Last Night On Earth Festival 2006
Rückschau auf die erste Festivalerfahrung
Special
GRAVEWORM und ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET müssen da erst einmal mithalten
In der Retrospektive kamen beide Gigs nicht sonderlich gut weg, gerade GRAVEWORM klangen an diesem Abend erstaunlich kraftlos und nicht einmal die Performance von „I – The Machine“ mochte dieses noch retten. ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET hatten nicht den besten Sound des Tages und zudem ihr bestes Album „Error In Evolution“ noch nicht veröffentlicht, sodass die Songs des Debüts „21st Century Killing Machine“ nicht ausreichten, um unseren Jüngling zu überzeugen.
Aus der heutigen Perspektive wären die beiden Gigs ein großes Leckerli, da GRAVEWORM mit Sicherheit einige Klassiker ihres Frühwerks mit im Set hatten und ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET ja zu Gunsten von THE CROWNs Reunion mit Johan Lindstrand aufgelöst wurden.
SAVAGE CIRCUS und DISBELIEF treffen auf ein aufgewärmtes Publikum
Zu den Highlights des Last Night On Earth zählte sicherlich die Performance von SAVAGE CIRCUS. Damals traten sie mit ihrem Debütalbum „Dreamland Manor“ an und auch, wenn zu dem Zeitpunkt BLIND GUARDIAN noch nicht wirklich auf dem Radar des unwissenden Konzertbesuchers waren, so würde der Gig den Krefeldern alle Ehre machen. Thomen Stauch an den Drums, Piet Sielck an der Gitarre und Jens Carlsson am Gesang sorgten für eine Power-Metal-Performance erster Güteklasse. Schade, dass diese Band sich viel zu früh aufgelöst hat.
DISBELIEF lieferten dann den ersten lupenreinen Death-Metal-Gig des Abends und wussten zu überzeugen. Zuhause stand bisher nur die „66sick“ im Regal, welche selten gehört wurde und das Konzert hat deswegen definitiv einige Pluspunkte für die Band rausgeholt. Das Problem dabei war nur, dass die nächste Band nicht nur für den Verfasser die Band war, auf welche gefühlt drei Viertel der Halle warteten und deswegen deren Zeitüberziehung von fünf Minuten anstelle von Applaus mit erhobenen Mittelfingern bekundet wurde.
EQUILIBRIUM und LEGION OF THE DAMNED – Von prägenden Erlebnissen und Starallüren
EQUILIBRIUM waren 2006 definitiv eine der angesagtesten Pagan-Metal-Bands Deutschlands. Zudem waren sie die unangefochtene Lieblingsband unseres kuttentragenden Schülers zu der Zeit. Schon zuhause wurde sich ausgerechnet, dass mit einer Stunde Spielzeit quasi das ganze „Turis Fratyr“-Album gespielt werden konnte und der Hype darauf wuchs ins Unermessliche. Wenn sie den ungeliebtesten Song des Albums („Die Prophezeiung“) streichen würden, würde sogar „Nach dem Winter“ aus der Demo ins Set passen. Und so kam es tatsächlich auch, genau dieses Set wurde gespielt, sogar inklusive des unsterblichen „Tote Heldensagen“. Zudem präsentierten sie damals schon „Blut im Auge“ vom erst 1,5 Jahre später erscheinenden „Sagas“. Und auch wenn der Moshpit die zarten Knochen fast zerdrückt hätte, so dauerte es doch eine Weile, bis die Ehrfurcht vor dem gerade Erlebten nachließ.
Umso ernüchternder war dann der Gig von LEGION OF THE DAMNED, die sich nicht mit der Second Stage zufrieden geben wollten und deswegen eine lange Umbaupause folgte, damit die Band, die in dem Jahr gerade erst „Malevolent Rapture“ veröffentlicht hat, auch auf der großen Bühne spielen konnte. Das Unverständnis darüber trübt die Erinnerung an den Gig, der auf Grund der Setlist sicherlich fett war.
Der Abschluss – EKTOMORF, END OF GREEN und WINTERSUN
EKTOMORF haben mit „Outcast“ ihr wohl bis heute wichtigstes Album kurz vor dem Last Night On Earth veröffentlicht und spielen davon dementsprechend viele Songs live. Zusammen mit „Fuck You All“ und ein, zwei weiteren Klassikern war das Grund genug, die schon arg schwindenden Kraftreserven noch einmal zu mobilisieren, um für die Band standesgemäß abzugehen. Der späte Platz in der Running Order war jedenfalls goldrichtig, denn die Kraft, die die Band damals wie heute versprüht, macht müde Männer und Frauen wieder munter. Nicht dauerhaft jedoch, denn unsereiner setzte sich danach auf den Boden an die Hallenwand und verschlief spontan den kompletten Gig von END OF GREEN und das sogar, obwohl an dem Tag kein Alkohol getrunken wurde.
Dafür war die Fitness dann beim Headliner WINTERSUN, der immerhin von ein bis zwei Uhr nachts spielen sollte, wieder da. Nur ärgerlich, dass der Sound zickte und, dass um Punkt zwei Uhr morgens Schicht im Schacht sein musste, WINTERSUN aber auf Grund der durch LEGION OF THE DAMNED entstandenen Verspätung ihr Set kürzen mussten. Das gefiel dem Publikum natürlich überhaupt nicht, war aber nicht zu ändern. Immerhin gab es unter anderem die beiden Übertracks „Winter Madness“ und „Starchild“ zum ersten Mal für uns auf die Ohren.
Die erste Festivalerfahrung wird einem immer im Gedächtnis bleiben
Bis heute findet das damals schon in weiser Voraussicht in XL gekaufte Leibchen Platz auf dem Körper und auch das erste Festivalbändchen, beziehungsweise das, was davon nach knapp zehn Jahren am Arm noch übrig war, wird natürlich sorgfältig aufbewahrt. Die erste Festivalerfahrung ist etwas, was wohl niemand vergessen wird und so viele Träume in Sachen Liveerlebnis an einem Tag erfüllen zu können war einmalig! Zudem war es auch so kräftezehrend, dass der nun komplett geplättete Jüngling kurz nach Beginn der Rückfahrt auf dem Beifahrersitz einratzte, während sein alter Herr ihn und seinen Kumpel sicher heimbrachte. Danke, Papa!
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