Rhapsody Of Fire
Der Diskographie-Check!

Special

Rhapsody Of Fire

Wer hat nicht diese nervigen Lücken im CD-Regal? KORN? BLIND GUARDIAN? MACHINE HEAD? Klar, sollte man kennen. Aber mit welchen Alben fängt man an zu sammeln, wenn eine Band-Diskographie schon im zweistelligen Bereich angekommen ist?

Dafür gibt es jetzt uns! Wir widmen uns einer kompletten Diskographie und erklären hochsubjektiv, welche Alben sich heute noch lohnen, welche das Genre revolutioniert haben, und bei welchen allein das Artwork Substanz hat. Für diejenigen, deren Metalsammlung nur noch aus MP3s besteht, gibt es außerdem zu jedem Album zwei Songs, die man unbedingt kennen sollte.

Den Anfang machen RHAPSODY OF FIRE! Die Italiener sind seit 1997 im Geschäft, hießen zuvor THUNDERCROSS, und sind angeblich der Grund, warum CHRISTOPHER LEE neuerdings wieder Musik macht. Für die einen begründeten sie Ende der 90er das Klischee des kitschtriefenden, italienischen Powermetals, und für die anderen sind ihre Alben wegweisend bei der Verschmelzung von Metal mit klassischer Musik.

Nicht beachtet werden Singles, Best Ofs, Livealben, sowie LUCA TURILLIS mittelprächtiges Nebenprojekt DREAMQUEST. Wir haben keine Ahnung, sind nicht dabei gewesen oder einfach inkompetent? Schreibt es uns in die Kommentare!

Und los gehts mit RHAPSODY – Legendary Tales (1997)

 

 

Legendary Tales (1997)

Das Debütalbum „Legendary Tales“ bestand vor allem aus den Highlights vergangener THUNDERCROSS Demos, die durch jahrelanges Livespiel immer wieder kompositorisch aufgemotzt wurden. LUCA TURILLI war außerdem schon damals ein Gitarrist vor dem Herrn. Jede Menge ungewöhnlicher Melodien sind auf „Legendary Tales“ immer noch interessant, viele Songs aber nicht gut gealtert.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Warrior Of Ice“, „Land Of Immortals“

Sammlungswürdig: Für Nostalgiker

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY – Legendary Tales

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY – Symphony Of Enchanted Lands (1998)


 

 

Symphony Of Enchanted Lands (1998)

„Symphony Of Enchanted Lands“ versuchte den melodischen Power Metal des Debütalbums erstmals mit der orchestralen Epik zu kreuzen, mit der man die Band anschließend über Jahre hinweg assoziieren sollte. Auffällig ist im Nachhinein, dass die Einflüsse aus der klassischen Musik mit dem Metal selten verschmelzen, sondern meist nur auffällige Versatzstücke bleiben. Das sollten Nachfolgealben deutlich besser hinbekommen. Der Band fiel es damals außerdem hörbar schwer, Songs jenseits der fünf Minuten dramaturgisch sinnvoll mit Inhalt zu füllen. „Symphony Of Enchanted Lands“ ist überraschend schlecht gealtert, trotz einiger zeitlos moshbaren Power-Metal-Klassiker.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Emerald Sword“, „Wisdom Of The Kings“

Sammlungswürdig: Damals ein großes Album, heute durchschnittlich und etwas unbeholfen

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY – Symphony Of Enchanted Lands

 

Zum nächsten Album: LUCA TURILLI – King Of The Nordic Twilight (1999)

 

 

 

King Of The Nordic Twilight (1999)

Die LUCA TURILLI Soloalben haben es in diese Liste geschafft, weil sie mitunter RHAPSODY-iger waren als RHAPSODY selbst. So wie „King Of The Nordic Twilight“: ein klassisches Power-Metal-Album mit Elementen aus Klassik, italienischer Folklore und Soundtrackmusik. Ohne Erzählerpassagen und Aufnahmen von Bachgeplätscher. Das funktioniert trotz der etwas urigen Abmischung und dem sehr hochgestrichenen Gesang von Olaf Hayer heute immer noch so gut wie damals.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Black Dragon“, „Kings Of The Nordic Twilight“

Sammlungswürdig: Als Geheimtipp

Hier geht’s zum Review von LUCA TURILLI – King Of The Nordic Twilight

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY – Dawn Of Victory (2000)

 

 

Dawn Of Victory (2000)

