Omnium Gatherum
Beyond - Die zweite Meinung
Special
Als OMNIUM GATHERUM vor zwei Jahren mit „New World Shadows“ zum ersten Mal auch ausufernd epische Gitarrenlinien ins bandtypisch zelebrierte Songmaterial integrierten, die nicht selten an ihre Landsmänner von INSOMNIUM erinnerten, und dabei das ungestüme und rohe Element der ersten zwei/drei Alben endgültig hinter sich ließen, klang das Ergebnis noch nicht überzeugend genug um in Jubelarien ausbrechen zu können. Diese neue Facette im unverwechselbaren Sound der Band hatte Zeit zu reifen und wurde perfektioniert. Denn „Beyond“ trifft nicht nur meine ohnehin schon hohen Erwartungen, sondern schafft es auch darüber hinaus! „Beyond“ ist eine Reise durch episch angelegte, schlichtweg atemberaubende Klanglandschaften, die hier und da mit gefälligen Überraschungen aufwarten.
Während der Opener („New Dynamic“) uneingeschränktes Suchtpotential offenbart, auch weil er das zauberhaft schöne Gitarrenthema des Intros („LuoTo“) noch einmal aufnimmt, fesseln die Finnen im weiteren Verlauf des Albums immer wieder mit schnellem und auch gemäßigtem Tempo, auch und vor allem innerhalb der einzelnen Songs selbst, und erzeugen damit das Gefühl von erlebten, abgeschlossenen Kapiteln innerhalb einer zusammenhängenden Geschichte, der man sich nicht entziehen kann bis man sie von Anfang an bis zum Ende durchlebt hat. Auch die Akustik-Parts im Höhepunkt des Albums („Formidable“) hinterlassen Gänsehaut, ebenso wie das als Power-Ballade konzipierte „Who Could Say“ mit wohl dosiertem Clean-Vocal-Anteil, das jedoch den ersten Eindruck sehr bald schon hinter sich lässt und eine majestätische Größe entfaltet, wie man sie in diesem Genre nur selten zu hören bekommt und es einem heiß und kalt den Rücken hinablaufen muss.
Die süße Schwere, die Melancholie, die das Fundament aller Songs darstellt, während elegische, zauberhafte Gitarrenmelodien den Grundriss darstellen und das wütende Element eines tief-growlenden Jukka Pelkonen die Dachkonstruktion, erschaffen zeitlose und melodisch-unverwüstliche Todesblei-Elegien, die Garant sind für einen außergewöhnlichen und abwechslungsreichen Musikgenuß. „Beyond“ ist kein Album für den schnellen Konsum zwischendurch – wer das erwartet wird sicherlich enttäuscht -, sondern ein atemberaubend anspruchsvolles kleines Meisterwerk, das man am besten mit geschlossenen Augen und angemessener Lautstärke genießt und erforscht. Letztendlich gibt es viel zu entdecken. Das erste ganz große Highlight in diesem Jahr!
9/10