Rockharz Open Air
Rockharz 2015 – Der Liveblog

Special

Rockharz Open Air

Sonntag

Der Tradition folgend gönnen wir uns noch ein Frühstück in der Innenstadt. Jan bestellt kurzerhand eine „Tasse Brötchen“ und setzt dem Ganzen noch die Krone auf, als er auf die Frage „Jan, bist du nüchtern“ spontan mit „Nicht mehr“ antwortet. Recht hat er: Niemand hat die Absicht, zum Frühstück nüchtern zu sein! Vielleicht ist es der Erschöpfung geschuldet, aber unsere Gespräche rudern immer wieder automatisch in eher sinnfreie Gefilde … Jan: „Eckart, warum hast du eigentlich die Speisekarte auf den Boden geschmissen“ … Eckart: „Ja, warum nicht?“. Gut, wäre das auch geklärt! Abgerundet wird der kulinarische Abschluss von einem Spaghettieis. So endet das RockHarz für uns mit einem Frühstücksdessert, wir verabschieden uns von Quedlinburg und steuern mehr als zufrieden in verschiedene Richtung, um uns selbstverständlich sofort an die detaillierten Berichte zu setzen.

Vielen Dank an alle Partner, Bands, Kollegen und Fans für großartige Tage bei einem großartigen Festival – bis zum nächsten Jahr!

Samstag

Etwas Wehmut bahnt sich bereits an, denn es ist der letzte Tag vom RockHarz 2015. Bislang war das Festival ein voller Erfolg, und auch die vielen Besucher scheinen jede Menge Spaß zu haben. So wie die metal.de-Crew, ob nun auf dem Gelände, am Stand oder in der Ferienwohnung, in der schon morgens das WLAN zu ersten Arbeitsschritten genutzt wird. Das hat zur Folge, dass mit WALDGEFLÜSTER eine der Bands spielt, auf die sich André am meisten gefreut hat, während er noch am Blogbeitrag tippt. Apropos Wald, wie lautet diese philosophische Frage? Klingen Riffs, die auf der Bühne gezockt werden, auch dann geil, wenn André sie nicht hört? So oder so ähnlich.

Wir erwarten heute so einige fette (im übertragenen Sinne) Combos bei der Autogrammstunde – darunter CRADLE OF FILTH, SOULFLY und ELUVEITIE, bei denen die Schlange am längsten ist. Leider zu einer Zeit, als die Sonne ganz besonders fies auf unsere Häupter knallt. Also schnappt sich Stephan kurzerhand die Wasserpistole und sorgt für die nötige Erfrischung – die Wartenden nehmen die Dusche natürlich dankend an. Neben der Hitze gibt es noch eine weitere Plage am heutigen Tag: Eine Armee winzig kleiner, schwarzer Tierchen belagert sofort Arme, Beine und Gesicht, wenn man sich ein paar Sekunden unter freiem Himmel bewegt (passiert auf einem Festival gar nicht so selten). Zum Abend hin verschwinden

die Viecher dann plötzlich – vermutlich ein außerirdischer Erkundungstrupp, der uns Hautproben für spezielle Studien entnommen hat. Jede andere Erklärung wirkt schon im Ansatz unsinnig. Ach Eckart, sag mal, wie war das eigentlich damals, als die Aliens euch die Pyramiden hingesetzt haben? Haben die da auch Botschafter vorgeschickt?

Ein paar Anekdoten von den Signing Sessions: Dani Filth kommt mit Vampir-Kontaktlinsen vorbei, ein ASENBLUT-Mitglied im hautengen Superman-Oberteil, die gesamte TROLLFEST-Mannschaft ist nur in Jeans gekleidet (einer der Musiker trägt eine äußerst knapp abgeschnittene Damenjeans) und als der letzte Autogrammjäger an ihr vorbei ist, fragt Anna Murphy von ELUVEITIE freundlich, ob sie nun durch seien, da sie ganz dringend mal aufs Klo müsse. Zusammengefasst: Wir hatten reichlich Freude, skurrile Momente und interessante Begegnungen an unserem Stand und freuen uns schon aufs nächste Jahr!