„Dawn Of Victory“ hat 2000 viele Dinge besser gemacht als seine Vorgänger. Das Orchester ist sinnvoller in die Metal-Kompositionen eingefügt, auf absichtlichen Leerlauf zwischen den Songs wurde verzichtet, und mit „Trolls In The Dark“ bewies LUCA TURILLI als Gitarrist nicht nur herausragende technische Fähigkeiten, sondern auch einen eigenen Stil. Der Härtegrad ist außerdem deutlich angestiegen, was Anno 2000 zu einem kinnladenherunterklappenden Opening Riff im Titeltracks geführt hat. Ein großes Album aus einer Schaffensphase, in der RHAPSODY noch vergleichsweise eingängig war.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Dawn Of Victory“, „The Mighy Ride Of The Firelord“

Sammlungswürdig: Ja

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY – Dawn Of Victory

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY – Rain Of A Thousand Flames EP (2001)

 

 

Rain Of A Thousand Flames EP (2001)

„Rain Of A Thousand Flames“ wurde zwar als EP verkauft, bot aber spektakuläre 42 Minuten Musik. Weil der namensgebende Titeltrack 220 bpm hatte und deswegen schon nach dreieinhalb Minuten vorbei war, wurde diese Spielzeit vor allem durch zehnminütige Neuinterpretationen von Dvoraks „Sinfonie der neuen Welt“ und dem Soundtrack des Dario Argento Films „Phenomena“ gefüllt. Möglicherweise war deshalb „Rain Of A Thousand Flames“ trotz seines akzeptablen Unterhaltungswertes für das Label ein ziemliches Verlustgeschäft gewesen.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Rain Of A Thousand Flames“, „The Wizard’s Last Rhymes“

Sammlungswürdig: Eher nicht


Zum nächsten Album: RHAPSODY – Power Of The Dragonflame (2002)

 

 

Power Of The Dragonflame (2002)

Es soll Leute geben, die „Power Of The Dragonflame“ 2002 nur aufgrund des 20-minütigen Abschlussepos „Gargoyles, Angels Of Darkness“ gekauft haben. Und das war ihr gutes Recht. Dieses Lied ist nicht nur bis heute einer der prestigeträchtigsten RHAPSODY-Songs aller Zeiten, sondern besitzt auch einen der stärksten Refrain des Genres. Die übrigen Songs wirken im Gegensatz dazu unauffälliger, aber nicht reizlos. Lediglich das nur gesampelte Orchester wirkt aus heutiger Sicht etwas muffig. Bemerkenswert schlechter wird das Album dadurch aber nicht.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „The Pride Of The Tyrant“, „Gargoyles, Angels Of Darkness“

Sammlungswürdig: Ja

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY – Power Of The Dragonflame

 

Zum nächsten Album: LUCA TURILLI – Prophet Of The Last Eclipse (2002)

 

 

Prophet Of The Last Eclipse (2002)

Das zweite Solo-Album des RHAPSODY-Gitarristen LUCA TURILLI ist kurzgefasst RHAPSODY als Space Oper. So richtig mit Syntheziser, Samples, und Anleihen aus Science-Fiction-Soundtracks. Das ist aus zwei Gründen interessant: Erstens blieb es ein einmaliges Experiment, das aber überraschend gut funktionierte. Und zweitens entwickelte LUCA TURILLI hier bereits zahlreiche Tricks, klassische Instrumente und Kompositionsweisen gewinnbringend in Metalsongs einbauen, die erst Jahre später auch in seine Hauptband einziehen sollten. Stichwort: Hörner.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „The Age Of Mystic Ice“, „Prophets Of The Last Eclipse“

Sammlungswürdig: Als Geheimtipp

Hier geht’s zum Review von LUCA TURILLI – Prophet Of The Last Eclipse

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY – Symphony Of Enchanted Lands II: The Dark Secret (2004)

 

 

Symphony Of Enchanted Lands II: The Dark Secret (2004)

„Symphony Of Enchanted Lands II: The Dark Secret“ sollte 2004 nach zweijähriger Pause der Reboot von RHAPSODY unter neuem Label werden. Das Produktionsbudget war so groß, dass es sogar für Christopher Lee als Erzähler reichte. Nicht selten verhob sich die Band aber am selbstgestellten Anspruch. Schon der Opener „Unholy Warcry“ will zwar alle Register ziehen, wirkt aber dramaturgisch verwirrend und zerfahren. Auf der Habenseite stehen trotzdem einige gelungene Songs, sowie Fangimmicks, wie das Spiegeln von Melodien und Strukturen aus dem ersten „Symphony Of Enchanted Lands“. (Zum Beispiel das Imitieren der Strophe aus „Wisdom Of The Kings“ in „Never Forgotten Heroes“)

