Rage Nucléaire
Das meint die Redaktion zum neuen Album "Black Storm Of Violence"
Special
Fredrik Widigs von u.a. MARDUK an den Kochtöpfen, Lord Worm von ehemals CRYPTOPSY am Mikro, mit „Unrelenting Fucking Hatred“ ein prima Debütalbum im Rücken – „Black Storm Of Violence“, das neue Werk der kanadischen Extreme Metaller RAGE NUCLÉAIRE, steht unter einem guten Stern. Die Review unseres Kollegen Stephan Möller bestätigt das: „Galle“, „Zerstörung“ und „Panzer“ sind nur ein paar seiner Worte, die fallen, um die Musik darauf zu beschreiben. Unter dem Strich steht eine mehr als ordentliche 8/10 – und wir können einfach nicht anders, als „Black Storm Of Violence“ nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das meint die Redaktion:
Lord Worm windet sich langsam zu einer erstzunehmenden nuklearen Bedrohung im Bereich des … ja, welcher Couleur ist der Metal, den RAGE NUCLÉAIRE verbomben, eigentlich? Vielleicht trifft es Blast Chaos Black Metal mit melodischen Momenten ganz gut. Mit dem drückenden Death Metal von CRYPTOPSY, bei denen Lord Würmchen früher gebrüllt hat, hat das Zeug jedenfalls nix zu tun. Zur Orientierung können getrost ANAAL NATHRAKH genannt werden. Geht man ins musikalische Detail, halten auch die Österreicher BLESSMON einem Vergleich stand. Da poltern die Drums ebenso und die Riffs liegen näher am Black-Metal-Verständnis von Bands wie MARDUK als beispielsweise ENDSTILLE. Soll heißen: Die Gitarrenläufe sind keine durch ultrafixen Wechselschlag verschmolzene Einheit, sondern eher auf dem Griffbrett rumhüpfende Akkorde – zur groben Einordnung. Damit haben sich RAGE NUCLÉAIRE etwas vom Debüt entfernt.
Auch der Gitarrensound hat sich verändert: Das Schnarren ist einem klareren Klang gewichen, ohne dem Material eine sterile Note zu verpassen. Das Tempo ist überwiegend hoch, auch wenn man mit „Goddess Of Filth“ eine gemächlichere Nummer am Start hat. In Sachen Melodiearbeit haben sich RAGE NUCLÉAIRE kaum gewandelt. Das Verständnis für gut ins Ohr gehende Schwarzpinsel-Riffs ist noch vorhanden; der Beweis kann im Titelsong ohne Probleme gefunden werden. Einzig die Stimme mag auf Dauer nerven, obwohl gerade das Wechselspiel zwischen den konstant harten, wahnsinnigen Vocals und der ausgeprägten melodischen Seite von „Black Storm Of Violance“ nicht uninteressant ist. Insgesamt gurgelt mir der Lord aller Würmer diesmal aber zu sehr. Trotzdem ein gutes Zweitwerk, das ein paar Dinge anders macht, als Nachfolger aber unverkennbar ist.
(André Gabriel | 7/10 Punkten)
Instrumentale Variation, vollends ausgeklügelte Riffs, ein hoher „Wiederabspielwert“ und einzigartiger Gesang: All dies sind Punkte, welche ein gutes Black- beziehungsweise Death-Metal-Album ausmachen. Im Falle von RAGE NUCLÉAIRE und deren Album Nummer zwei verpasst man diesen Anspruch allerdings kläglich. War „Unrelenting Fucking Hatred“ noch ein erfolgreicher Ausflug in die schwarzmetallischen Gefilde, knüppeln sich die Mannen um Lord Worm, welcher einigen vermutlich durch CRYPTOPSY ein Begriff ist, recht unspektakulär durch „Black Storm Of Violence“, an Stellen von denen „Unrelenting Fucking Hatred“ profitierte setzt „Black Storm Of Violence“ aus und ersetzt eben diese durch allerhöchstens durchschnittliches Geknüppel. Wie bereits erwähnt, ist einzig und allein der Gesang Lord Worms ein Grund dafür, weshalb ich erneut in Versuchung kommen sollte „Black Storm Of Violence“ in den CD-Spieler zu legen. Durch diese bloße Abstumpfung gehen neben der Sympathie für die Musik der Band auch einige Punkte meinerseits verloren …
(Jakob Volksdorf | 5/10 Punkten)
Irgendetwas Unverständliches und ein schmackiges „Fuck You“ läuten die „Black Storm Of Violence“ von RAGE NUCLÉAIRE standesgemäß ein und gnadenloses Geknüppel (inklusive Wolfsgeheul) prasselt auf mich nieder. RAGE NUCLÉAIRE spielen gekonnt mit teilweise ungewollt humorigen Samples und kompromissloser Brachialität, musikalisch wechseln sie zwischen Thrash und Black Metal, wobei sich die Waageschale ganz eindeutig Richtung Black Metal neigt. Die Kanadier lassen auf den ersten Blick gar nicht vermuten, dass es sich nicht ausschließlich um pure, vertonte und allesverachtende Wut handelt, sondern „Black Storm Of Violence“ besonders durch Feinheiten und eine imposante – wenn auch kalte – Atmosphäre geprägt ist.
Riffs werden schon fast mantrisch runtergerissen, wobei die Band zielgenau stoppt, bevor es eintönig wird, dann mit einem Highlight glänzt oder das Lied reißerisch zum Abschluss bringt. In manchen Stücken („Goddess Of Filth“, „Le Grand Mal De Vivre“) öffnen RAGE NUCLÉAIRE ihren Sound gekonnt und platzieren Wehmut und Verbitterung, sodass beinahe schon eine lauschige Stimmung entsteht und richtiggehend Hit-Flair versprüht wird. Es sägt, bombt und scheppert zwar an allen Ecken, doch nicht selten nehmen RAGE NUCLÉAIRE das Tempo konsequent raus. Der Sound wurde bewusst rüde gehalten und erfordert doch einige Einstellungen am Equalizer meiner heimischen Anlage, um richtig sauber zu klingen. RAGE NUCLÉAIRE bieten auf „Black Storm Of Violence“ diese ganz gewisse Flair, das mich in den Neunzigern auf den Black Metal aufmerksam werden ließ. Natürlich null massentauglich und auf kommerziellen Erfolg scheißend, aber grandios!
(Nadine Schmidt | 8/10 Punkten)