Mit GHOST BRIGADE endet das Festival musikalisch sehr gekonnt, auch wenn die Tage recht schwer auf den Augenlidern liegen. Trotzdem finden wir uns zu nächtlicher Stunde noch mal alle in der Küche unserer Ferienwohnung zusammen, wo wir unter anderem auf die goldene Idee kommen, noch schnell die Spülmaschine anzustellen – leider ist das Gerät nicht gerade das leiseste der Welt, Beschwerden haben uns aber glücklicherweise nicht erreicht. Zum Rattern der Spülmaschine lassen wir also gemächlich Revue passieren, diskutieren, reflektieren und lachen beherzt über die Textumwandlung eines IMPALED-NAZARENE-Songs: „Do you want Turtle war? Yes we want Turtle war!“. Gute Nacht!

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Freitag

Die Nacht war kurz, das Aufwachen fällt schwer, die Lust ist aber nach wie vor riesig. Tag drei, wir haben Bock auf Dich! Jan bekommt von André sogar einen Kaffee ans Bett gebracht, so kann ein Morgen doch gern beginnen. Auf dem Weg zum Auto kommen wir (unter anderem in ein recht direktes MARDUK-Oberteil gekleidet) an einer Touri-Führung vorbei, als der Gruppenleiter passenderweise verlauten lässt: „So, meine Damen und Herren, wir befinden uns jetzt in der Hölle“. Natürlich lag das nicht an dem entsprechenden Straßenschild, sondern an der Tatsache, dass des Beelzebubs Charme zu jeder Zeit aus unseren Poren dringt. Dämonisch feixend fahren wir in den nächsten Supermarkt, um Utensilien zu erstehen, die unseren Bierdurst stillen und uns nicht dehydrieren lassen. Vorsorge ist besser, als nachher kein Bier zu haben, nicht wahr?

Beim RockHarz angekommen driften die Gespräche sogleich in philosophische Gefilde und wir lernen: Der heutige Undercut nannte sich in den 80ern noch Vokuhila … wobei, eigentlich müsste das eher Overcut heißen. Nun, wir diskutieren das aus! Skurrilitäten sieht man auch, wenn man mal über den Campground flaniert. Da wehen Gummipuppen an langen Fahnenmasten übers Gelände, man entdeckt Typen mit „Kettenhemden“ aus Kronkorken und feierfreudige Menschen spielen mit überdimensionalen Würfeln. Übergroß scheint auch der Sonnenball am heutigen Tag, denn unsere Gesichtsfarbe schlägt recht fix in Rot über – da passt es ganz gut, dass die Wasserpistolen vom Nachbarstand fast durchgängig im Einsatz sind. Selbst DELAIN bekommen während ihrer Autogrammstunde am metal.de-Stand eine volle Ladung ab.

Wie jedes Jahr sind die Signing Sessions eine dankbare Gelegenheit für alle interessierten Besucher, einen Blick auf ihre Lieblingsbands zu werfen und ein paar Worte zu wechseln. Bei SCHANDMAUL ist der Andrang am größten, während die BIOHAZARD-Session leider ausfallen muss, weil die Jungs es aufgrund von logistischen Problemen gerade so zum Gig schaffen.

Im Fall von COPPELIUS war die eingeplante Zeit hingegen etwas knapp bemessen, sodass die Zylinderträger ihre Autogrammstunde flexibel vor dem Stand fortführen – stark!

