Abseits der Wege
Pirates Of The Caribbean 5

Special

Willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Asbeits der Wege“, in der wir uns wieder einmal dem Rezensieren eines Filmes, in dem Falle „Pirates Of The Caribbean 5: Salazars Rache“, widmen. Wir sind dazu wieder einer Einladung zu einer Pressevorstellung gefolgt und berichten euch nun über diesen Film, der ein relativ schwieriges Erbe hat. Denn die Vorgänger gelten nicht gerade als filmische Meisterleistungen und müssen sich stets am großartigen, ersten Film „Fluch der Karibik“ messen lassen. Auch „Pirates Of The Caribbean 5“ ist davon nicht ausgenommen. Zumindest kann aber schon mal so viel vorweg genommen werden: Teil 5 ist definitiv besser als Teil 4.

Ziel der Piratencrew ist es dieses Mal, den Dreizack von Poseidon zu ergattern, um die spanischen Geisterpiraten um Captain Salazar zu besiegen. Der hat besonders gegen Captain Jack Sparrow eine Fehde, macht aber auch vor anderen Seefahrern nicht halt. Die Story ist recht simpel gehalten und erzählt, was im Lichte dieser Serie, die sonst nur zu gerne unnötig ausschweift, definitiv ein Plus ist.

Ein gelungener Auftakt

„Pirates Of The Caribbean 5“ beginnt stark und ambitioniert. Das erste Drittel des Films zeigt ein neues Gespann von Filmemachern in Form von Joachim Rønning und Espen Sandberg, das versucht, seine Zuschauer durch intuitiv gestaltete Szenen in den Bann zu ziehen. Und das funktioniert. Ebenso funktionieren die Vorstellungen von Salazar als Bösewicht, wie auch des wieder auftretenden Captain Barbossa, der eher unwillig in die Ereignisse involviert wird, und Captain Jack Sparrow selbst, die alle drei eindrucksvolle Auftritte haben. Gerade Sparrow ist wie üblich sympathisch und strahlt genug Charisma aus, um seine Einleitungsszene zu tragen. Zumindest, bevor er im weiteren Verlauf des Filmes zum wandelnden McGuffin degradiert wird.

Denn die Hauptrolle haben die neuen Charaktere inne: Carina Smyth, die aufgrund ihres Intellekts für eine Hexe gehalten wird, und Henry Turner, Sohn von William Turner. Leider wirken sie sehr blass, sind wenig interessant geschrieben und nerven schnell. Ihre Charakterzüge sind recht unterentwickelt und kommen etwas zu eindimensional herüber. Das ändert sich auch während der übrigen Spielzeit zumindest für Henry nicht.

Relativ schnell bekommt man überdies den Eindruck, dass sich das Studio hier mehr als nur einmal eingemischt hat. Das resultiert im schlimmsten Falle in wahrhaft dummen Szenen, in denen Charaktere etwa in ein Gefängnis schleichen, um dort jemanden heraus zu holen. Anstatt ihre Tarnung jedoch aufrecht zu erhalten bzw. damit etwas interessantes anzustellen, reden sie mit ihren Zielen über ihr weiteres Vorgehen an Ort und Stelle. Und sie tun dies auch nicht gerade subtil, sondern in voller Zimmerlautstärke, während Wachen im Hintergrund umher laufen. Überhaupt sind die Stadtwachen, die im ersten Drittel des Filmes zu sehen sind, nahezu gänzlich inkompetent und nehmen dadurch gewissen Szenen die Spannung. Auch hier scheint es, als seien die Regisseure und der Drehbuchautor Jeff Nathanson dazu gezwungen worden, die Hauptcharaktere aufs Geratewohl gut aussehen zu lassen.

Mit der Zeit lässt „Pirates Of The Caribbean 5“ nach

Richtig klasse dagegen ist die Hintergrundgeschichte zwischen Salazar und Sparrow. Die ist wieder so gut und ambitioniert erzählt, dass man selbst sieht, wie genau Salazars Crew verunstaltet worden ist, wenn man denn in der entsprechenden Szene aufpasst. Selbst das durch CGI verjüngte Gesicht Sparrows kommt überzeugend herüber. Auch die Actionszenen sind generell alle wunderbar inszeniert und machen richtig Spaß.

Da ist es wirklich schade, dass der Film mit fortschreitender Laufzeit mehr und mehr sein Moment verliert. Die Bedrohung durch Salazar relativiert sich zum Ende hin, da er sich nur zu gerne mit kleineren Fischen aufhält. Auch im Endkampf scheint er sich mehr mit Geplänkel denn tatsächlichem Töten aufhalten zu wollen. Zwischen Carina und Henry bahnt sich zudem eine Romanze an, die jedoch durch den Mangel an überzeugender Charakterentwicklung auch eher platt und wie ein weiterer Hinweis auf Studiointervention herüberkommt. Das führt natürlich zu einem unsagbar käsigen Ende. Und relativ früh wird klar, dass einer der Protagonisten zum Ende hin sterben wird. Immerhin zieht „Pirates Of The Caribbean 5“ das durch und zieht im Gegensatz etwa zu „Civil War“ den Schwanz nicht davor ein.

Alles in allem ist „Pirates Of The Caribbean 5“ dennoch ein annehmbarer Film, der natürlich wie auch seine Vorgänger weit hinter der Qualität des ersten Teils zurück bleibt. Aber die neuen Gesichter hinter der Kamera haben definitiv frischen Wind in die Serie gebracht, wenn sie nicht gerade durch Einflüsse von außen zurückgehalten worden sind. Und auch wenn der Film durch diese deutlich wahrnehmbaren Restriktionen unter seinen Möglichkeiten bleibt, kann man mit „Pirates Of The Caribbean 5“ dennoch Spaß haben. Vorausgesetzt, man  möchte sich hierauf einlassen.

25.05.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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