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Sacred Powers Of Raging Winds“, „Nightfall On The Grey Mountains“

Sammlungswürdig: Alles kann, nichts muss

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY – Symphony Of Enchanted Lands II: The Dark Secret

 

Zum nächsten Album: LUCA TURILLI – The Infinite Wonders Of Creation (2006)

 

 

The Infinite Wonders Of Creation (2006)

2006 wurden insgesamt drei Alben aus der RHAPSODY-Familie veröffentlicht. Spoiler: Sie sind alle drei vernachlässigbar. Nach dem hier übersprungenen DREAMQUEST-Projekt ging es weiter mit LUCA TURILLIs drittem Soloalbum „The Infinite Wonders Of Creation“. Statt als begnadeter Gitarrist wollte sich TURILLI als Keyboarder profilieren und experimentierte mit vereinfachten Riffs und starken Soundtrackelementen. Das funktionierte selten und hatte wenig Substanz.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Mother Nature“, „Mystic And Divine“

Sammlungswürdig: Nein

Hier geht’s zum Review von LUCA TURILLI – The Infinite Wonders Of Creation

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY OF FIRE – Triumph Or Agony (2006)

 

 

Triumph Or Agony (2006)

„Triumph Or Agony“ kann man sich im Nachhinein nur noch damit erklären, dass RHAPSODY – erstmals aus Rechtsgründen mit neuem Namen RHAPSODY OF FIRE – unbedingt aus ihrem Vertrag mit Magic Circle Music aussteigen wollten. Es ist zwar kein Totalausfall, aber im Vergleich zur restlichen Diskographie lieblos. Einige starke Schaufenstersongs können nicht verbergen, dass die meisten Nummern wohl noch ein paar Wochen Kompositionsarbeit gebraucht hätten. Produzent Joey DeMayo verpasste der Abmischung außerdem einen befremdlichen True-Metal-Vibe. Hörenswert ist aber immer noch das 16-minütige „The Mystic Prophecy Of The Demon Knight“ mit origineller Hörspielpassage.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Triumph Or Agony“, „The Mystic Prophecy Of The Demon Knight“

Sammlungswürdig: Als Gesamtwerk vernachlässigbar

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY OF FIRE – Triumph Or Agony

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY OF FIRE – The Frozen Tears Of Angels (2010)

 

 

The Frozen Tears Of Angels (2010)

Die vierjährige Pause nach „Triumph Or Agony“ hat sich auch im Stil von RHAPSODY OF FIRE niedergeschlagen. Waren schon die vorherigen Alben kein Easy Listening, erfordert alles ab 2010 mindestens zehn Hördurchläufe, um erahnbar zu machen, was sich die Band dabei gedacht hat. Gefrickelt wird mehr denn je. Am liebsten mehrere Spuren übereinander. Im Vordergrund stehen damit weniger ohrwurmige Melodien, sondern wie Akkordverläufe mit Inhalt gefüllt werden. Wer es schafft, sich reinzuhören, bekommt Lieder, die buchstäblich niemals langweilig werden, weil man auch nach dem hundertsten Durchlauf noch nicht alle Melodien rausgehört hat. RHAPSODY OF FIRE hatten sich ab diesem Album ihr eigenes Genre erschaffen, und markieren fortan dessen Spitze.

Viele Fans sind wegen der angestiegenen Komplexität abgesprungen, für die Anderen wurde „The Frozen Tears Of Angels“ Weiterentwicklung und vorläufiger Höhepunkt des RHAPSODY-Formulas. Dynamische Songentwicklungen, endlose Ohrwurmpassagen, vertrackte Riffs und brilliante Soli: Plötzlich scheint alles wie geschmiert zu funktionieren, was die Band zuvor nur in gelegentlichen Ausnahmesongs hinbekommen hatte. „The Frozen Tears Of Angels“ blieb dabei noch nahe an den Power-Metal-Wurzeln der Band dran, was an Nummern wie „Raging Starfire“ – eine Art „Holy Thunderforce“ auf Drogen – deutlich wurde.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Raging Starfire“, „On The Way To Ainor“

Sammlungswürdig: Absoluter Genre-Meilenstein

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY OF FIRE – The Frozen Tears Of Angels

