Rammstein
Das meint die Redaktion zu "Rammstein"

Special

Welche Songs stechen positiv oder negativ hervor?

Björn: Wie oben schon erwähnt, fallen „Puppe“ und „Deutschland“ positiv auf. RAMMSTEIN haben das Spiel mit dem Boulevard perfektioniert, veröffentlichen Bildausschnitte aus dem Video zu „Deutschland“ und der Boulevard springt nach dem Stöckchen. Jetzt weiß auch die letzte Hausfrau, dass ein neues Album der Berliner kommt. Dazu ist „Deutschland“ noch ein Song mit allen Trademarks, die die Band stark gemacht hat. Bei „Puppe“ zeigt Till Lindemann wozu er fähig ist, er schlüpft wunderbar in die Rolle eines psychisch gestörten Kindes und der Hörer findet sich urplötzlich im finstersten Film wieder. Ich hab den Song zum ersten Mal per Kopfhörer in einer voll besetzten U-Bahn gehört.

Sven: „Deutschland“ und „Radio“ sind tolle Titel und gehören ganz sicher zu den großen Songs der Band. Großer Pathos, gute Texte, auch Live sicherlich ein Genuss. Ach „Zeig Dich“ hat richtig Biss. „Diamant“ ist allerdings ziemlich über, schwülstige Balladen sind nicht RAMMSTEINs Stärke. Auch „Sex“ und „Was Ich Liebe“ sind eher unterdurchschnittlich geraten.

Alexander: „Ausländer“ und „Sex“ sind textlich wie auch musikalisch im Prinzip ein Neuaufguss alter Songs, im negativen Sinne. Musikalisch simpel und nichtssagend, textlich flach und mitnichten so heiße Eisen, wie die Titel implizieren. Abseitige Themen waren immerhin seit jeher bei RAMMSTEIN verankert. Der Wortwitz oder die geistreichen Einfälle in lyrischer Hinsicht von Till sind hier vollkommen vergessen und weichen eher Fremdscham an einigen Stellen. Musikalisch und auch textlich fand ich „Deutschland“ und „Radio“ echt gut. Auch „Puppe“ und „Tattoo“ und „Zeig dich“ sind musikalisch stellenweise gelungen.

Tobias: Von „Sex“ hab ich mir mehr erhofft (höhö). Aber ernsthaft: Kalauer wie „besser widerlich als wieder nicht“ werden auch nicht unpeinlicher, wenn man einen Buchstaben austauscht. „Was Ich Liebe“ ist auch schon mehr Selbstrecycling als Selbstzitat („Feuer und Wasser“?). Ähnlich unspektakulär gerät die Ballade „Diamant“. „Ohne Dich“ hat mich damals mehr gepackt. Auf der Haben-Seite stehen die Tracks eins bis vier, „Puppe“, „Tattoo“ (klingt fast schon wie 90er-RAMMSTEIN) und der gute alte „Hallomann“.

Dominik: „Puppe“ zeigt Till Lindemann von seiner besten Seite. Der Sänger beweist hier eindrucksvoll, dass Emotionen wichtiger sind als technische Perfektion. Eine grandiose Leistung. Der Refrain von „Radio“ wiederum frisst sich augenblicklich in die Gehörgänge, genau wie das Band-typische Mainriff. Mit „Deutschland“ erschaffen die NDHler zudem eine knackige Hymne, die jedes Stadion erbeben lassen wird. „Diamant“ allerdings ist eine ziemlich lahme Schnulze. Wobei der Text nicht ganz so platt geraten ist wie etwa bei „Ohne dich“.

André: „Puppe“ sowohl als auch: prinzipiell der schwächste Song insgesamt, aber der beste Refrain auf dem Album.

Fabian: Deutschland: einer der besten RAMMSTEIN-Songs ever. Streitbar und RAMMSTEIN in seiner reinsten Form.
Sex: Als Kritik an eine Gesellschaft, die einfach überstimuliert ist
Ausländer: Eine interessante Motivation, um fremde Sprachen zu lernen 😉
Diamant: Erinnert etwas an „Ohne Dich“. Schlager in seiner Reinkultur.

Michael: Um mal gegen den Konsens zu gehen: „Deutschland“ ist meiner Meinung nach ein schwacher Einstieg, der losgelöst vom Musikvideo auch lyrisch wenig Durchschlagskraft hat. Die Referenz an die erste, umstrittene Strophe der deutschen Nationalhymne kommt mit Ansage und damit vollkommen ohne die Wirkung, die sie erzielen sollte – wie gesagt losgelöst vom Musikvideo betrachtet. Dafür gefällt mir das fast ein bisschen nach klassischen RAMMSTEIN klingende „Radio“ umso mehr. „Ausländer“ fällt mit seiner modernen Ausgelassenheit positiv auf, auch wenn ich kein Fan von Tills unsagbar cheesy Gesangslinien in den Strophen bin.

Der „Sex“ fällt dagegen selbst für RAMMSTEIN-Verhältnisse unspektakulär aus – was für eine Schande für den großartigen weil beherzten „SEX!“-Schachtruf in der Hook, der an so einen öden Song verschwendet worden ist. „Puppe“ ist ziemlich langweilig bis zur erstaunlich morbiden, eindringlichen Hook, bei dem der Song dann eine Wendung zum Besseren vollführt. „Was ich liebe“ ist eine ziemlich vergessbare Nullnummer, so blass wie ein ungetoastetes Stück Weißbrot. Bei „Diamant“ gefällt mir die perlende Gitarre besonders gut, aber Till versucht sich hierzu an eindringlicher Artikulation – etwas was er einfach nicht kann.

„Weit weg“ und „Tattoo“ klingen beide wie typisches RAMMSTEIN-Füllmaterial, jeweils ohne einschlägige Alleinstellungsmerkmale und mit gezwungen klingenden Texten, und können praktisch ungehört geskippt werden, wenn man’s eilig hat. Bleibt noch der Rausschmeißer „Hallomann“, bei dem Till wieder mit seiner Möchtegern-Creepiness ein eigentlich sehr ernstes Thema besingt. Doch wieder kommt das alles in einem uninspirierten, faden Paket geschnürt, das vermutlich selbst EISREGEN besser gemanagt hätten, gerade nachdem die sich zuletzt wieder erstarkt gezeigt haben.

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21.05.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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