzugen, das komplette Konzert über ihren Smartphonebildschirm zu verfolgen. „Ey geil, voll wie bei Youtube Alter.“
Am liebsten würde ich ja immer Erstere auf Letztere loslassen, das würde zumindest einen Teil des Problems lösen und könnte unterhaltsamer als manche Vorband sein 🙂
Haa haa 😀
Da hat ja mal jemand voll abgeschmatzt 😉
Ja all diese Ecken kennen wir zu genüge und haben nun zahlreiche Szenen unserer friedlichen und leisen Jugend vor unserem geistigen KoKi.
Herrlich!
Aber was ist mit dem Regentanz-Schamanen?
Und wie kriege ich jetzt früh am morgen dieses Grinsen ausm Gesicht, um wieder die Morgenmuffelfratze aufzusetzen?
Oh ja,der regentanz schamane 🙂
Ich hätte auch noch zwei: 1. Das gothic-päärchen.
Auf nahezu jedem thrash oder death Konzert gibt es zwei schlacksige, mit riesenplataeu-schuhen versehene, pinkblaulilagrüngrau gefärbt-haarige Gestalten von denen man sich fragt was sie da eigentlich erwartet hatten,denn sonderlich glücklich sehen sie nicht aus,verbreiten eher schlechte als gute Laune,aber vielleicht war ja auch genau das das Ziel..
2.der ich brauch kein t shirt, ich hab nen Pullover-Bär.
Besagtes Exemplar steht meistens ganz vorne drin, hat sein shirt ausgezogen und präsentiert stolz die Saugfähigkeit seiner durchgehenden Rücken- (oder Front?) Behaarung.
Selbst nach 20 bodychecks und jeweils ca 100 ml Feuchtigkeitsabgabe pro fanberührung scheint er nach wie vor größte Konkurrenz für jedes Küchentuch zu sein.
Am Ende des Abends ist ihm nicht kalt und er kann glücklich nach hause schlendern,auf mindestens jedem dritten bandshirt sind schweissflecken von ihm, Mission erfolgreich!
Parallel zum Gothic-Pärchen gibt es dann auch noch die Freizeitrocker, die man auch fast auf jedem Konzert egal welcher Stilrichtung antrifft. Meistens ist das eine zwei- bis dreiköpfige Gruppe leicht bierbäuchiger, etwas bieder wirkender Männer im Alter zwischen 40 und 60, die sich von der Theke nicht wegbewegt. Die Herren tragen idR eine alte Lederweste, Jeansjacke und/oder ein Bandshirt von Iron Maiden, Black Sabbath oder AC/DC (keine dieser Bands spielt natürlich an dem Abend). Sie haben nahezu IMMER ein Bier in der Hand, einen Ellenbogen auf der Theke und sie kommentieren das Treiben der jungen Leute da vorne mit breitem Grinsen, (groß)väterlichem Humor und zotigen Sprüchen über die knackigen Hinterteile junger Konzertbesucherinnen. Sie wirken generell, als könnte man sie auch genau so auf eine Ü40-Party stellen.
Und dann gibt es noch das Vater/Sohn-Gespann, bei dem ein ebenfalls etwas bieder wirkender Papa seinen 12-14jährigen Spross zum Konzert seiner Lieblingsband begleitet. Um nicht aufzufallen hat sich der Herr Papa noch im Büro ein blitzsauberes, noch nie getragenes Bandshirt (Aufdruck siehe Freizeitrocker) übergestreift, bevor er den Bub fürs Konzert eingesammelt hat. Dabei schreitet der Sohnemann meistens in flottem Schritt voran und hält generell einen gesunden Abstand zum Erzeuger, damit auch ja niemand merkt, dass er in elterlicher Begleitung bei Cannibal Corpse ist.
Die Liste ist somit unendlich 🙂