Satyricon
Kritische Meinungen zu "The Age Of Nero"
Special
Die beiden Norweger Satyr und Frost haben mit ihrem Baby SATYRICON unbestritten Black-Metal-Geschichte geschrieben. Nun steht mit „The Age Of Nero“ das siebte Album in den Läden und trifft (vermutlich wie von einigen erwartet) auf geteilte Meinungen. Neben dem regulären Review an anderer Stelle bei metal.de sind im Folgenden kritische Meinungen aus der Redaktion zu lesen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Tja, nun rotiert “The Age Of Nero” schon stundenlang in meiner Anlage und im Grunde muss ich dem Kollegen Eckart zustimmen: SATYRICON scheinen ihren Stil gefunden zu haben, und der lehnt ganz eindeutig an “Now, Diabolical” an. Zu dumm also, dass bereits das Vorgängeralbum einiges an Nerven kostete und ich bis heute an meinem Standpunkt festhalte, dass es sich bei “Now, Diabolical” um ein langweiliges Stück Musik handelt. Und leider, entgegen meiner doch heimlich gehegten Hoffnungen, spinnt Allvater Satyr den Faden mit “The Age Of Nero” ohne Seitenblick weiter. Langweilige Songstrukturen, uninspiriert wirkendes Riffing und unspektakuläre Drumfiguren, die mich leider immer noch nicht aus der Reserve locken können. Tja, da helfen auch Männerchöre und spärlich eingesetze “Orchester”-Passagen wenig.
Die Eingängigkeit steht offenbar auf allen Fahnen, ein Aspekt, der mich in Anbetracht der seinerzeit so geliebten Unberechenbarkeit der Band nahezu erschreckt. Klar, “The Age Of Nero” ist, ebenso wie sein Vorgänger, auf simple Effektivität getrimmt worden, und dies sicherlich auch ganz bewusst. Andererseits frage ich mich nur, ob das Bands wie KHOLD nicht einfach besser können.
Einzige Lichtblicke sind Songs der Marke “Den Siste” oder “Last Man Standing” die trotz rockiger Attitüde zumindest im entferntesten Sinne an glorreiche “Volcano”-Zeiten erinnern und so etwas wie Atmosphäre aufbauen. Kurzum: Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt (und das bleibt wohl auch im Fall SATYRICON so). Nichtsdestotrotz wird Satyr mich wohl erst wieder aus der Reserve locken können, wenn er aufhört tanzbare Musik zu schreiben und sich auf seine einstigen Stärken konzentriert.
Hysteriis 6 / 10
Im Mittelmaß angekommen
Sie sind im Mittelmaß angekommen. SATYRICON waren für mich immer eine Band, die konsequent ihren Weg gegangen ist. Sei es der Stilbruch von “Nemesis Divina“ zu “Rebel Extravaganza“ (Hardliner sagen, dass die Band bereits seit “Mother North“ und Co. auf dem absteigenden Ast ist) oder der erneute Wechsel in eher strukturiertere und geradlinigere Bahnen, den man auf “Volcano“ vollzogen hat. Die Norweger waren immer für eine Überraschung gut, auch wenn ich bei fast jedem Album nach eben erwähntem “Nemesis Divina“ eine gewisse Zeitspanne der Eingewöhnung brauchte.
Doch scheinbar ist der Ofen aus, denn “The Age Of Nero“ ist musikalischer Stillstand aus dem Lehrbuch. Zumindest würde nicht auffallen, wenn “Commando“ ein Track von “Now, Diabolica“ wäre. Zu sehr gleichen sich die Riffs, zu ähnlich ist der Aufbau der Songs und auch gesanglich ist bei Satyr keine Weiterentwicklung zu erkennen.
Zweites Beispiel wäre “Filthgrinder“ äh “Black Crow On A Tombstone“, bei dem die Band einfach zwei Alben zurück geht und fürstlich bei sich selbst klaut, denn von Zufall kann bei diesen Überschneidungen, um es mal vorsichtig auszudrücken, kaum die Rede sein. Gewiss, SATYRICON bewegen sich noch immer auf hohem Niveau, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei Frost und Satyr die Luft raus ist. Da hilft es scheinbar auch nicht, dass Snorre Ruch beim Songwriting anwesend war. Die Handbremse bleibt eigentlich das ganze Album über angezogen und “The Age Of Nero“ wirkt dadurch zäh, langatmig und vor allem langweilig. Frost scheint zudem noch enger an die Leine gelegt worden zu sein und darf sich kaum austoben, und auch Satyr kann weder musikalisch noch gesanglich überzeugen, im Gegenteil, gerade seine gepressten Vocals klingen zahn- und kraftlos.
