Running Wild
Listening Session zu "Resilient"

Special

Wenn ein neues RUNNING WILD-Album ins Haus steht, ist das Interesse auf Seiten von Medien und Fans immer noch gleichermaßen hoch. Zwar hat Bandleader Rolf Kasparek (aka Rock ’n‘ Rolf – cb) mit den letzten Alben etwas geschwächelt, man konnte aber im Vorfeld des neuen Albums „Resilient“ Statements vernehmen, dass Rolf sich im Gegensatz zum Vorgänger „Shadowmaker“ wieder mehr an seiner Vergangenheit orientieren würde. Nur ein geschicktes Manöver um das Interesse an der Band aufrecht zu halten? Immerhin hat Rolf für den Vorgänger neben positiven Resonanzen auch harte Kritik einstecken müssen. Keine Frage also, dass wir der Einladung an der Listening Session zum neuen Album in Hannover teilnehmen. Ort des Geschehens ist der ‚Peppermint Pavillon‘ auf dem weitläufigen EXPO-Gelände, der zugleich die neue Heimat von SPV, dem Label von RUNNING WILD ist. Bevor aber zum gemütlichen Teil des Tages übergegangen werden kann, sprich Buffet und Interviews, stehen natürlich Rolf, PJ (RW-Gitarrist – cb) und „Resilient“ im Vordergrund.

Nach einer kurzen Begrüßung gibt Rolf mit einem simplen, aber hier sehr passenden „Let the music do the talking.“ den Startschuss für die neue Scheibe. Der Opener „Soldiers Of Fortune“ knallt sehr laut aus den Boxen, kommt ohne Intro aus und erweist sich als guter Einstieg in die Scheibe. Der Schlingerkurs von „Shadowmaker“ wird nicht fortgeführt, im Gegenteil. „Soldiers Of Fortune“ ist ein Uptempo-Song, der an alte RUNNING WILD-Sachen erinnert und sich als perfekter Opener erweist. Man hat schon jetzt das Gefühl, dass die Kogge wieder Fahrt aufgenommen hat. Der folgende Titeltrack nimmt dann wieder etwas Tempo raus, erweist sich aber als ein für RUNNING WILD typischer Stampfer mit markantem Riffing. Trotz eingängigem Refrain wirkt „Resilient“ nach dem ersten Durchgang etwas schwächer als der Opener. Der Eindruck kann sich aber mit mehreren Durchläufen durchaus noch ändern. Mit „Adventure Highway“ schließt sich dann wieder eine flotte Nummer an, die auch auf „The Rivalry“ eine gute Figur gemacht hätte. Der Song entwickelt ordentlich Druck nach vorne und ist eine typische ‚Fists in the air‘-Nummer, die man gerne auch live erleben möchte. In die gleiche Kerbe schlägt auch „The Drift“, der ebenfalls das alte RUNNING WILD-Feeling transportiert. So will man die Band hören. „The Drift“ ist ein cooler Headbanger und toller Ohrwurm.  Mit „Desert Rose“ folgt die erste wirkliche Überraschung des Albums. Das Stück dürfte als das kommerziellste in der RUNNING WILD-Historie durchgehen. wenn man im Fall der Hanseaten überhaupt von ‚kommerziell‘ sprechen kann. Erinnert mit dem Lick entfernt an W.A.S.P.s „Wild Child“ und würde von der Stimmung her auch zu dem „Blazon Stone“-Material passen. Eine ungewöhnliche, aber definitiv gelungene Nummer.


Mit „Fireheart“ wird dann wieder Geschwindigkeit aufgenommen. Auch dieses Uptempo-Stück atmet den alten RUNNING WILD-Spirit und kann durch aggressives Riffing, sowie auf den Punkt gespielte Licks glänzen. Das sich anschließende „Run Riot“ ist ein nach vorne drückender Stampfer, der recht ordentlich daher kommt, verglichen mit den anderen Nummern aber trotz eingängigem Refrain etwas schwächelt. Die Nummer braucht wohl noch ein paar Rotationen bis sie zündet. Gleiches gilt auch für „Down To The Wire“, das in eine ähnliche Kerbe wie das vorangegangene Stück schlägt, aber noch grooviger aus den Boxen kommt. Mit dem Song werde ich nicht so richtig warm. Dem ersten Eindruck nach ist das Stück das schwächste der neuen Platte und plätschert gemächlich vor sich hin ohne großartig aufzufallen. Mehr als einmal im Player rotieren muss auch „Crystal Gold“, das qualitativ aber mehr zu bieten hat als „Down To The Wire“. Hier kommt wieder das aggressive Riffing ins Spiel. Auch der Refrain geht sofort ins Ohr und klingt nach älteren RUNNING WILD. Ein Song mit ‚Grower‘-Potential, der allerdings ein wenig von der letzten Nummer „Bloody Island“ überschattet wird. Hier wurde im Vorfeld schon kolportiert, dass es auf dem neuen Album vielleicht ein Stück geben würde, das in die Richtung von „Treasure Island“ geht. Und das ist tatsächlich keine Übertreibung. Beginnend mit einer akustischen Gitarre, die von Wellenplätschern und einem stimmungsvollen Chor begleitet wird, geht das Stück emotional direkt in die Vollen und man fühlt sich wirklich an den Bandklassiker erinnert. Hier passt einfach alles. Von packenden Riffs über den geilen ‚Piraten‘-Refrain bis hin zu den Gesanglinien von Rolf. Das ist RUNNING WILD, wie es die Fans hören wollen. „Bloody Island“ ist nicht nur der beste Song, den Rolf in den letzten Jahren (Alben) geschrieben hat, sondern auch ein perfekter Abschluss von „Resilient“, der jetzt schon Lust auf mehr macht.


Ich gebe zu, dass ich mit nicht allzu großen Erwartungen zu der Listening Session gefahren bin, aber „Resilient“ weiß doch zu überzeugen. Das typische RUNNING WILD-Riffing ist wieder da, Rolf hat anscheinend wieder Bock auf richtigen Piraten-Metal und der Applaus den er von der anwesenden Journalistenschar nach den letzten Tönen von „Bloody Island“ bekommt, spricht auch für sich. Zwar gibt es kein zweites „Death Or Glory“ oder „Black Hand Inn“, als bestes Album nach „The Rivalry“ geht „Resilient“ dem ersten Eindruck nach aber durch.

Pics: Steffi Büttner

03.09.2013
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