Wir verbringen erneut einen großartigen und abwechslungsreichen Tag, schauen uns Bands an, machen uns fleißig Notizen, bemuttern die Musiker am Stand, leiten Besucheranfragen weiter, führen lustige Gespräche und, und, und. Auch die Stand-Verschönerung wird fokussiert, und so gestaltet Eckart, der die Malerei schon an Höhlenwänden geübt hat, nach und nach Autogrammkarten um: aus EPICA werden ERICA, aus PANZER werden PANTER, und die Musikerinnen und Musiker bekommen Bärte und hübsche Frisuren. Spaß muss sein! Laune macht es auch, die vielen kulinarischen Schätze des Festivals auszugraben. Und so können wir sagen: Der vegane Burger erzielt auf ganzer Linie positive Resonanz!

Weil wir selbstredend ganz witzige Typen sind, fällt uns auch immer die eine oder andere ulkige Aktion ein. Stephan klebt Jonas beispielsweise klammheimlich ein Schild auf den Rücken, das jeder Leserin und jedem Leser sehr eindeutig ein unmoralisches Angebot macht. Weil der Ärmste damit trotz subtiler Hinweise auch noch zu TANZWUT geht, bricht Jan in einen konkurrenzlosen Lachanfall aus. Jonas nimmt es aber genau richtig: mit Humor. Und so können wir nachts zufrieden und bierselig, aber brutal müde zurück nach Quedlinburg gondeln, wo es dann keine fünf Minuten dauert, bis alle Äuglein zufallen. Gute Nacht und bis morgen!

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Donnerstag

Der zweite Tag beginnt mit einem gediegenen Frühstück, das uns im Verbund mit Eckarts Erzählungen zur Sturm-und-Drang-Zeit (nicht, weil er davon gelesen hat, sondern weil er sich noch gut erinnert) tapfer durchs Tal der Müdigkeit geleitet. Ein erster Dank geht also an Eier, Speck und Schiller! Gestärkt und bis oben hin bepackt, dass der Stoßdämpfer ächzt, machen wir uns frohen Mutes auf den Weg zum Festivalgelände, angeschubst von einer munteren Brise – hätten wir ein Segel, wären wir noch schneller. Am Stand angekommen, erkennt man die typische Priorisierung: Der erste Handgriff geht in den Kühlschrank, um die Biertemperatur zu testen – läuft!

Hach schön, während es noch vom Vortag in den Ohren dröhnt, starten DRONE mit unzüchtigen Ankündigungen der Marke „RockHarz, jetzt wird gefickt“. Na dann mal los, Freunde der Feuchtfröhlichkeit! Bei André und Stephan macht sich etwas Ernüchterung breit: Die beiden haben extra den halben Vormittag zwei der eingängigsten MAJESTY-Hymnen einstudiert, und dann spielen die Trve Metaller die Stücke nicht. Da zwickt die Lederhose vor Enttäuschung! SKÁLMÖLD versöhnen aber und überraschen die beiden auf ganzer Länge.

Der Wind entwickelt sich indes zu einem ärgerlichen Stressfaktor, der einem permanent die Gehirnzellen aus dem Schädel pustet – da setzen wir uns lieber noch eine Bierkrone auf. Zum Thema Krone aufsetzen: Das tut auch so manche amüsante Anfrage, die mal mehr, mal weniger lallend in unseren (Info-)Stand schwappt … nein, wir haben keine Klokarten, die gibt es drüben bei den turtelnden Nachbarn von Metalflirt. Apropos: So einige Liebende finden im Filter ihrer rosaroten Brille manchmal die seltsamsten Orte, um sich im Mondenschein zu herzen. Dass sich ein Pärchen aber gerade auf der Oberfläche einer Fäkalien-Sammelstation begrabbelt, überrascht noch mehr als der SKÁLMÖLD-Autritt.