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY OF FIRE – The Cold Embrace Of Fear (2010)

 

 

The Cold Embrace Of Fear EP (2010)

Imselben Jahr erschien die halbstündige EP „The Cold Embrace Of Fear“. Diese bestand aus zweieinhalb Liedern, aufgeteilt in sieben Tracks. Weil eines davon das famose, viertelstündige „The Ancient Fires Of Har-Kuun“ ist, verdient sich die EP einen Platz in dieser Liste. Der Komplexitätsgrad ist außerdem etwas zurückgefahren, was „The Cold Embrace Of Fear“ vergleichsweise einsteigertauglich macht.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „The Ancient Fires Of Har-Kuun“, „Neve Sange Rosso“

Sammlungswürdig: Ja

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY OF FIRE – The Cold Embrace Of Fear

 

Zum nächsten Album: RHAPSODY OF FIRE – From Chaos To Eternity (2011)

 

 

From Chaos To Eternity (2011)

Auf den ersten Blick ist „From Chaos To Eternity“ das Vorgängeralbum in düster. Nach 100 Durchläufen fällt aber auf, dass die Band zwar immer noch so tut, als würde sie Power Metal Spielen, tatsächlich aber moderne klassische Musik in einer Metalbesetzung zelebriert. Teilweise offen aus einer Mozartsonate geklaut, und teilweise clever eigenkomponiert. Wie auf der „Power Of The Dragonflame“ gibt es mit „Heroes Of The Waterfalls Kingdom“ ein wegweisendes, 20-minütiges Abschlussepos, mit einem mehrminütig gefrickelten Mittelteil, in dem LUCA TURILLI drei Gitarrensoli unterschiedlicher Spielarten funktionierend übereinander spielt.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „From Chaos To Eternity“, „Heroes Of The Waterfalls Kingdom“

Sammlungswürdig: Sogar noch mehr als sein Vorgänger

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY OF FIRE – From Chaos To Eternity

 

Zum nächsten Album: LUCA TURILLI’S RHAPSODY – Ascending To Infinity (2012)

 

 

Ascending To Infinity (2012)

2011 trennten sich RHAPSODY OF FIRE in zwei Bands: Eine um Sänger Fabio Lione und Keyboarder Alex Staropoli desselben Namens, und LUCA TURILLI’s RHAPSODY um den namensgebenden Gitarristen. Im ersten Augenblick hört sich dessen Erstlingswerk „Ascending To Infinity“ wie ein Portfolio für eine Bewerbung zu Höherem an: Es gibt zahlreiche Genrefremdeinflüsse, eine mainstreamtaugliche Hochglanzproduktion und mit Alessandro Conti den besten Sänger der es je auf ein RHAPSODY-Album geschafft hat. Hat man sich aber reingehört, fallen große Linien in alle Schaffensphasen der Band auf. Auch auf „Ascending To Infinity“ muss man eigentlich von einem modernen Klassik-Album mit Metalbesetzung sprechen.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Ascending To Infinity“, „Excalibur“

Sammlungswürdig: Auf jeden Fall!

Hier geht’s zum Review von LUCA TURILLI’S RHAPSODY – Ascending To Infinity

Zum nächsten Album: RHAPSODY OF FIRE – Dark Wings Of Steel (2013)

 

 

 

 

Dark Wings Of Steel (2013)

Auf „Dark Wings Of Steel“ bearbeitet Staropoli den Weg weiter, den RHAPSODY OF FIRE nach „Triumph Or Agony“ verlassen haben. Wer die letzten, klassizistischen Alben der Band mochte, wird sich von True-Metal-Anleihen irritieren lassen. Wer aber den alten Stil vermisst hat, und sich nach eingängigen Riffs, epischen Keyboardteppichen und MALMSTEEN-artigen Soli zurücksehnt, wird „Dark Wings Of Steel“ eine Menge abgewinnen können. Dank komplexer Songstrukturen und dem Ausbleiben nerviger Zwischenspiele beleidigt das Album nicht die Intelligenz und lässt sich großartig am Stück hören. Um aus der Diskographie herauszuragen fehlt nach mehreren Durchläufen aber sowohl der musikalische Anspruch, als auch die großen Melodien.

Zwei Lieder, die man kennen muss: „Rising From Tragic Flames“, „Silver Lake Of Tears“

Sammlungswürdig: Kaum

Hier geht’s zum Review von RHAPSODY OF FIRE – Dark Wings Of Steel


10.08.2013
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