Rock & Chill Hotel Falter
Festival-Feeling fernab von Ravioli und Matsch
Special
Beim ersten Gang in den Schlafbereich ein Pfeifen. Es ist alles in schwarz, weiß, dunklem violett und Grau gehalten, eine graue Tagesdecke mit einem „Enter The Sandman“ prunkt auf dem schwarzen Bett, daneben steht eine eigens kreierte Tasche mit Rock & Chill-Bademänteln und ist das da SLIPKNOTs Corey Taylor an der Wand? Yes. Wir sind da.
Dem Gegenüber ein Schreibtisch, stilecht mit Marshall Kilburn II (=Bluetooth Lautsprecher) und dahinter neben dem QUEEN-Poster ein Sofa mit einem Tischchen – upgecyclet aus einer ausrangierten Snare, einem Leder-Sessel nebst Bühnen-Beleuchtungslampe, was dann fast schon ein Bisschen an ein Filmset für adulte Späße erinnern möchte. Dazu ein großer Balkon mit schönem, dorfreichem Ausblick. Doch, hier lässt es sich definitiv aushalten!
Aber natürlich lebt so ein Hotel nicht nur von seinen Zimmern, zwei wesentliche Dinge stehen noch auf dem Prüfstand: Verpflegung und natürlich die angepriesene Wellness.
First things first: Das Essen, bzw. das Restaurant mit dem Namen „Fräulein Anna“. Wieso der Name? Der ist doch gar nicht Metal. Naja, wenn das Rock & Chill Hotel etwas noch mehr lebt und liebt als die Musik, dann Geschichten und Liebe zum Detail.
Das Restaurant „Fräulein Anna“ – kann das was?
„Anna“ sollte nämlich eigentlich der Name des bis zur 27. Woche erwarteten Mädchens der beiden werden. Aber wie wir wissen, kommt es immer anders als man denkt. Nun heißt also das Restaurant einfach so und der herzliche und sympathische Spross der beiden rennt bei den Gästen umher und ist vielleicht insgeheim auch der eigentliche Chef des Ganzen.
Zugegebenermaßen bin ich zu diesem Zeitpunkt kein einfacher Gast. Soll heißen: Wenn man diätetisch eingestellt ist, trotzdem diverse Süßstoffe vermeiden will und/oder schlichtweg auf Kohlenhydrate verzichtet, ist außer Haus essen immer Glückssache. Am besten verlässt man sich dabei auf das zuckerfreie Dressing in der Handtasche und außer Salat mit Tofu, Hähnchenstreifen oder, wenn der Luxus zuschlägt, mit Garnelen bliebt kaum etwas übrig, was man guten Gewissens bestellen kann.
Das ist bei Theresa und Marinus eine ganz (wirklich sehr ganz!) andere Sache, was sich schon beim ersten Blick auf die Karte bemerkbar macht.
„Fräulein Anna“, welches nicht nur für Hotelgäste zur Verfügung steht, lässt keine Wünsche offen und auch im persönlichen Gespräch merkt man schnell, dass da jemand wirklich Ahnung hat. Ganz gleich ob glutenfrei, histaminarm, Low-Carb, ketogen, laktosefrei oder Ähnliches – viele der Gerichte werden standardmäßig auch in einer Low-Carb-Version angeboten. Und sollten Fragen offen bleiben kommt Marinus auch persönlich aus der Küche und liefert eine Beratung erster Klasse!
Und Kochen kann der wirklich gut! Man munkelt sogar so gut, dass er dieses Jahr bei Lucki Maurer im Artist-Bereich des SUMMER BREEZE mitgekocht hat… Jedenfalls: Wer mich nach dem Hotel frägt bekommt ungestüm ein „Das war das beste Rote Thai Curry, das ich je gegessen habe!“ um die Ohren geschmettert! Es gibt Salate, Burger, Steaks, je nach Wetterlage wöchentliches BBQ und einfach ein Bisschen mehr, als nur die übliche gutbürgerliche Küche.
Die Liebe steckt auch hierbei im Detail und einem Sinn für Ideen. Denn wenn man bedenkt, dass ausgerechnet 2020 umgebaut wurde, dann kann man im Hinblick auf die Pandemie, die nun wirklich Einigen Kopf und Kragen gekostet hat, nur von Glück sprechen, dass Marinus so viele Ideen hat und damals dann mit der Möglichkeit, eine eigens aufgesetzte kulinarische Weltreise „to go“ abzuholen Erfolg verbuchen konnte.
Wie ihr seht: Es ist schier unmöglich, diese Erfahrung kurz und knapp zu halten. Und das wäre angesichts der Arbeit, die alle zusammen in das Projekt „Rock & Chill Hotel Falter“ stecken und gesteckt haben einfach zu wenig.
Zudem setzt Familie Falter auf regionale und insbesondere nachhaltige Produkte und Lieferanten, was selbst bei Heizung, Strom und Seife bedacht und gelebt wird. Zu spüren ist auch, dass das Thema nicht nur frei erfunden ist: Kennt ihr die Stimmung in der Warteschlange vor einem Festival oder auf einem Campground? Dort zu sitzen kommt dem ziemlich nahe, was nicht zuletzt sicherlich auch an der anwesenden Star FM-Truppe (Grüße gehen raus!) liegt, die just an diesen Tagen mit ihren Gewinnern auch im Hotel übernachten und mich ohne Zögern aufnehmen.
Es ist einfach greifbar, dass alle zusammen und gemeinsam lieben, was sie tun. Der Opa Josef zapft gutgelaunt das Bier, die Oma Thea in der Küche ist begeistert vom für andere grausig erscheinenden Publikum in Totenkopf-Shirts und Kutte. Und man selbst kann entspannt und ohne sich zu verkleiden oder zu verstellen ein Kaltgetränk genießen und der Lounge-Musik lauschen, die endlich mal nicht in den Ohren schmerzt.
Last but not least: Der Chill-Faktor
Weiter im Programm: Wellness. Im hauseigenen Bademantel geht es in den Wellnessbereich, der mit eine Sitzecke mit Tee, Massage-Räumen, dem Sauna-Raum, Schwebe-Sesseln, Terrasse und einem 24 Stunden geöffneten Hallenbad wirklich noch die letzten Zweifel beseitigt.
Donnerstags gibt’s Bieraufguss und klar, läuft für „normale Gäste“ ein „bissel grobe Musik“, aber Erzählungen zufolge ist es schon vorgekommen, dass Musik-Fremde im Hotel auf den Geschmack gekommen sind. Und wenn wir ehrlich sind: Man kann gut und gerne nachvollziehen, wieso das Klientel seit dem Umbau, der Umgestaltung und der neuen Ausrichtung vielleicht anders anmutet, das Ganze aber viel mehr zu schätzen vermag.
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