Rage Against The Machine
Abseits der Wege...
Special
1996: Evil Empire
„Evil Empire„ macht es dem Rock-Fan noch schwerer, RAGE AGAINST THE MACHINE etwas abzugewinnen. Die Gitarren-Riffs verkommen zu Rhythmus-Huren, sind nur Mittel zum Zweck und im Vordergrund steht ganz deutlich der rappende Gesang von Zack de la Rocha. Dem Hörer von damals war noch nicht bewusst, welche Stellung das Erstwerk einnehmen würde, so dass man „Evil Empire„ einfach als gelungenen Nachfolger annehmen konnte, im Vergleich zum Debüt kann “Evil Empire” keine neuen Akzente setzen. Nicht nachvollziehbar, aber ein guter Beweis für die nicht vorhandene Relevanz solcher Preise ist die Tatsache, dass RAGE AGAINST THE MACHINE mit „Tire Me„ tatsächlich den Grammy für die beste Metal-Performance abräumten. Das Album kletterte in Amerika sogar an die Spitze der Charts, was nicht zuletzt sicherlich auch an den provokativen Inhalten liegt. „Evil Empire„ war die „freundliche“ Bezeichung, mit der Ronald Reagan die Sowjetunion bedachte und auch das Album-Cover nimmt Bezug auf die kranke Angewohnheit von Politikern sich selbst statt als Mörder als Wohltäter darzustellen.
Abgefahrenster Moment:
Schwierig, denn im Vergleich zum Debüt gibt es hier keine wirklichen Highlights, „Evil Empire“ ist eher ein zermürbendes Gesamtkunstwerk, das mit Wiederholungen und Vehemenz überzeugen kann. „Down Rodeo“ fühlt sich eben genauso an, wirbelt den Hörer im Kreis, bis ihm schwindelig wird, nur um dann in das unangenehm flirrende „Without A Face„ überzuleiten. „Evil Empire„ baut sich langsam aber stetig auf und führt den Hörer vom hereinstürmenden und sich den Weg frei trampelnden „People Of The Sun“ bis zum versöhnlichen „Year Of The Boomerang„.
Die beiden wichtigsten Textzeilen auf „Evil Empire„:
„Turn on tha radio, nah fuck it turn it off
Fear is your only god on the radio
Nah fuck it, turn it off
Turn it off, turn on tha radio, nah fuck it turn it off
Fear is your only god on the radio
Nah fuck it, your saviour‚s my guillotine, crosses and kerosene.“
(Vietnow)
Relevant deshalb, weil „Fear is your only god„ leider immer aktuell sein wird. Die Angst ist ein häufig eingesetztes Mittel von Politik und Religion, um Menschen in die Enge zu treiben, Entscheidungen zu beeinflussen und schlicht gezielte, eiskalt kalkulierte Manipulation zu ihren Gunsten durchzuführen.
„In a violent time. I wanna be Jackie Onassis, I wanna wear a pair of dark sunglasses. I wanna be Jackie O Oh oh oh oh please don‚t die!“
(Tire Me)
Sinnbildlich und treffend für den Wunsch klein und dumm zu bleiben und seinen Verstand und somit auch die Emotionen hinter einer dicken, schwarzen Sonnenbrille verstecken zu können. Wer hat sich das nicht schon mal gewünscht? Das „Please don‘t die„ könnte sich darauf beziehen, dass es solche Menschen braucht, denn wenn jeder Erdling sich von seinen Gefühlen treiben lassen würde, wären wir sicherlich schon alle tot. Die absolute Stille, wenn Zack diese Textzeile erst flüstert und dann brüllt, gibt ihr und dem Song „Tire Me„ das gewisse Etwas.
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