Path Of Golconda
Pre-Listening des neuen Albums "Return"

Special

Am 13.11. kehren die Death Metal-Maniacs von PATH OF GOLCONDA zurück; „Return“ nennt sich kurz und knapp das neue Album des Fünfers. Ich hatte jüngst Gelegenheit zu einem kleinen Pre-Listening in bizarrer Umgebung, aber lest selbst:

Path Of Golconda

Der flüchtige Blick aus dem Landauer offenbart in rasender Geschwindigkeit vorbei fliegende eigentümlich anmutende Kulissenlandschaften, von deren Existenz in Wohnortnähe ich bisher nichts ahnte, so u. a. düstere skandinavische Wälder, sodann eine der Via Appia sehr ähnliche Umgebung und eine Art London um 1880. Das alles quasi vor der Haustür? Keine Zeit, Gedanken daran zu verschwenden, denn die hektische Fahrt endet abrupt in Oberhausen, im „Gotham Palace“, von welchem ich ebenfalls nie zuvor gehört hatte. Es ist einer dieser Wolkenkratzer, in denen es mühelos 200 Stockwerke nach unten geht, munter dem Erdkern entgegen. Es öffnen sich geräuschlos Fahrstuhltüren und geben den Blick auf eine monumentale Bühne frei. Die Liga der Superhelden ist bereits versammelt; Beruhigung konnte sich erst einstellen, als ich in einiger Entfernung die vertrauten Ray (Manuel), Echoe (Roman), The Eye (Rüdiger), Jack The Riffer (Andrew) und Dental (Daniel) erblicke, inmitten eines Kreises um One Stager (Andy), den altbekannten Magier der Töne aus Borgentreich. Ein eigenartiges Vibrieren liegt in der Luft; vor der Offenbarung regnet es aus den übergroßen Lautsprechern zur Einstimmung edelstählerne Pfeilspitzen von der Nordsee: „Death The Brutal Way“ der Holländer Asphyx. Unvermittelt wird die Bühne in vollkommene Schwärze getaucht, aus Nebelschwaden heraus growlt die mit verdrehten Ziegenhörnern und eigentümlichem Werwolffell verzierte Silhouette von Ray: „Alright you fuckin‘ nice guys, we are PATH OF GOLCONDA and this will be our return in nightmare and pain!“ Und schon beginnt das Inferno mit

Return

Der gleichnamige Opener des neuen Albums „Return“ eröffnet mit rhythmisch vorgetragenem Gesang; schwedisches Riffing sirrt hinterher. Dann folgen die typischen Growls von Ray, der für die Band typische verschachtelte, von nordischen Melodien fein geäderte Songaufbau, schwere Akkorde der Rhythmusabteilung. PATH OF GOLCONDA schätzen, wie wir wissen, sowohl AT THE GATES als auch die alte Schule. „It Is Time To Harvest Pain“ intoniert Ray, welcher schon im Eröffnungssong alle Facetten seines Gesanges andeutet: Tiefe und heisere Growls wechseln sich mit schwarzmetallischem Gefauche. Die Band fordert uns alles ab, das wird jetzt schon klar. Und tolle ergreifende Melodien haben sie sich da wieder als Klammern um ihre Mini-Epen ausgedacht.

Sharpen The Saw

Mit Speed geht es weiter. No prisoners taken… zunächst, denn dann fährt die Band das Tempo zurück. Böse tönt es jedoch immer. Das Schlagzeug knüppelt, Jack The Riffer und The Eye bieten uns noch einige Frankensteinakkorde. Ray spielt nicht zum letzten Male für einen Augenblick mit Klargesang („For every Glimpse…“) um sofort mit verschatteter Laune fortzufahren. Auch dieser Track tönt pechschwarz, gemein, hackt wie die Krallen eines Bergadlers oder die Zähne des entfesselten Wolfes. Und die Soli sind 1A!

The Wolves Are On The Prowl

„We Attack!“ intoniert der Leitwolf. Nach dieser eindringlichen Ansage an das engere Kreise ziehende Rudel gibt es diese traurigen Melodien, für die PATH OF GOLCONDA seit jeher ein Gespür haben. Obwohl vorsichtig mit Melodien und beinahe sanften Vocals geliebäugelt wird, setzt es dann wieder hammerharte, sehr schnelle Passagen voll von flirrenden Leads und führenden hämmernden Basslinien Denials. Es fällt auf, dass die Band stark auf anspruchsvolle, durchdachte Arrangements durchzogen von langen, dunklen Texten setzt, welche zum Ofthören und Entdecken einladen. CRADLE OF FILTH sind musikalisch zwar auf anderem Terrain heimisch, dennoch, die Tracks von PATH OF GOLCONDA werden atmosphärisch und hinsichtlich ihrer Komplexität in ähnlicher Weise verwoben. Strophe, Pre-Chorus, Chorus, Break, Variation des Themas, Klarvocals, Strophe, Bridge, Pre-Chorus, Chorus usw. Clever!

