Running Wild
A History In Noise (The Noise Records Years)
Special
Mit dem folgenden Album wird die Kogge aber noch mehr Fahrt aufnehmen und einen von diversen Klassikern veröffentlichen. “Port Royal” ist nicht nur ein klares Bekenntnis zur Piratenthematik, auch Rolf kann seinen Gesang abermals steigern, sodass man hier ein erstes Mal den ‘typischen’ RUNNING WILD Gesang vernimmt. Aber auch das Songmaterial ist verglichen mit dem Vorgängern noch um ein Gros an heutigen Klassikern veredelt worden. Nach dem atmosphärischen, aber namenlosen Intro zeigt der Titelsong gleich die Richtung von “Port Royal” an. Ohne Kompromisse, dafür zu 100% RUNNING WILD. Schneidende Soli, knackige Riffs und einen Ohrwurmrefrain. Mehr braucht es nicht, um jeden Headbanger in seinen Bann zu ziehen. Es geht aber noch besser. Mit “Raging Fire”, sowie den unsterblichen “Uaschitschun” und “Conquistadores” sind mindestens noch drei weitere Metal-Classics an Bord. Dabei sind auf dem 1988er Werk der Band gerade auch die Stücke aus der zweiten Reihe einer Erwähnung wert, da keinen Deut schlechter als die offensichtlichen Hits. Hierbei sticht, meiner Meinung nach, vor allem “Blown To Kingdom Come” hervor, der, ähnlich wie “Evil Spirit” (“Branded And Exiled” – cb) ein saustarker Grower ist. Aber auch “Mutiny”, “Calico Jack” (famoser Abschluss der Scheibe) und “Warchild” können überzeugen und gehen erhobenen Hauptes über die Ziellinie. Eine mehr als starke Leistung von Rolf und seinen Liekedeeler. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass auch “Port Royal” nicht von Besetzungswechseln verschont blieb. Hasche und Stephan wurden durch Jens Becker (Bass), der bereits auf dem Livealbum “Ready For Boarding” zu hören war und Stefan Schwarzmann (Drums) ersetzt, die sich allerdings optimal in die Songs einfügen. Als Bonus gibt es “Uaschitschun” in einer alternativen Version, sowie 2003er Neuauflagen von „Port Royal“ und “Conquistadores”, die aber beide die gleichen Schwächen aufweisen, wie die Bonustracks auf “Branded And Exiled”.
Das Feld war also bereits 1988 bestellt. Ab 1989 wird dann die Ernte eingefahren, allerdings ohne Stefan Schwarzmann, der schon wieder kein Teil der Band mehr ist. Auf seinem Drum-Hocker nimmt nun der versierteste Drummer in der RUNNING WILD-Historie (Angelo Sasso einmal ausgenommen) Platz: Iain Finley. Unter dem filigranen Drumming Finleys kommt “Death Or Glory” wie ein Orkan auf die immer größer werdende Fanschar hernieder. Mit dem Opening-Doppel “Riding The Storm” und “Renegade” hauen RUNNING WILD ihren Fans gleich dermaßen geilen Stoff auf die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Der Stil der Band sollte sich ab hier für Jahrzehnte nicht ändern. Hier hört man alles, was RUNNING WILD ausmacht. Weitere Hits sind der heute noch immer aktuelle Anti-Rassismus-Song “Bad To The Bone”, “Marooned”, der Titelsong, “The Battle Of Waterloo” und der Grower “Tortuga Bay”. Leider führen RUNNING WILD aber die Unsitte weiter, langweilige Instrumentalstücke auf ihren Alben zu platzieren. Wie schon beim Vorgänger, aber auch beim Nachfolger “Blazon Stone” stehen diese Stücke dem Gesamtbild nicht gut zu Gesicht. Nicht wirklich ein Störfaktor, dennoch wird das Strahlen des Albums etwas getrübt. Als Bonus gibt es hier einmal wirklich lohnendes Material zu hören. Mit der EP “Wild Animal”, die kurz vor der Tour zu “Death Or Glory” veröffentlicht wurde und RUNNING WILD definitiv auf ihrem bisherigen Zenit zeigt. “Wild Animal”, “Störtebecker” und “Tear Down The Walls” hätten auf allen bisherigen Alben zu den Highlights gehört. Und das schon oft wiederverwertete “Chains & Leather” ist hier in seiner besten Version zu hören. Feine Sache!