Ich denke, SATYRICON haben ihren Zenit überschritten. Anders kann ich mir dieses belanglose Album nicht erklären, hält man sich vor Augen, welch Perfektionist Mister Wongraven sonst immer war. Mich enttäuschen SATYRICON mit “The Age Of Nero“ auf jeden Fall auf ganzer Linie und bevor sie ihr Denkmal komplett einreißen, sollten sie sich eingestehen, dass sie sich in eine künstlerische Sackgasse manövriert haben, aus der sie wohl nicht mehr heraus kommen.
Philip 4 / 10
Sauber, modern und leblos
Aller guten Dinge sind drei? SATYRICON jedenfalls meinen das, denn „The Age Of Nero“ ist nach „Volcano“ (2002) und „Now, Diabolical“ (2006) bereits das dritte Album, das den „neuen SATYRICON-Stil“ konsequent verfolgt und demnach unverkennbar an den Vorgänger anknüpft und in der Grundausrichtung sogar noch enger und simpler gestrickt ist.
Vorbei sind die Zeiten des Unberechenbaren, des wilden, ungezügelten Sturms und der böswilligen Schwärze. Wie bereits auf den beiden unmittelbaren Vorgängern wenden sich SATYRICON einen deutlichen Schritt ab von früheren Merkmalen wie Dunkelheit, Schnelligkeit, Dreck und Räudigkeit. Die Songs sind allesamt überschaubar, ganz klar strukturiert, mit spielender Leichtigkeit zu entziffern und mit einer maschinellen Genauigkeit angefertigt. Jedes kleinste Detail wurde hier penibel durchkonstruiert und zielgerichtet angefertigt.
Einerseits ist es beeindruckend, mit welcher Engstirnigkeit Satyr und Frost ihr (mittlerweile nicht mehr ganz so frisches) Konzept durchziehen und weiterführen und sich nicht beirren lassen, andererseits dürfen sie nicht erwarten, dass ihre bisherige Gefolgschaft auch weiterhin brav wie Lemminge hinter ihnen her dackelt und ihre anhaltende Unkreativität würdigt.
So diszipliniert und zielgerichtet „The Age Of Nero“ auch klingt, so eintönig und spannungslos ist es dennoch. Sämtlichen Songs fehlt der Druck, die musikalische Macht und der gewisse Kick, der benötigt wird, um das Feuer zu entzünden. SATYRICON verrennen sich in unscheinbaren Riffs und staubtrockenen Arrangements, die nicht einen Millimeter Raum für musikalisches Leben lassen.
Insgesamt fehlen mir deutlich die Höhepunkte und die großen Momente. „The Age Of Nero“ ist eine auf Dauer ermüdende Anhäufung von Riffs, die sich teilweise stark ähneln, und ständig gleich akzentuierten Rhythmen und Beats. Das Wort Abwechslung wurde komplett aus dem Raster des Möglichen bei SATYRICON entfernt und musste einer eindimensionalen Vorgehensweise weichen. Hinzu kommt ein Sound, der keinen Raum für eigene Interpretationen lässt und das simple Muster des Albums unterstreicht: Sauber, modern und leblos.
Ob man diese unspektakuläre Art mag, mit der SATYRICON voranschreiten und entsprechend ihre Musik präsentieren, sei jedem selbst überlassen, wer jedoch einmal mehr auf der Suche nach dem ist, wofür SATYRICON standen, wird abermals schwer enttäuscht werden, und vermutlich auch allen, die „Volcano“ und „Now, Diabolical“ für Göttergaben halten, könnte langsam die Puste der Toleranz ausgehen, denn „The Age Of Nero“ hat definitiv nichts Neues oder Überwältigendes zu bieten.
Satyr und Frost ruhen sich hier auf etwas aus, das bereits seinen Reiz verloren hat, auch wenn es von ihnen selbst geschaffen wurde. „The Age Of Nero“ bleibt somit ein durchschnittliches Album, das sich brav einreiht und sämtliche Standardnormen erfüllt, mehr aber auch nicht.
Sickman 5 / 10
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