Psychotic Waltz
The Definitive Re-Issues 2024

Special

Into The Everflow (1992)

Psychotic Waltz

Nach dem Debüt tourten PSYCHOTIC WALTZ erst einmal eine Runde. Dass man jenseits des Atlantiks ursprünglich mehr Erfolg hatte als diesseitig, schlug sich auch auf die Aufnahmen des Zweitlings nieder, die in Deutschland in den Phoenix Studios in Herne stattfanden unter der Aufsicht eines gewissen Ralph Hubert (MEKONG DELTA). Bis auf die Neuverortung des Aufnahmeortes ins Ausland hatte sich am Modus Operandi der Band augenscheinlich nicht viel geändert … und doch sollte hier etwas ganz besonderes entstehen. „Into The Everflow“ beerbte das Debüt und war so ganz nebenbei das große Meisterwerk der Kalifornier.

„Into The Everflow“ – das vielschichtige Meisterwerk

Dabei nahm man, was auf dem Vorgänger so wunderbar funktionierte – Härte und Technik auf der einen, Atmosphäre und Feingefühl auf der anderen Seite – und trieb diese Aspekte noch weiter in Richtung Gipfel. Diese beiden Pole sprangen dem Hörer auch direkt auf den beiden eröffnenden Songs „Ashes“ und „Out Of Mind“ entgegen. So folgte der ungelenk schroffe Cut „Out Of Mind“, der Erinnerungen an den FATES WARNING-Drittling „Awaken The Guardian“ wach werden lässt, auf das eröffnende „Ashes“, das fast wie das Eintauchen in eine andersartige, fantasievolle Welt klingt mit lauter eleganten Gitarrenarabesken und dem mehrfach gelayerten Gesang Graves‘.

Weitere Facetten eröffneten sich nach und nach. „Tiny Streams“ atmete in seinen metallischeren Anteilen ein bisschen die frühen BLACK SABBATH (die Demo-Aufnahmen, speziell die ASLAN-Demo, geben Aufschluss auf die Proto-Wurzeln der Band), etwas was PSYCHOTIC WALTZ im abschließenden, gelungenen Cover „Disturbing The Priest“ sogar noch wörtlicher nehmen würden. Tremolo-Leads fügten sich natürlich in die Gitarrenarbeit hinein, was irgendwie ganz gut in die düstere Atmosphäre des Tracks hinein passt. „Little People“ und „Freakshow“ gehörten ebenfalls zu den heavieren Cuts, wobei Erstgenanntes mit epischeren Licks in unregelmäßigen Takten daherkommt. Nicht zu verkopft, sondern angenehm technisch und jederzeit wunderbar anzuhören.

Ein zentraler Titeltrack zum Niederknien

Wiederum fand man eine relativ konventionelle, aber deshalb nicht minder stimmungsvolle Ballade in „Hanging On A String“, die durch den mehrstimmigen Gesang Graves‘ angeleitet wurde, aber ebenfalls von den samtig aufgetragenen Moll-Harmonien lebte. Definitiv eines der gediegeneren Stücke, aber auch ein wunderbarer Einstiegspunkt für Neugierige, die Mühe haben, anderweitig in die Trackliste hinein zu finden. Auf dem anderen Ende des Spektrums hatte man dann ein „Butterfly“ mit seiner Mehraktstruktur. Wieder balladesk beginnend (wenn auch kraftvoller als „Hanging On A String“) wandelte sich das Stück dann in einen deutlich düsteren, abwechslungsreichen Rocker um, der fast wie eine Werkschau oder ein songschreiberisches Muskelflexing der Musiker wirkte.

Doch das Sahnehäubchen dieser Platte bleibt der epochale Titeltrack, im schleppenden Midtempo gehalten und vielleicht nur ein kleiner Tritt aufs Bremspedal vom Doom entfernt. Doch hier drehten PSYCHOTIC WALTZ die Regler für Atmosphäre voll auf, sodass man sich als Hörer förmlich in die Wogen dieses Tracks hinein fallen lassen konnte. Und wieder setzten epische Licks im Solo-Part genau die richtigen Akzente, um den Track über sich hinaus wachsen zu lassen. Was für ein Titeltrack, was für ein Album. Nach so einer massiven Veröffentlichung fragte man sich, wie es für die Kalifornier weitergehen sollte. Mächtiger, tiefer, weiter? Die überraschende Antwort lieferten die Kalifornier wiederum zwei Jahre später …

Trackliste:

Into The Everflow – Album (CD1):
1. Ashes
2. Out Of Mind
3. Tiny Streams
4. Into The Everflow
5. Little People
6. Hanging On A String
7. Freakshow
8. Butterfly
9. Disturbing The Priest

Into The Everflow – Bonusmaterial (CD2):
1. Into The Everflow (Demo 1991)
2. Tiny Streams (Demo 1991)
3. Little People (Demo 1991)
4. Hanging On A String (Demo 1991)
5. Freakshow (Demo 1991)
6. Butterfly (Demo 1991)
7. To Chase The Stars (Aslan Demo 1987)
8. No Glory (Aslan Demo 1987)
9. Spiral Tower (Aslan Demo 1987)
10. The Fry Tape (Aslan Demo 1987)
11. Halo Of Thorns (8-Track Demo 1989)
12. … And The Devil Cried (8-Track Demo 1989)
13. Successor (8-Track Demo 1989)
14. I Of the Storm (8-Track Demo 1989)

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Quelle: Alex Jusseit (Bandfoto)
11.07.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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