Under A Derelict Sky

Auch dieser Song verführt zunächst mit Melodien aus der Stratosphäre, um sich dann zu einem Heavy-Track in mittlerem Tempo zu entwickeln. Selten gelingt es einem Sänger dieses Genres so gut wie Ray, Gefauche und Grunts dermaßen treffend und ausdrucksstark parallel einzusetzen. Wenn der Fünfer Fahrt aufnimmt, diese berüchtigten schwedischen Leads Einzug halten und ergänzend auch moderne Elemente Eingang in den musikalischen Kosmos finden, dann kann das den Rezensenten schon fein stimmen. Moderne, das bedeutet hier nicht MetalCore, sanfte Chorusse oder hektisches Riffgeschiebe, sondern hintergründig eingesetzte urbanere Sounds in Form von unprätentiösen technischen Licks. In PATH OF GOLCONDAs Musik und Texten existieren immer archaische Elemente neben denen der Moderne.

Ophidian Bonds (Fragments From The Underworld)

Ein kurzes instrumentales Intermezzo: Das Geschrei eines bedauernswerten menschlichen Wesens welches wenig angenehme Bekanntschaft mit dem Hades und dessen Schergen macht, begleitet von lieblichen akustischen Gitarren. Ich hoffe doch, das war nur gespielt?!?

Fuck & Fiction

Für mich ein Kandidat des „Titels des Monats“, hehe… Diese rätselhafte Blume der Dunkelheit bietet nun sämtliche Facetten, welche PATH OF GOLCONDA gern schwelgerisch entfalten. Der melodische Chorus erinnert stark an die wehmütig vorgetragenen Refrains solcher Bands wie SACRILEGE aus der Mitte der Neunziger. Die Kulisse aus Kutschen, Laternen, der Atmosphäre des viktorianischen England voller Stadtbürger mit schwarzen Zylindern schafft Unbehagen; zu wenig ausgeleuchtet erscheint die nähere Umgebung, hallende Tritte auf Pflastersteinen verwirren. Echoe und Denial klopfen ordentlich, meine Güte…

Paler

Der Hohepriester des Bösen hypnotisiert weiter. Die monumentalen Songaufbauten muss man sich erklettern; karstig ragen Bergklippen über uns auf. Schneekristalle blinken obsidianfarbig. Die Gitarrenfraktion zieht eine Blutspur durch die in jungfräulichem weiß schillernden Gletscher. Die Texte geraten düster, „Betrayal“, „Winter Storms“, „Inferno“, „Fate“ u. a. lassen keine Entspannung aufkommen. Auch das folgende

Iconoclast

nicht. PATH OF GOLCONDA machen sich einen Spaß daraus, uns durch ihr verwinkeltes Labyrinth beinahe römischer Dekadenz, diesen Rausch wölfischer Gier zu führen. Der Blick in die Augen des Wolfes: er erschreckt, aber er verführt auch. Das Rudel attackiert, dann legt es Ruhepausen ein. Doch gerade Linien bevorzugt es nicht in seinem Revier. Das macht es für uns interessanter, die Wege nachzuzeichnen, falls wir lange genug überleben.

Lily Of The Meadows

Könnte zunächst ein Black Metal-Outro sein: Echoes einfache, jedoch bedrohlich-hypnotische Drums aus dem verbotenen Wald und ermutigende schwelgerische Keys locken mitten hinein in den dunklen Forst. Der spät einsetzende gequälte Gesang intoniert verzweifelt in der einzigen Strophe: „I Will Return“; mit ähnlich-atmosphärischem Arrangement haben INSOMNIUM ihr letztes Opus „Across The Dark“ eingeläutet.

Nach den letzten Takten der CD fällt der schwere samtene Vorhang; die Mitglieder der Band ernten für das Ausgeklügelte „Return“ verdientermaßen starken metallischen Applaus; die Sturmlaternen flackern ob des Windhauches. Es hat sich gelohnt, so lange zu warten. Nun gibt es die ersten Kurz-Interviews und, es hat sich inzwischen herumgesprochen, die interessante Aussicht, von PATH OF GOLCONDA sozusagen als Zugabe zum stählernen Orkan im Anschluss das ganze Album livehaftig akustisch dargeboten zu bekommen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Stühle werden gerückt, hölzerne Instrumente auf die Bühne getragen. Doch das ist eine andere Geschichte, welche ein andermal erzählt werden soll…

09.10.2009

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