Konzertgänger im Überblick
Schau mal, wer da mosht
Special
Der Die-Hard-Fan
Seien wir ehrlich, sie werden natürlich dringlichst gebraucht. Keine Party ohne Gäste. Kein Gig ohne Fans. Der Die-Hard-Fan hält das empfindliche, zerbrechliche Konstrukt der Flora und Fauna auf einem Konzert zusammen. Seine Daseinsform ist somit durchaus berechtigt. Der allgemeine Die-Hard-Fan ist mit dem bloßen Auge ohne Fernglas deutlich erkennbar. Er ist der Erste, der mit einem Freudengebrüll die Hände in die Luft reißt, wenn die Band auf der Bühne Position bezieht. Um seiner Freude tieferen Ausdruck zu verleihen, werden in Abwandlung der klatschenden Hände auch mal die Fäuste in die Luft gerissen.
Besonders bezeichnend ist seine Textsicherheit. Es gibt keine Zeile, die er oder sie nicht inbrünstig und voller Hingabe mitsingt. Unterbrochen vom ständigen Skandieren des Bandnamens, nur um sicher zu gehen, dass die Menschen auf der Bühne nicht plötzlich selber vergessen, wer sie nochmal waren. Ertönen die ersten Klänge des absolut liebsten Lieblingssongs seiner Band sucht der Die-Hard-Fan Kontakt zu weiteren seiner Gattung. Mit Tränen in den Augen wird sich in die Arme gefallen und auf die Schultern geklopft. Diese Szene wiederholt sich unzählbar oft. Hey, er ist Die-Hard-Fan.
Jeder verdammte Song ist sein absoluter liebster Lieblingssong. Und so kann man aus der Ferne tiefe, emotionale Momente erleben, die manch einer nicht mal bei seinem eigenen Hochzeitstag an den Tag legen würde. Das Erscheinungsbild ziert eine Vielzahl von Band-Logo-Aufnähern und/oder im schwächsten Fall ein Band-Shirt. Im härtesten aller Fälle hat sich der Die-Hard-Fan das Logo der Band nach altem Stammesritus als Tattoo für immer auf die Haut zimmern lassen. Aktuell laufen noch Forschungen, ob es sich bei solchen Exemplaren gleichzeitig um die Rudelanführer dieser Superfans handelt. Am Ende des Gigs ist noch mal Vorsicht geboten. Mit pantherähnlicher Geschmeidigkeit und Schnelligkeit pirscht er sich an den Merchandising-Stand heran, um ein weiteres unschuldiges T-Shirt oder einen Aufnäher zu erwischen. Mit frisch gerissener Beute und adrenalinverschleierten Augen verschwindet der Die-Hard-Fan daraufhin wieder im Dunklen der Nacht.
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Hey Jeanette,
danke für diesen hochwissenschaftlichen Artikel.
Neben immer wiederkehrendem lautem Gelächter entstand auch die längst bekannte Erkenntnis – zu einer der hier exakt beschriebenen Kategorie gehöre ich. Und ich bin stolz drauf!
Mann, is das geil, zu diesem verrückten Haufen Irrer zu gehören 😀
\m/
Herzliche Grüße aus dem verschneiten Südbayern
Lupo
Welcome to the jungle 🙂
Grüße aus dem stürmischen Norden
Die liebsten aus dieser wunderbaren Auflistung sind mir die Violent Dancer, von denen grade bei Hardcore-Konzerten einige scheinbar einfach nur da sind, um jemandem unauffällig eine mitzugeben oder weil die Mitgliedschaft im örtlichen Karateverein zu teuer war. Gleich danach kommen die Social Media Junkies , die es scheinbar bevorzugen, das komplette Konzert über ihren Smartphonebildschirm zu verfolgen. „Ey geil, voll wie bei Youtube Alter.“
Am liebsten würde ich ja immer Erstere auf Letztere loslassen, das würde zumindest einen Teil des Problems lösen und könnte unterhaltsamer als manche Vorband sein 🙂
Haa haa 😀
Da hat ja mal jemand voll abgeschmatzt 😉
Ja all diese Ecken kennen wir zu genüge und haben nun zahlreiche Szenen unserer friedlichen und leisen Jugend vor unserem geistigen KoKi.
Herrlich!
Aber was ist mit dem Regentanz-Schamanen?
Und wie kriege ich jetzt früh am morgen dieses Grinsen ausm Gesicht, um wieder die Morgenmuffelfratze aufzusetzen?
Oh ja,der regentanz schamane 🙂
Ich hätte auch noch zwei: 1. Das gothic-päärchen.
Auf nahezu jedem thrash oder death Konzert gibt es zwei schlacksige, mit riesenplataeu-schuhen versehene, pinkblaulilagrüngrau gefärbt-haarige Gestalten von denen man sich fragt was sie da eigentlich erwartet hatten,denn sonderlich glücklich sehen sie nicht aus,verbreiten eher schlechte als gute Laune,aber vielleicht war ja auch genau das das Ziel..
2.der ich brauch kein t shirt, ich hab nen Pullover-Bär.
Besagtes Exemplar steht meistens ganz vorne drin, hat sein shirt ausgezogen und präsentiert stolz die Saugfähigkeit seiner durchgehenden Rücken- (oder Front?) Behaarung.
Selbst nach 20 bodychecks und jeweils ca 100 ml Feuchtigkeitsabgabe pro fanberührung scheint er nach wie vor größte Konkurrenz für jedes Küchentuch zu sein.
Am Ende des Abends ist ihm nicht kalt und er kann glücklich nach hause schlendern,auf mindestens jedem dritten bandshirt sind schweissflecken von ihm, Mission erfolgreich!
Parallel zum Gothic-Pärchen gibt es dann auch noch die Freizeitrocker, die man auch fast auf jedem Konzert egal welcher Stilrichtung antrifft. Meistens ist das eine zwei- bis dreiköpfige Gruppe leicht bierbäuchiger, etwas bieder wirkender Männer im Alter zwischen 40 und 60, die sich von der Theke nicht wegbewegt. Die Herren tragen idR eine alte Lederweste, Jeansjacke und/oder ein Bandshirt von Iron Maiden, Black Sabbath oder AC/DC (keine dieser Bands spielt natürlich an dem Abend). Sie haben nahezu IMMER ein Bier in der Hand, einen Ellenbogen auf der Theke und sie kommentieren das Treiben der jungen Leute da vorne mit breitem Grinsen, (groß)väterlichem Humor und zotigen Sprüchen über die knackigen Hinterteile junger Konzertbesucherinnen. Sie wirken generell, als könnte man sie auch genau so auf eine Ü40-Party stellen.
Und dann gibt es noch das Vater/Sohn-Gespann, bei dem ein ebenfalls etwas bieder wirkender Papa seinen 12-14jährigen Spross zum Konzert seiner Lieblingsband begleitet. Um nicht aufzufallen hat sich der Herr Papa noch im Büro ein blitzsauberes, noch nie getragenes Bandshirt (Aufdruck siehe Freizeitrocker) übergestreift, bevor er den Bub fürs Konzert eingesammelt hat. Dabei schreitet der Sohnemann meistens in flottem Schritt voran und hält generell einen gesunden Abstand zum Erzeuger, damit auch ja niemand merkt, dass er in elterlicher Begleitung bei Cannibal Corpse ist.
Die Liste ist somit unendlich 🙂