Running Wild
A History In Noise (The Noise Records Years)
Special
Dass der Nachfolger “Pile Of Skulls” da einen recht schweren Stand haben würde, lag auf der Hand. Und trotzdem haben Rolf und seine Mitstreiter nicht gepatzt (das sollte erst viel später in ihrer Karriere passieren). Mit dem überragenden, schnellen Titelsong, “Whirlwind”, “Sinister Eyes”, “Jenning’s Revenge”, der Single “Lead Or Gold”, dem mächtigen Stampfer “Black Winds Of Death” und der Göttergabe “Treasure Island” sind mindestens sieben Volltreffer auf dem Album, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht, dafür in Punkto Härte einige Briketts draufgelegt hat (nur “Masquerade” ist brachialer). Zwar verkaufte sich “Pile Of Skulls” nicht ganz so gut wie sein Vorgänger, trotzdem konnte die Band an opulentem Bühnenbild und Größe der Venues noch einen Schritt nach vorne machen. Ach ja, keine RUNNNING WILD-Scheiblette ohne Matrosenaustausch an Bord der Kogge. AC und Jens Becker wollten mit RUNNING WILD mehr in kommerzielle Gefilde (Stichwort: Bongiovi) segeln, was dem Kapitän natürlich weniger zusagte. bevor es aber jemand kielgeholt werden musste, wurden die beiden dankenswerterweise am nächsten Hafen abgesetzt und mit Stefan Schwarzmann (Drums) ein alter Bekannter angeheuert. Dieser hatte Thomas ‘Bodo’ Smuszynski im Schlepptau, der von nun an den Bass zum Glühen bringen sollte. Auch “Pile Of Skulls” wurde mit etlichen Bonustracks veredelt. So finden sich mit “Hanged, Drawn & Quatered”, “Win Or Be Drowned” und den ‘92er Neueinspielungen “Beggar’s Night” und “Uaschitschun” Stücke auf der CD, die bereits mit dem letzten Re-Release verwertet wurden. Nicht schlimm, passen die Songs doch durchaus in den Albumkontext. Anders verhält es sich da abermals mit den 2003er Einspielungen von “Whirlwind” und “Treasure Island”. Boring, s.o.
Running Wild Black Hand InnDer Legende nach, sollte das beste RUNNNG WILD Album (falls es das überhaupt gibt, immerhin waren bislang alle Scheiben ziemlich knorke) aber erst 1994 das Licht der Welt erblicken. Dabei handelt es sich bei “Black Hand Inn” um die Platte, die sich von allen am schlechtesten verkauft hat. Berg, Prophet, die Neunziger schlecht fürMetal – is‘ klar, oder? Doch zunächst wurde liebgewonnene Tradition weiterverfolgt und Personal ausgetauscht. Dieses Mal traf es wieder Drummer und Gitarrist. Also, Schwarzmann und Morgan raus, Jörg Michael (Drums) und Thilo Hermann (Guitar) dafür an Bord. Michael ist mit seinem Power-Drumming genau der richtige RUNNING WILD. Und, man darf es verraten, dieses sollte das stabilste Line-Up der Bandgeschichte werden. Gleichzeitig wird nach dem starken Intro auch klar, warum “Black Hand Inn” bei vielen Fans derart beliebt ist. Die Platte hat einfach keinen einzigen Schwachpunkt. Zehn Songs (ohne Intro) holen RUNNING WILD alles heraus, was geht. Neben dem geilen Nackenbrecher “Powder & Iron” oder Hymnen wie “The Privateer”, “Black Hand Inn”, “Dragonmen” oder “Soulless“ steht ein abschließendes „Genesis (The Making And The Fall Of Mankind)“, das wirklich alle Stärken der Band bündelt und nach 15 Minuten offene Münder zurück lässt. Mehr braucht man zu “Black Hand Inn” eigentlich nicht zu sagen. Mit diesem Album haben sich RUNNING WILD selbst übertroffen. Showtechnisch wurde auf der ebenfalls geklotzt, nicht gekleckert. Da stört es auch nicht, dass hier und dort beim Drumming mit dem damals neuen Produkt Pro-Tools einzelne Stellen bei “Genesis…” aufgrund der ausufernden Instrumentalparts korrigiert wurden. “Black Hand Inn” bleibt das perfekte RUNNING WILD Album.
Überraschung! Zum ersten Mal in der Bandhistorie haben RUNNING WILD zwei Alben in gleicher Besetzung eingespielt. Ich bin fast etwas traurig, dass ich an dieser Stelle keine neuen Musiker ins Spiel bringen kann. Sei es drum. Mit “Masquerade” liefern RUNNING WILD nur ein Jahr nach „Black Hand Inn“ einen weiteren Knaller, der sich als härtester Output der Band erweist. Daneben knallen einem Rolf und seine Trupper grandiose Songs wie “Black Soul”, den Titeltrack, “Soleil Royal”, “Lions Of The Sea” oder “Metalhead” um die Ohren. Insgesamt ist “Masquerade” nicht so detailliert ausgearbeitet wie sein Vorgänger, dafür ist das Album zu spontan entstanden (mit gerade einmal eineinhalb Monate im Studio). Das wiederum hört man den Songs nicht an (wie es beispielsweise “Shadowmaker” der Fall ist). Auch 1995 klingt alles wie aus einem Guss und RUNNING WILD haben immer noch Biss. Über die Trennung von Noise Records nach dem Album wird von Rolf nichts verraten. Als Bonustracks fungieren heuer die 2003er Versionen von “Lions Of The Sea” und “Rebel At Heart”.
So endet der kleine Streifzug durch die Geschichte einer der größten deutschen Metal-Bands, sowie ihre Ära bei Noise Records. RUNNING WILD haben definitiv europäische Metal-Geschichte geschrieben und in keiner ihrer Phasen (zumindest bis 1995) Zugeständnisse an Außenstehende gemacht. Dafür, und für neun starke Alben danke ich Rolf und seinen Mannen. In diesem Sinne: Don’t Give In – Be A Rebel At Heart!
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Stile | Heavy Metal, Power Metal |
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Von „Under Jolly Roger“ bis „Black Hand Inn“ durchweg Klassiker, mit „Masquerade“ fing die Qualität allerdings schon ein wenig zu bröckeln an. Was nicht heißt, dass auf den Folgealben nicht der ein oder andere geile Song war, aber auf voller Albumlänge konnte Rolf danach nicht mehr überzeugen. Das liegt meiner Meinung nach hauptsächlich an fehlendem Input anderer Musiker und daran, dass Rolf in seinem Stil einfach zu festgefahren ist. °Rapid Foray“ war ja letzthin auch nochmal ein etwas stärkeres Album, aber es kopiert halt auch nur die Klassiker.
amen!
Ist bei maiden im übrigen nicht anders, auch wenn wir hier von ner andren größenordnung sprechen. Viele geile einzelstücke aber auch viel füllmaterial. Würde man die stärksten songs der zweiten dickinson-ära (abgesehen vom göttlichen brave new world) zusammenfassen, würde man vermutlich auf ein üppiges doppelalbum kommen, dass es mit den bandklassikern aufnehmen kann.
Maiden haben sich in der tat sehr ‚verdünnt‘ nach der genialen ‚Brave New World’…ich weiss noch wie enttäuscht ich damals nach der ‚Dance Of Death‘ war…da lags aber eher nich am line-up wie im falle von Running Wild.
Das ‚Death Or Glory‘ line-up mit Kasparek, Moti, Becker und Finlay war mMn das stärkste dass die Band je hatte