Konzertgänger im Überblick
Schau mal, wer da mosht
Special
Die Toiletten-Tussis
Ach Ladies, ja ihr steht auf harte Typen, auf Bad Boys. Geht deshalb lieber zu einem AUGUST BURNS RED-Konzert als zu Justin Bieber. Und da findet man euch. Ihr zauberhaften Wesen, ihr Toiletten-Tussis. Während der Frontman auf der Stage gerade seine persönliche Bundesjugendspiele-Urkunde erarbeitet, seine Kollegen an Gitarre und Drums sich die Seele aus dem geschundenen Körper schrammeln und zimmern, seid ihr hier. Auf der Damen-Toilette der Venue. Ihr steht in Grüppchen vor den Waschbecken-Reihen und quiekt im Chor vor euch her, wie toll der Frontmann doch heute wieder aussieht, wie viele Muskeln der Drummer hat und was für schöne Augen der Bassist.
Während der Toilettengang während eines Gigs für jeden anderen eher bedeutet „Rein-Raus-Bloß-Nix-Verpassen-Ah-schnell-das-ist-ein-geiler-Song“, haben diese Damen auf der Toilette eine Talkrunde ins Leben gerufen, nach der sich Markus Lanz die Finger lecken würde. Während der Labello des Friedens umhergereicht wird, muss definitiv noch das heutige Outfit der Menschen auf der Bühne besprochen werden und gedanklich eine Power-Point-Präsentation angefertigt werden. Nein, dass die Künstler, um die es gerade geht, nicht eventuell, aber nur vielleicht, live und ganz nah da draußen sind und sich gerade die linke Niere abarbeiten, gerät dabei völligst in Vergessenheit.
Auch ein freundliches „Ey Ladies, da draußen spielt die Musik (im wahrsten Sinne des Wortes),“ kann eine derartige Gesprächsrunde kaum zerschlagen. Wenn allerdings ein Mädel mit den Worten „Boah, jetzt singt er mit nacktem Oberkörper weiter“, die heiligen Hallen betritt, kommt Wallung in die Gruppe. Panische Hektik wie beim Schlussverkauf bei H&M. Unter Kreischen und Quietschen bahnen sich die Toiletten-Tussis wieder ihren Weg nach draußen. Und auf dem Waschbeckentisch bleibt ein halb aufgebrauchter, einsamer Labello des Friedens zurück.
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Hey Jeanette,
danke für diesen hochwissenschaftlichen Artikel.
Neben immer wiederkehrendem lautem Gelächter entstand auch die längst bekannte Erkenntnis – zu einer der hier exakt beschriebenen Kategorie gehöre ich. Und ich bin stolz drauf!
Mann, is das geil, zu diesem verrückten Haufen Irrer zu gehören 😀
\m/
Herzliche Grüße aus dem verschneiten Südbayern
Lupo
Welcome to the jungle 🙂
Grüße aus dem stürmischen Norden
Die liebsten aus dieser wunderbaren Auflistung sind mir die Violent Dancer, von denen grade bei Hardcore-Konzerten einige scheinbar einfach nur da sind, um jemandem unauffällig eine mitzugeben oder weil die Mitgliedschaft im örtlichen Karateverein zu teuer war. Gleich danach kommen die Social Media Junkies , die es scheinbar bevorzugen, das komplette Konzert über ihren Smartphonebildschirm zu verfolgen. „Ey geil, voll wie bei Youtube Alter.“
Am liebsten würde ich ja immer Erstere auf Letztere loslassen, das würde zumindest einen Teil des Problems lösen und könnte unterhaltsamer als manche Vorband sein 🙂
Haa haa 😀
Da hat ja mal jemand voll abgeschmatzt 😉
Ja all diese Ecken kennen wir zu genüge und haben nun zahlreiche Szenen unserer friedlichen und leisen Jugend vor unserem geistigen KoKi.
Herrlich!
Aber was ist mit dem Regentanz-Schamanen?
Und wie kriege ich jetzt früh am morgen dieses Grinsen ausm Gesicht, um wieder die Morgenmuffelfratze aufzusetzen?
Oh ja,der regentanz schamane 🙂
Ich hätte auch noch zwei: 1. Das gothic-päärchen.
Auf nahezu jedem thrash oder death Konzert gibt es zwei schlacksige, mit riesenplataeu-schuhen versehene, pinkblaulilagrüngrau gefärbt-haarige Gestalten von denen man sich fragt was sie da eigentlich erwartet hatten,denn sonderlich glücklich sehen sie nicht aus,verbreiten eher schlechte als gute Laune,aber vielleicht war ja auch genau das das Ziel..
2.der ich brauch kein t shirt, ich hab nen Pullover-Bär.
Besagtes Exemplar steht meistens ganz vorne drin, hat sein shirt ausgezogen und präsentiert stolz die Saugfähigkeit seiner durchgehenden Rücken- (oder Front?) Behaarung.
Selbst nach 20 bodychecks und jeweils ca 100 ml Feuchtigkeitsabgabe pro fanberührung scheint er nach wie vor größte Konkurrenz für jedes Küchentuch zu sein.
Am Ende des Abends ist ihm nicht kalt und er kann glücklich nach hause schlendern,auf mindestens jedem dritten bandshirt sind schweissflecken von ihm, Mission erfolgreich!
Parallel zum Gothic-Pärchen gibt es dann auch noch die Freizeitrocker, die man auch fast auf jedem Konzert egal welcher Stilrichtung antrifft. Meistens ist das eine zwei- bis dreiköpfige Gruppe leicht bierbäuchiger, etwas bieder wirkender Männer im Alter zwischen 40 und 60, die sich von der Theke nicht wegbewegt. Die Herren tragen idR eine alte Lederweste, Jeansjacke und/oder ein Bandshirt von Iron Maiden, Black Sabbath oder AC/DC (keine dieser Bands spielt natürlich an dem Abend). Sie haben nahezu IMMER ein Bier in der Hand, einen Ellenbogen auf der Theke und sie kommentieren das Treiben der jungen Leute da vorne mit breitem Grinsen, (groß)väterlichem Humor und zotigen Sprüchen über die knackigen Hinterteile junger Konzertbesucherinnen. Sie wirken generell, als könnte man sie auch genau so auf eine Ü40-Party stellen.
Und dann gibt es noch das Vater/Sohn-Gespann, bei dem ein ebenfalls etwas bieder wirkender Papa seinen 12-14jährigen Spross zum Konzert seiner Lieblingsband begleitet. Um nicht aufzufallen hat sich der Herr Papa noch im Büro ein blitzsauberes, noch nie getragenes Bandshirt (Aufdruck siehe Freizeitrocker) übergestreift, bevor er den Bub fürs Konzert eingesammelt hat. Dabei schreitet der Sohnemann meistens in flottem Schritt voran und hält generell einen gesunden Abstand zum Erzeuger, damit auch ja niemand merkt, dass er in elterlicher Begleitung bei Cannibal Corpse ist.
Die Liste ist somit unendlich 🙂