Post-Rock – Wer nicht hören will muss fühlen
1. April 2016 – Neuer Output von MOGWAI, EXPLOSIONS IN THE SKY und HAMMOCK

Special

#7 OCEANSIZE – „Meredith“ („Everyone Into Position„, 2005)

Es war ein ungemütlich verregneter Tag im Februar vor elf Jahren. Die Bandkumpels drückten mir ein flaches, recht lieblos verpacktes Päckchen in die Hand. „Alles Gute zum Geburtstag“, murmelten sie. Ich entfernte die Pappe und zog eine CD hervor. „Everyone Into Position“ stand auf dem Cover. Ich hatte keinen Schimmer, was für eine Band das ist, bedankte mich aber artig. Die Platte wanderte in die Gitarrentasche, die Bandprobe begann. Und ungefähr dieselben Schwierigkeiten, welche unsere Truppe aus frisch Wahlberechtigten seinerzeit beim Stricken guter Songs hatte, charakterisierte den Erstkontakt mit OCEANSIZE einige Tage später. Natürlich hatte ich das Geschenk im Dederonhalfter vergessen. Dann, zu allem Überfluss, als sich das silberne Scheibchen erstmals in der heimischen Anlage drehte, fummelten fünf Briten irgendwelche überlangen Songs zwischen Indie, Prog und atmosphärischem Rock daher. Machen wir’s kurz: Das Album zündete nicht.

Nicht gleich. Denn im Gleichklang mit der tickenden Lebensuhr arbeitete sich das Album immer weiter voran, tief in mein Innenleben, wo es schließlich gewissermaßen explodierte und konsequenterweise beträchtliche Wirkung hinterließ. Heute sehe ich „Everyone Into Position“ als eines der herausragendsten Werke der experimentellen Gitarrenmusik an. „Heaven Alive“, „A Homage To A Shame“, das unglaubliche „Music For A Nurse“…was für Perlen. Ein Song aber überstrahlt alle anderen auf diesem Album: „Meredith“. So viel Gefühl, so simpel und doch so viel Tiefe. Dieser – wenn dieser Begriff im Post-Rock überhaupt erlaubt ist – Refrain. Der blanke Wahnsinn. Und auch heute noch kommt es vor, dass ich auf nächtlichen Autofahrten diese Platte in den Player schiebe, die Lautstärke so hoch drehe, dass der Innenraum in bedenkliche Resonanzsurrung gerät, auf die Straße blicke und denke: Ohne dieses wunderbare Stück Musik würde mir etwas fehlen. Denn ohne OCEANSIZE – kein Post-Rock.

Anton Kostudis

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01.04.2016

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4 Kommentare zu Post-Rock – Wer nicht hören will muss fühlen - 1. April 2016 – Neuer Output von MOGWAI, EXPLOSIONS IN THE SKY und HAMMOCK

  1. Rasi sagt:

    Darf ich einmal uneingeschränkt https://tinyfingers.bandcamp.com/album/the-fall empfehlen? Eine etwas andere Herangehensweise und gerade deshalb so erfrischend.

  2. Arndt sagt:

    Oh ja. Tiny Fingers!
    Sehr sehr geile Band. Kommen mit auf die Long Distance Calling Tour.
    Das Album The Fall ist echt gelungen!

  3. Orkusofumgrom sagt:

    Ich halte das für einen ganz schwachen artikel. Geheimtipps sind in meinen Augen keine dabei und wenn dann absolut nichts heruasstechendes. Gerade in Deutschland gibt es eine wunderbare Szene: watered, daturah, wassermanns fiebertraum, frames usw., die alle mindestens so representativ wie milhaven sind (gute band, steht außer Frage). Dann halt noch die großen, die e schon jeder kennt… Allerdings wird nicht auf wirklich gute Tracks verwiesen. Z.b. Könnte man für mogwai zumindest den ein oder anderen song herausgreifen. Sind auch nicht alle ein thema. Müsste man sich nur The hawk is howling anhören. Atomic als auch rave tapes sind keine klassische mogwai alben. Nett wär auch bisl hintergrund, richtungen, waves und so dinge. Hätte man mehr draus machen können. Ich mein im ernst, ein special über post rock und dann nimmt man einfach willkürlich 10 bands raus… Hättet ihr auch einfach mur die links zu den alten rezensionen posten können. Das kann oder sollte man zumindest nicht so machen

  4. Alex Klug sagt:

    Moin Orkusofumgrom,

    danke für dein Feedback! Du hast absolut Recht, die Geheimtipps beschränken sich hier auf Milhaven und We Lost The Sea – aber weitere Bands werden folgen. Für den Auftaktsartikel wollten wir einfach etwas durchmischen.

    Wie ja im Text mehrfach erwähnt, ging es bei einigen Bands um die Neuerscheinungen, drum hätte ein anderer Mogwai-Song hier nichts zum Thema beigetragen. Klassische Mogwai-Alben gibt und gab es mMn nach allerdings noch nie. Du führst konkret die letzten beiden großen Releases auf und genau deshalb sprechen wir im Artikel ja auch von einer Band im Wandel.

    Übrigens sollte es nicht so klingen, dass alle Mogwai-Songs aus einem Motiv bestehen, es ist bloß ein häufiges Stilmittel – mMn gelegentlich auch auf The Hawk Is Howling, wenn auch in anderem Gewand.

    Hoffentlich gefallen dir zukünftige Beiträge besser – da sind dann jeweils konkrete Unterthemen und auch undergroundigere Bands geplant.

    LG