Noch eine Überraschung: Es hört sich strange an, aber mischt man Malibu, Apfelsaft und Zimt zusammen, kommt dabei ein äußerst wohlschmeckender Shot heraus, der uns netterweise die Abendstunden versüßt. Süß ist auch die kleine Schwester der Wall of Death, die FIDDLER’S GREEN „Wall of Folk“ nennen. Näheres dazu lest ihr dann in unserem großen Festivalbericht. Auf derselben Stage haben davor übrigens BEHEMOTH gespielt, die eine knackige Geschmacksdiskussion zwischen Stephan und einer blonden Besucherin entfacht haben, die mit der an Stephan gepolterten Aussage „Was’n los mit dir?“ gipfelt. Ja Stephan, oh father, oh satan, oh sun, was’n los mit dir?!

Zum Abschluss beehren uns die schottischen Freibeuter ALESTORM am Autogrammstundenstand. Ein Besuch, der in einer anderthalbstündigen Feier- und Pöbelorgie ausartet: Während der eine Teil der Rasselbande zu den Klängen von HAMMERFALL, die auf der Hauptbühne aufspielen, Luftgitarre und Luftschlagzeug spielt, bemalt sich der andere Teil gegenseitig mit Eddings und kippt einen Bierbecher nach dem anderen um. Langeweile sieht jedenfalls anders aus. In diesem Sinne: Wir hören uns morgen!

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Mittwoch

Voller Vorfreude, Musiklust und Bierdurst macht sich ein Teil der Redaktion aus verschiedenen Regionen auf zum RockHarz 2015. Während Eckart als Beifahrer nur einen kürzlich erstandenen Kühlschrank hat, bestehen das Team Berlin aus Jan und André und das Team Friesland/Hannover aus Stephan und Jonas. Die geplante Ankunftszeit im idyllischen Quedlinburg liegt bei 11:00 Uhr, und es bahnt sich auf der Zielgeraden ein Stechen zwischen Team Berlin und Team Chefredakteur/Kühlschrank um die rote Laterne an. Ausnahmen bestätigen die Regel? Nicht immer! Team Berlin fährt lautstark von MGLA untermalt als zweites Auto ein, Eckart biegt zuletzt um die Kurve … schön, dass alles beim Alten bleibt.

Freundlich werden wir in unsere alljährliche Redaktions-WG mitten in der Altstadt geleitet, nachdem erste Biereinkäufe erledigt wurden. Die übliche innerkollegiale Pöbelei startet sogleich – wir haben uns lieb! Eckart würzt die Unterhaltungen indes mit Anekdoten aus der französischen Revolution.

Auch die beiden Hauptbühnen befinden sich im Aufbau, wenn auch weniger revolutionär. Wie gewohnt präsentieren sich die Besucher und Veranstalter von ihrer liebenswerten Seite: Beim RockHarz herrscht Friede, Freude, Eierkuchen. Da köpft man bei angenehmen Temperaturen und frischer Landluft gern das erste Bier und vergisst den Stau des Jahrhunderts, der wie eine metallische Schlange vorm Festivalgelände liegt. Auf der etwas kleineren Mittwochs-Bühne wird schon eifrig gelärmt, und vor allem zum nächtlichen Absch(l)ussgewitter von EKTOMORF ist das Gelände ordentlich gefüllt.

Wir verbringen den Tag auch damit, einige Besucher mit kostenlosen Give-aways glücklich zu machen, den ausgezeichneten Bauern-Flammkuchen zu verköstigen und die Plattensammlung beim Soulfood-Nachbarstand nach Perlen zu durchforsten. Zudem werden alte Bekannte besucht: Unserem Abstecher ins Napalm-Records-Lager verdanken wir nette Gespräche, original österreichisches Bier und die Erkenntnis, dass es sowohl „der“ als auch „das“ Radler heißen kann. Man lernt nie aus! Der Absacker wird zu späterer Stunde im VIP-Zelt mit den Jungs von Nuclear Blast genommen, während der ein oder andere Kollege auf der gemütlichen Couch mit der Müdigkeit kämpft und langsam ins von Satan regierte Schlummerland driftet. Wir freuen uns schon auf Tag zwei!

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11.07.2015
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