Role Play Cenvention 2014
Die Rollenspielmesse in Köln
Special
Wer glaubt, Rollenspiele seien etwas für übergewichtige Käsegesichter, die noch mit 35 im Keller der Eltern hocken und sich den zwölften Word Of Warcraft-Charakter auf Level wer-weiß-das-schon ziehen, während sie Energy Drinks und Pizza in sich reinstopfen und ausschließlich Facebookfreunde haben – der hat recht. Jedoch stellt diese Gollum-Spezies einen sehr geringen Anteil der Rollenspieler dar. Wie umfangreich, vielfältig, kreativ, sexy und ja – METAL – dieses Hobby sein kann, wurde uns auf der Role Play Convention in Köln schlagartig bewusst.
Da begegnet man gleich zu Beginn Chewbacca und einigen Startroopern, die vor einem Imperial Fighter mit viel Kunstnebel geduldig Fotoposen halten. Auch zahlreiche Boba Fetts sind vertreten, von denen einer sogar ein mit einem Lautsprecher verbundenes Headset in seinem Kostüm eingebaut hat, um die Originalstimme aus den Star Wars-Filmen zu imitieren. Während man begeistert dem Schauspiel frönt und die Macht immer stärker wird, verdrehen sich plötzlich die mänlichen Zuschauer die Hälse nach der halbnackten Dämonenbraut, die lasziv vorbeischlendert und einem Flyer für eine Horrornacht in Oberhausen in die Hand drückt. Ähm… ja, sehr schöner Flyer. Und während man dem Wesen aus einer anderen Dimension nachschaut, schlurfen ein paar Zombies an einem vorbei und wollen Rosen verkaufen. Hach, was für ein Auftakt!
Man muss schon sagen – die Kostüme, die man im Laufe des Tages noch sehen wird, sind teilweise absolut filmreif. Viele sind selbstgemacht, mit unglaublicher Liebe fürs Detail und scheinbar unerschöpflicher Kreativität. Ob Ritter, Science-Fiction-Figuren, Mangas, Zombies, PC Spiel-Charaktere oder Random-Monster – es gibt nichts, was es nicht gibt. Und so ist auch die in zwei großen Hallen statt findende Messe ein Querschnitt dieser vielfältigen Interessen. Brettspiele, Mittelaltermärkte, Comics, Zeichenworkshops, PC-Spielvorführungen, Autogrammstunden mit Game of Thrones-Schauspielern (es gibt tatsächlich ein Game Of Thrones-Kochbuch!), Lesungen berühmter Fantasy-Autoren (z.B. Wohlfgang Hohlbein), Latex und Stahlschwerter, Schaukämpfe, Freßstände, Brettspielturniere – von diesem Angebot ist man in den ersten Stunden absolut erschlagen. Es ist ein bisschen wie das Wacken-Drumherum – sogar Bühnen gibt es, und auf denen wird auch mal gerockt. Steampunk-Bands, Mittelaltermusik, Gaukler und sogar singende schwedische Piraten (die übrigens umwerfend gut sind!) – das ganze hat schon einen starken Festivalflair.
Nach der anfänglichen Reizüberflutung, kann man tiefer in die Materie eintauchen. Zum Beispiel Brettspiele ausprobieren. Wenn man sich denn für irgendwas entscheiden kann, denn der Schreiber dieser Zeilen hatte keine Ahnung, wie viele Spiele und Variationen in der weiten Welt darauf warten, den Leuten gesellige Abende zu bescheren. Alles kann ausprobiert werden und so sieht man reihenweise konzentrierte Gesichter über Figuren, Modellen und Karten grübeln. Man kann sich aber auch von dem The Walking Dead Make-Up-Artist zum Zombie schminken lassen. Und anschließend am Untoten Wettbewerb teilnehmen. Einmal von links nach rechts schlurfen, dann bitte böse gucken…das Publikum urteilt mit Applaus und am Ende gewinnt ein kleiner siebenjähriger Wicht mit einem selbstgebauten Maschinengewehr. Zum Glück ist eine Spezialeinheit Militärs direkt vor Ort, um die Apokalypse auf die Bühne beschränkt zu lassen. Fantastisch!
Galerie mit 105 Bildern: Role Play Convention Köln 2014
Man kann aber auch trinkend vor dem Metstand abhängen, oder das Lager der Wasteland Warriors (Gibt es eigentlich schon eine Band mit dem Namen?) bestaunen und schon mal in Endzeitstimmung kommen. Oder man jagt sich mit Laserpistolen durch ein Hüpfburglabyrinth. Besonders passend für Metalheads ist auch der Rock Quiz-Stand, bei dem man nicht nur sein Szenewissen auf die Probe stellen, sondern auch direkt mal E-Gitarre anzocken und den AC/DC Wein verkosten kann. Und da der Standbetreuer ein gutmeinender Berliner Rocker ist und dem Redakteur direkt einen halben Kaffeebecher Vodka aus einem Kristalschädel eingeschüttet („Der ist so mild, den kriegste locker runter!“), steigt die eh schon gute Laune direkt um einige Grad. Wo war mein Zelt nochmal?
Fazit: Weg mit den Vorurteilen! Die Convention ist selbst für absolut Genrefremde ein Highlight. Für uns Metaller, deren Texte und Artworks eh keinen Mangel an Schwertern, Drachen und halbnackten Jungfrauen haben, ein absolutes Muss! Und jetzt erst einmal die Dämonlady vom Anfang suchen…
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