Wie immer, sollte es auch 1991 kein neues RUNNING WILD-Album ohne Wechselspielchen bei der Besetzung der Kogge geben. Auf “Blazon Stone” hat Iain Finley seine Sticks bereits wieder eingepackt und wird durch AC (Rüdiger Dreffein – cb) ersetzt. Der – so viel sei verraten – aber auch nur einen Beutezug lang zur Mannschaft von RUNNING WILD gehört. Ebenfalls die Segel muss der langjährige Gitarrist Majk Moti streichen. Bedingt durch private Probleme kann Moti nicht mehr die Leistung bringen, die Rolf sich für RUNNING WILD wünscht. Ihn beerbt der unbekannte Gitarrist Axel Morgan, der Hauptberuflich bei Paiste Cymbals arbeitet. Gleich geblieben ist hingegen, dass Rolf im Studio mehr oder weniger alleine die Verantwortung hatte. Morgan konnte, wie damals Moti auf “Branded And Exiled”, lediglich ein paar Soli beisteuern und musste sich gleichzeitig das Programm für die Tour drauf schaffen. Jens Becker und AC spielten ihre Parts ein und waren danach einen Monat lang nicht mehr bei Rolf im Studio (siehe Liner Notes im Booklet). Trotzdem (oder gerade deswegen?) klingt “Blazon Stone” wie aus einem Guss. Der Kapitän hat das Ruder fest in der Hand, und schenkt seinen Fans elf neue Stücke, die RUNNING WILD in Reinkultur darstellen. Neben den offensichtlichen Hits “Blazon Stone”, “Little Big Horn” oder “White Masque” stehen mit “Bloody Red Rose”, “Lonewolf”, “Slavery”, dem Mörderohrwurm “Heads Or Tails” oder “Fire & Ice” noch weitere, für die Band typische Knaller, die zwar nicht alle auf den ersten Hör ins Ohr gehen. Wenn sie die entsprechenden Bereiche im Hirn aber erreicht haben, nisten sie sich dort recht hartnäckig ein.
Auch “Blazon Stone” ist mit Bonustracks versehen worden. Die damalige B-Seite der “Little Big Horn”-Maxi (“Billy The Kid”, “Genocide” (THIN LIZZY)) werden auf dem Re-Release als offizielle Albumtracks aufgeführt. Sind sie aber nicht. Da hat beim Layout offensichtlich wer gepennt. Wie dem auch sei. “Billy The Kid” ist definitiv einer der besten RUNNING WILD Kompositionen und hätte es verdient gehabt auf das Album zu kommen. Ich zähle sie der Einfachheit halber einmal zu den Bonustracks. Als Zugaben werden hier die Neubearbeitungen vom Titeltrack, sowie “Little Big Horn” aus der 2003er Session aufgeführt (Qualität s.o.). “Blazon Stone” verkaufte sich noch besser als seine Vorgänger (Charts Platz 19). Es markiert das verkaufstechnisch beste Album der Neunziger Jahre für RUNNING WILD. Die Hallen wurden ebenso größer wie das Stageset.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal |
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Von „Under Jolly Roger“ bis „Black Hand Inn“ durchweg Klassiker, mit „Masquerade“ fing die Qualität allerdings schon ein wenig zu bröckeln an. Was nicht heißt, dass auf den Folgealben nicht der ein oder andere geile Song war, aber auf voller Albumlänge konnte Rolf danach nicht mehr überzeugen. Das liegt meiner Meinung nach hauptsächlich an fehlendem Input anderer Musiker und daran, dass Rolf in seinem Stil einfach zu festgefahren ist. °Rapid Foray“ war ja letzthin auch nochmal ein etwas stärkeres Album, aber es kopiert halt auch nur die Klassiker.
amen!
Ist bei maiden im übrigen nicht anders, auch wenn wir hier von ner andren größenordnung sprechen. Viele geile einzelstücke aber auch viel füllmaterial. Würde man die stärksten songs der zweiten dickinson-ära (abgesehen vom göttlichen brave new world) zusammenfassen, würde man vermutlich auf ein üppiges doppelalbum kommen, dass es mit den bandklassikern aufnehmen kann.
Maiden haben sich in der tat sehr ‚verdünnt‘ nach der genialen ‚Brave New World’…ich weiss noch wie enttäuscht ich damals nach der ‚Dance Of Death‘ war…da lags aber eher nich am line-up wie im falle von Running Wild.
Das ‚Death Or Glory‘ line-up mit Kasparek, Moti, Becker und Finlay war mMn das stärkste dass die Band je hatte